AstraZeneca: Lehrer und Erzieher sollen bei Impfungen vorgezogen werden

Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (StiKo), das Corona-Präparat von Astrazeneca nur an Menschen unter 65 Jahren zu verabreichen, sorgt für Diskussionen über Änderungen bei der Impf-Reihenfolge – und weckt neue Begehrlichkeiten. Elternvertreter in Brandenburg forderten am Freitag von der Landesregierung eine entsprechende Änderung der Impfstrategie. Das Personal in Schulen und Kitas müsse nun eine Chance auf eine Corona-Impfung bekommen, sagte Landeselternsprecher René Mertens. „Lehrer und Erzieher haben ein vitales Interesse daran, besser geschützt zu sein – wir Eltern natürlich auch“, sagte er der MAZ. Er äußerte die Erwartung, dass darüber bei dem Nationalen Impfgipfel gesprochen werde, der am Montag auf Initiative von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) stattfindet. In einer gemeinsamen Erklärung forderten Landeselternrat sowie Landeskita-Elternbeirat: „Lehrer und Erzieher leisten einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise. Für sie muss es unverzüglich ein Impfangebot geben. Nur so können wir schnellstmöglich zum Regelbetrieb in Schulen und Kitas zurückkehren.“ Brandenburg will sich an StiKo halten: Das Brandenburger Gesundheitsministerium verwies auf die Empfehlung der StiKo sowie die Impfverordnung des Bundes. „Nach diesen Vorgaben wird die Impfstrategie COVID-19 auch im Land Brandenburg umgesetzt“, teilte Ministeriumssprecher Gabriel Hesse mit. Derzeit werden bevorzugt Personen über 80 Jahren und Pflegebedürftige geimpft sowie Mitarbeiter in der Pflege und im Gesundheitswesen. Sollte die StiKo bei ihrer Einschätzung bleibe, dass das neue Mittel von Astrazeneca nicht für über 65-Jährige eingesetzt werden sollte, könnten damit jüngere Gruppen versorgt werden, so die Überlegung. Auch mehrere Politiker forderten ein Nachdenken über die Impfreihenfolge. EU-Behörde gibt grünes Licht: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) teilt die Einschätzung der StiKo aber nicht. Sie empfahlt der EU am Freitagnachmittag, den Impfstoff für Personen ab 18 Jahren freizugeben. Eine besondere Begrenzung auf Personen unter 65 Jahren gab die EMA nicht ab. Sie räumte aber ein, dass es noch nicht genügend Studienergebnisse gebe, aus denen man ablesen könne, wie wirksam der Impfstoff bei Älteren sei. Aus ihrer Sicht spricht aber auch nichts dagegen, das Mittel auch an Ältere abzugeben. Streit mit dem Hersteller: Auch wenn nur es nur vergleichsweise wenige Testpersonen über 55 Jahre gegeben habe, sei eine Zulassung zu vertreten. Die EMA verwies auf gute Test-Resultate bei den übrigen Altersgruppen sowie Erfahrungswerten mit anderen Impfstoffen. Der britisch-schwedische Hersteller hatte zuvor Berichte als falsch zurück gewiesen, dass der Impfstoff bei über 65-Jährigen nur zu acht Prozent wirksam sei. Wann der Impfstoff, der als günstig und leicht handhabbar gilt, geliefert werden kann, ist noch unklar. Vergangene Woche hatte Astrazeneca angekündigt, weniger Impfstoff zu liefern, als es mit der EU vereinbart war. Statt 80 Millionen würden 31 Millionen Dosen an die EU zugestellt, was an einem geringeren Ertrag beim Herstellungsprozess liege, wie der Konzern erklärte. In einem Vorvertrag hatte sich die Union laut Kommissionsangaben bis zu 400 Millionen Dosen gesichert. Im Streit darüber veröffentlichte die EU-Kommission am Freitag den Vorvertrag, der allerdings an den entscheidenden Stellen geschwärzt ist. In Brandenburg wurden bislang knapp 71.000 Menschen gegen das Coronavirus geimpft. 8362 Menschen erhielten bereits eine Zweitimpfung. Von Torsten Gellner