Das neue Jahr sollte für Norbert B. Gillmeister nichts Gutes bringen. Silvesterböller explodierten in der Nacht zum 1. Januar 2012 so unglücklich in seiner Nähe, dass der Leegbrucher einen 60-prozentigen Hörverlust auf dem einen und einen 40-prozentigen auf dem anderen Ohr erlitt. Seitdem ist er auf Hörgeräte angewiesen. Ein reichliches Jahr später, im Februar 2013, traf sich die Selbsthilfegruppe Hörgeschädigte in Oberhavel das erste Mal.
Eine Runde, die sich austauscht, um Akzeptanz und Veränderungen kämpft, „denn ein schlechtes Gehör wird kaum als Behinderung wahrgenommen“, weiß Gillmeister. Dabei führe gerade Hörverlust zu Isolation der Betroffenen. Zudem hätten viele Menschen aber nicht das Selbstbewusstsein, zu ihrer Schwerhörigkeit zu stehen. Vor allem Frauen neigten zu falscher Eitelkeit. Dabei ist eine Brille längst modisches Accessoire. Und Hörgeräte können „so klein sein wie ein Cent-Stück“. Ursachen für Hörschäden gibt es viele: von Geburt an, Unfälle, zu viel Lärm im Berufsleben, Dauerbelastung der Ohren über Kopfhörer, zu laute Musik, altersbedingte Schwerhörigkeit. Zunehmend junge Leute sind von Hörschäden betroffen.
Wenn es darum geht, nicht zu wissen, sollte man erst einen HNO-Arzt aufsuchen oder einer Hörgeräteakustiker? Was bezahlt die Kasse, was nicht? Wo bekomme ich rechtlichen Rat oder welche Erfahrungen haben andere mit Hörimplantaten – dann sind Betroffene in der Selbsthilfegruppe genau richtig. Und bei Gillmeister, der zudem Vorstandsmitglied im Deutschen Schwerhörigenbund, LV Brandenburg, ist. „Wir fordern auch viel mehr ’Ringschleifen’ einzubauen, damit Menschen mit Hörgerät in öffentlichen Sälen wie im Landtag besser hören können.“ Auch Untertitel im TV wären wichtig, fordert Gillmeister. Schwerhörigkeit beginne zumeist schleichend. Wenn alles immer leiser ankommt, sollte man Hilfe suchen, rät er.
Von Heike Bergt