Genau 20 Jahre ist es her: 1996 haben die Woltersdorfer Kameraden auf dem Schornstein neben der Feuerwehr in 13 Meter Höhe ein Storchennest errichtet. Die Woltersdorfer haben sich darüber gefreut und auch die Feuerwehrleute hofften, dass ihre Nachwuchssorgen damit gelöst sind. Und wie es aussieht, hat es funktioniert – so hat Woltersdorf eine große Kinder- und Jugendwehr.
Seit dem Nestbau kommt Adebar jedes Jahr in den Ort. In der ersten Zeit war die Storchentafel an der Schule angebracht und Lehrer Walter Gehl schrieb auf, wann das Federvieh eintraf und wieder abflog. Seit 2005 kümmert sich der Woltersdorfer Ortschronist Dieter Jesche darum. Er hatte angeregt, die Tafel sichtbarer anzubringen. Daher ist sie jetzt in der Schulstraße/Ecke Gottower Straße zu finden.
Abflug ist alljährlich im August
2007 und 2012 war die Ankunft des ersten Storchs bereits am 26. März. In diesem Jahr kamen sie erst am 23. April – dafür trafen Männchen und Weibchen am selben Tag ein. Dieter Jesche ist gespannt, wie lange sie noch bleiben werden. Bisher war der Abflug von Alt- und Jungstörchen immer zwischen dem 17. und 31. August. „Leider wissen nicht, wohin die Störche genau fliegen. Es könnte die Türkei aber auch Polen sein. Und es steht auch nicht fest, ob es wirklich immer dieselben Störche sind, die sich hier niederlassen“, sagt der Storchenbeauftragte.
Aber so einige Beobachtungen machten die Woltersdorf: 2008 kreisten 14 Störche über dem Woltersdorfer Nest. Neun von ihnen ließen sich dann gemeinsam nieder, als würden darüber beraten, wem der Horst zusteht – so sieht es jedenfalls auf einem Film vom Heimatverein aus. Ein Drama ereignete sich im vorigen Jahr: Die beiden Storchenkinder ertranken im Nest.
Erfahrungsaustausch der „Storchenbeauftragten“
Alle zwei Jahre lädt das Umweltamt des Landes die Storchentafelbetreuer zum Erfahrungsaustausch ein. In diesem Jahr fand das Treffen in Dobbrikow statt. Dort erfuhren die Teilnehmer unter anderem, dass 1934 die ersten Weißstörche in Deutschland gezählt wurden. Interessant waren auch die Berichte der Storchentafelbetreuer aus dem verschiedenen Orten.
Hintergrund
Die Zahl der Horste für Störche im Land Brandenburg ist seit Jahren stabil. Die Bruterfolge gingen in den vergangenen Jahren allerdings zurück. Die Ursachen dafür sind Stromschläge, Kälte, Trockenheit und Starkregen sowie Mangel an Futterquellen.
Störche benötigen für ihre Futtersuche ungedüngte Wiesen, Weiden, Brachen oder Gewässer. Der Naturschutzbund Brandenburg begleitet seit Jahrzehnten die Erfassung der Störche.
Ein Storchenfreund aus Stülpe berichtete, dass sich dort Adebar in einer Fensterscheibe gespiegelt hat und daraufhin an die Scheibe pickte, um den vermeintlichen Widersacher in die Flucht zu schlagen. Dieter Jesche erinnert gut daran, wie ein Storch regelmäßig auf dem Grundstück der Woltersdorfer Kita umherspazierte. Auch in Hennickendorf wo drei Jungstörche mit ihren Eltern auf der Kirche hausen, ist die Fütterung jedes Mal ein Schauspiel.
Von Margrit Hahn