Arbeitsmarkt in Brandenburg trotz Corona bislang stabil

Die Arbeitslosigkeit in Brandenburg ist wegen der Corona-Krise im vergangenen Jahr gestiegen, allerdings weniger als befürchtet. Im Dezember waren 81 421 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, das sind 8049 mehr als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 6,1 Prozent. Das sind 0,6 Prozentpunkte mehr als im Dezember 2019. Verglichen mit November 2020 war der Anstieg mit 0,1 Punkten (1322 Arbeitslose) jedoch nur noch gering. Diese Zahlen präsentierte am Dienstag die Regionaldirektion der Bundesanstalt für Arbeit Berlin-Brandenburg. Schröder: Kurzarbeit stabilisiert den Arbeitsmarkt: Die neue Vorsitzende Ramona Schröder sagte, der Arbeitsmarkt in Brandenburg zeige sich zum Ende des Jahres 2020 in einer „stabilen Verfassung“. Die Unternehmen, die von den Corona-Einschränkungen betroffen seien, würden weiter stark die Regelungen zur Kurzarbeit nutzen. „Das stabilisiert den Arbeitsmarkt“, betonte Schröder, die seit dem 1. Dezember vorigen Jahres im Amt ist und zuvor sieben Jahre lang den Arbeitsagenturbezirk Potsdam leitete. Nach den jüngsten verfügbaren Zahlen waren im September 32 503 Brandenburger in Kurzarbeit, vor allem in Gastgewerbe, Einzelhandel, Tourismus und Dienstleistungen. Das waren 3,8 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Nach Angaben von Schröder wurden dafür knapp 300 Millionen Euro bereit gestellt. In Berlin gibt es 90.673 Beschäftigte, die kurzarbeiten. Die Quote liegt bei 5,8 Prozent. Aus Sicht des brandenburgischen Arbeits- und Wirtschaftsministers Jörg Steinbach (SPD) ist Brandenburg bisher „mit einem hellblauen Auge“ davongekommen – auch wenn 2020 ein „äußerst schwieriges Jahr“ gewesen sei. Er sei zuversichtlich, dass die Wirtschaft die kommenden „harten Monate“ meistern könne, auch durch die finanzielle Unterstützung von Bund und Land. Steinbach hob aber auch hervor, dass nicht jedes Unternehmen gerettet werden könne. Erfreut zeigte sich der Minister über das Instrument der Kurzarbeit. Damit könnten Entlassungen bislang vermieden werden. Der Vorteil, so Steinbach, sei es, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unmittelbar nach der Krise wieder zur Verfügung stünden. Zahl der Arbeitslosen in Berlin stärker gestiegen als in Brandenburg: Schröder sagte, sie sei trotz der Krise optimistisch, dass es im Jahr 2021 wieder einen Rückgang bei der Arbeitslosigkeit in beiden Ländern und einen Beschäftigungszuwachs geben werde. Zu den „tragenden Branchen“ mit hoher Beschäftigung trotz der Krise zählte sie die Öffentliche Verwaltung, den Gesundheitssektor, den Bereich Erziehung und soziale Berufe. Mit dem Standort Tesla in Grünheide gebe es für Beschäftigung einen „Hotspot“, der sich im kommenden Jahr positiv auswirken werde. Es gebe aber auch „lokale Sorgenkinder“ in Brandenburg, wie die Gastronomie, der Tourismus und die Metall- und Elektrobranche. Rückblickend auf das Jahr 2020 bilanzierte Schröder, durch die Corona-Pandemie sei die Zahl der Arbeitslosen in Berlin deutlicher gestiegen als in Brandenburg. 202 388 Menschen waren im Dezember in der Hauptstadt arbeitslos gemeldet und damit lediglich 75 mehr als im November. Die Arbeitslosenquote lag im Vergleich zum November unverändert bei 10,1 Prozent. Verglichen mit dem Dezember des Vorjahres waren es dafür 52 238 Arbeitslose mehr. Die Arbeitslosenquote stieg innerhalb eines Jahres um 2,4 Prozentpunkte. Nach den Worten der Chefin der Regionaldirektion bleiben Qualifizierung und Ausbildung das Thema Nummer 1 für den Arbeitsmarkt. „Denn nach der Krise wird der Bedarf an Fachkräften wieder deutlich steigen.“ Die deutlichsten Folgen der Krise könnten möglicherweise dem Arbeitsmarkt erst noch bevor stehen. Darauf verwies der Vize-Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, Alexander Schirp. „Wir wissen nicht, was noch kommt.“ Unternehmen versuchten, ihre Beschäftigten trotz der Krise zu halten. Zum anderen entstünden nur noch wenige neue Jobs. Unter dem Strich würde aber das erneute Herunterfahren der Wirtschaft seit November den Arbeitsmarkt bislang weniger als befürchtet belasten, so Schirp. Von Igor Göldner