Aufbauhäuser für Deutschland: AfD-Politiker verkauft Häuser für Patrioten

Man könnte es lustwandeln nennen, die Art und Weise, wie Benjamin Filter in seinem eigenen Werbevideo durch namenlose Dörfer schlendert. Die Bäume und Vorgärten sind winterlich verschneit, eine Idylle. Unterlegt ist die Szenerie mit leiser, klassischer Musik. „Aufbauhäuser für Deutschland“, kurz AFD, heißt Filters Immobilienprojekt, die zugehörige GmbH wurde am 28. Januar 2020 am Amtsgericht Potsdam unter dem Namen „Projekte 2020“ angemeldet. Ihren Sitz hat sie in Dallgow-Döberitz (Havelland). Geschäftsführer ist Benjamin Filter, ehemaliger Burschenschaftler, AfD-Mitglied und Referent von Steffen Kotré, der seit 2017 für die AfD Brandenburg im Bundestag sitzt. Das Motto der Firma lautet: Aufbauhäuser für Deutschland – die patriotische Geldanlage. Filters Konzept: Häuser für Patrioten: Häuser für Patrioten, das ist Filters Konzept, und so lautet eines der Firmenziele: „Jeder deutschen Familie ein AFD-Eigenheim.“ Beworben werden derzeit nur drei Immobilien in Sachsen-Anhalt. Aber auch in Brandenburg soll es Objekte geben, wie Benjamin Filter auf Anfrage der MAZ sagte. Investoren verspricht Filter drei bis sechs Prozent Rendite, potenziellen Käufern die Möglichkeit eines Mietkaufs: „Durch das Mietkaufmodell benötigen Sie kein Eigenkapital. Alles was Sie mitbringen müssen ist Fleiß und der Wille zur Verantwortung.“ Etwa 500 Euro Miete will Filter für seine Objekte haben, die allesamt aussehen, als wären sie mehr als renovierungsbedürftig. Einen guten Eindruck von den Immobilien kann man sich anhand der pixeligen Fotos nicht machen. Ob schon Häuser verkauft wurden, dazu will Benjamin Filter sich nicht weiter äußern. Ein AFD-Heim für Patrioten? Die Abkürzung, die Filter auf seiner Website nutzt, ist nicht die einzige Überschneidung zur offiziellen Parteilinie. Da ist der markige Spruch auf dem Portal der Website: „Andere reden. Wir machen!“, der in ähnlicher Form bereits bei lokalen AfD-Wahlkampf-Kampagnen im Gebrauch war. Das Thema Landflucht, das auch im Parteiprogramm eine Rolle spielt. Da sind die „Berater“, natürlich inoffiziell und unbezahlt. Einer von ihnen ist Steffen Kotré, Mitglied im Bundestag, und Filters Chef. Im Werbevideo zum Projekt seines Referenten hat Kotré einen kleinen Auftritt. Gemütlich platziert auf einem Sofa, schaut er in die Kamera und richtet sich direkt an die Zuschauer: „Mit diesem Projekt schaffen wir eine Symbiose, von denen, die mit Herzblut dabei sind und finanziell unterstützen, und denjenigen, die sich diesen Wohnraum schaffen wollen.“ Ist AFD gleich AfD? Wer ist wir? Nur eine Gruppe aus AfDlern oder die AfD-Partei? Die Firma sei kein offizielles Partei-Projekt, heißt es auf Nachfrage von Benjamin Filter. Die Ähnlichkeiten im Corporate Design und in der Ansprache, die Abkürzungen, das habe sich im Entwicklungsprozess „so herauskristallisiert“. Über den Eindruck, dass die „Aufbauhäuser für Deutschland“ (AFD) Teil der offiziellen AfD seien, sagt Filter: „Wenn sich das so darstellt, lässt sich das nicht vermeiden.“ Die Frage ist natürlich, ob der Name rein zufällig gewählt wurde – und was überhaupt Aufbauhäuser sein sollen. Steffen Kotré sagt, er und andere Parteimitglieder würden das Projekt „wohlwollend begleiten.“ Der Name Sebastian Münzenmaier fällt, ebenfalls AfD-Mitglied, mit Sitz im Bundestag. Finanziell sei er aber nicht involviert, sagte Kotré gegenüber der MAZ. Auch habe er keine Ahnung, wer die Investoren seien, die das Projekt finanziell unterstützen. Die AFD-Spitze reagiert auf Nachfrage des RedaktionsnetzwerksDeutschland (RND) verärgert auf Filters AFD-Konzept und der vermeintlichen Nähe zur Partei. „Wer Aufbauhäuser bauen will, der möge das tun“, sagte AfD-Chef Jörg Meuthen. „Aber dann bitte mit einer Bau- und Immobilienfirma, nicht mit einer politischen Partei, und ganz sicher nicht mit der AfD.“ Ein Parteisprecher sagte gegenüber dem RND: „Der Bundesverband hatte bis heute weder von dem Projekt selbst noch von dem Unternehmen (...) irgendeine Kenntnis.“ Von Gesa Steeger und Jan Sternberg