Brandenburg: Woidke erwartet steigende Corona-Zahlen über Weihnachten

Kurz vor Weihnachten hat Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) die Märker zum Abstandhalten an den Feiertagen aufgefordert. „Gerade dieses Weihnachten muss anders sein“, sagte der Regierungschef bei einer Rückblicksveranstaltung vor Journalisten der Landespressekonferenz. „Das Coronavirus kennt keine Feiertage“, warnte Woidke. Es helfe nur die „bittere Medizin“ der Kontaktvermeidung. In den kommenden Tagen und Wochen sei weiterhin mit einer Zunahme der Fälle zu rechnen, so der Ministerpräsident. Der Lockdown werde voraussichtlich frühestens nach zwei bis drei Wochen Wirkung zeigen. „Der Gegner ist nicht berechenbar, Prognosen sind sehr, sehr schwierig“, sagte Woidke. Vom nächsten Treffen der Ministerpräsidenten der Länder am 5. Januar erwarte er keine größeren Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen, sagte Woidke. Zu hoch seien die Infektionszahlen bundesweit. Aktuell sind in Brandenburg 13.666 Menschen an Covid-19 erkrankt. Insgesamt haben sich seit März 36 543 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Derzeit werden 983 Patienten im Krankenhaus behandelt; davon werden 182 intensivmedizinisch betreut, 116 von ihnen müssen beatmet werden. 22 106 Menschen gelten als genesen - 515 mehr als einen Tag zuvor. Regierungschef hofft auf mehr Impfstoff: Im Umgang mit der Pandemie ist laut Woidke „Geduld und Disziplin“ gefordert. Die Impfkampagne werde sich „mit Sicherheit bis Mitte nächsten Jahres“ hinziehen, schätzt Woidke. Der Sozialdemokrat stellte sich dem Eindruck entgegen, der Bund habe nicht genug Wirkstoff bestellt. Die bislang bekannten Mengen seien nur der Anteil Deutschlands am europäischen Kontingent, nun aber habe Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Deutschland nachgeordert. Woidke sagte, er hoffe, „dass sich möglichst viele Brandenburger impfen lassen“. Zuvor hatte Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft die Erwartung geäußert, dass Brandenburg zunächst 10.000 Impfdosen erhält – weil zweimal pro Person geimpft werden muss, können also 5000 Menschen im ersten Durchgang immunisiert werden. Er gehen fest davon aus, „dass Stück für Stück die Tranchen, die das Land Brandenburg erhält, steigen werden“, so Ranft. Weshalb sich das Virus im Süden und der Grenzregion besonders rasant ausbreitet derzeit, schreibt Woidke unter anderem einer verbreiteten Wahrnehmung der dortigen Bevölkerung aus dem Frühjahr zu. Gerade dort, wo das Infektionsgeschehen in der ersten Welle schwach gewesen sei, hätten sich „Fahrlässigkeiten eingeschlichen“, so der Ministerpräsident, der in der Lausitz wohnt. Viele Menschen hätten sich an den Gedanken gewöhnt: „Corona ist weit weg.“ Es gebe aber noch andere Gründe für die Entwicklung. Chartertouren auf polnische Märkte: Im Umgang mit der Seuche kritisierte Woidke es als „widersinnig“, dass derzeit aus Berlin Busse gechartert würden, um Berliner auf polnische Märkte zu bringen, während in Brandenburg der kleine Grenzverkehr untersagt worden sei – um genau solche Touren zum Shoppen, Tanken oder Zigarettenkauf zu unterbinden. Der Berliner Senat habe das Problem aber erkannt und werde es, so erwartet Woidke, in den kommenden Tagen behandeln. Brandenburg werde verstärkt Kontrollen im Umfeld der Grenze vornehmen. Die Aufnahme von Brandenburger Covid-19-Patienten in Berlin wertete der märkische Regierungschef als Zeichen, wie „eng verflochten die Gesundheitssysteme“ der beiden Bundesländer seien. Berlin und Brandenburg handelten solidarisch. Lesen Sie auch MAZ-Umfrage AfD in Brandenburg stürzt ab – Koalition mit stabiler Mehrheit MAZ-Umfrage: So beliebt und bekannt sind Brandenburgs Landespolitiker Drosten: Coronavirus-Mutation dürfte Deutschland schon erreicht haben Corona in Brandenburg am 21.12.20: Alle Updates im Liveblog Von Ulrich Wangemann