Brandenburg feiert die 30 Jahre Deutsche Einheit 30 Tage lang in Potsdam

Ohne Festmeile der Bundesländer und ohne Bürger-Party: In Brandenburg sollen 30 Jahre Deutsche Einheit in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie auf andere Art gefeiert werden. Am Mittwoch präsentierte die Staatskanzlei ein „Alternativkonzept“. Danach wird das Fest in der Landeshauptstadt Potsdam auf 30 Tage ausgedehnt, um „coronagerecht“ größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Start ist bereits am 5. September. Ursprünglich sollte das Zentrale Einheitsfest – Brandenburg ist in diesem Jahr der Ausrichter – am Wochenende 3. und 4. Oktober, stattfinden. Das Motto lautet: „30 Jahre Deutsche Einheit - 30 Tage Präsentation der deutschen Vielfalt in Potsdam - 30 Mal Deutschland“. Kanzleichefin Schneider: „Nein, wir sagen das Fest nicht ab“: Lange Zeit stand sogar wegen des Corona-Virus eine komplette Streichung des Festes im Raum. Im April war in München das diesjährige Oktoberfest abgesagt worden. Deshalb gingen viele in Potsdam davon aus, dass es das geplante Fest zur Deutschen Einheit auch nicht geben wird. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte am Mittwoch, er habe große Sorgen gehabt, dass das Fest nicht stattfindet, „und wir leer ausgehen.“ Nun sei er froh, dass ein Weg gefunden werde, Potsdam zum Jubiläum anders und an die Situation angepasst zu präsentieren. Staatskanzleichefin Kathrin Schneider (SPD) bekräftigte: „Nein, wir sagen das Fest nicht ab. Wir wollen 30 Jahre Einheit feiern.“ Dafür gebe es allen Grund. Sie sprach allerdings auch von einem „Experiment“, auf das sich auch die anderen Bundesländer eingelassen hätten. Niemand könne wissen, wie sich das Infektionsgeschehen bis Herbst entwickele. Einheits-Expo: Statt des Einheitsfestes soll es vom 5. September bis 4. Oktober eine Art Stadt-Ausstellung zum Jubiläum geben. Diese zieht sich durch die Innenstadt – von der Freundschaftsinsel über Bassinplatz, Hegelallee und Luisenplatz bis zum Lustgarten. Sie nennt sich offiziell „Einheits-Expo“. Dort können sich alle 16 Bundesländer auf jeweils auf 30 Quadratmetern präsentieren. Mit dabei sind auch die Verfassungsorgane: Bundespräsident, Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundesverfassungsgericht. Sie haben für die Gestaltung der Fläche freie Hand. Laut Staatskanzlei sind eigene Installationen möglich oder die Errichtung eines verglasten sogenannten City-Cube. Gästen soll auf diese Weise ein „Spaziergang durch Deutschland“ ermöglicht werden. Als Wegweiser durch das Festgebiet werden rund 20 Digital-Stelen aufgebaut, die jeweils fünf Meter hoch sind, wie Landesmarketing-Chef Thomas Braune hervorhob. Offen sei noch, ob es gelingt, dass sich auch 30 Paare aus Ost und West mit ihrer Geschichte präsentieren. Das Land Brandenburg wird sich am Alten Markt präsentieren. In welcher Form ist noch offen. Präsentation von Potsdam: Die Landeshauptstadt musste alle ihre bisherigen Planungen für das Einheitsfest über den Haufen werfen, wie Oberbürgermeister Schubert einräumte. Dennoch will sich die Stadt von ihrer besten Seite zeigen – als „moderne, junge und dynamische Region“, wie Schubert hervorhob. Wichtig sei ihm Weltoffenheit, die das Image der Stadt geprägt habe und „zur DNA“ Potsdam gehöre. Mit einer eigenen Ausstellung werde im Potsdam Museum an die Wende-Bewegung 1989/1990 erinnert. Auch als Stadt der Wissenschaft und des Films wolle sich die Stadt zeigen. „Potsdam ist mehr als das Weltkulturerbe“, betonte er. Potsdam selbst wird sich nahe dem Filmmuseum mit einer eigenen Installation präsentieren. Essen und Trinken: Normalerweise präsentieren die Länder auf der Festmeile auch ihre kulinarischen Besonderheiten. Das fällt nun aus. Entlang der „Einheits-Expo“ soll es wegen der Corona-Auflagen keine gastronomischen Angebote geben. Aber die Restaurants und Cafes sind geöffnet und warten auf die Besucher, wie Oberbürgermeister Schubert hervorhob. Die Gastronomen würden sich das ein oder andere einfallen ließen, um die Gäste zu bewirten. Keine Sperrungen: Die bei Planungen vor Corona vorgesehenen mehrtägigen umfangreichen Straßensperrungen rund um den 3. Oktober wird es nicht geben. So sollten Lange Brücke und Breite Straße komplett gesperrt werden. Staatskanzlei-Chefin Schneider: „Damit gibt es etwas Gutes für die Potsdamer noch obendrauf.“ Zentraler Festakt: Für den 3. Oktober ist ein Festakt in der Metropolis-Halle in Potsdam vorgesehen – mit weniger Besucher als sonst wegen der nötigen Abstands- und Hygieneregeln. Statt der ursprünglich geplanten 1400 Gäste sollen nun etwa 240 an der Veranstaltung teilnehmen. Ansprachen werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie Bundesratspräsident und Ministerpräsident Dietmar Woidke halten. Abstandsregeln: Der Mindestabstand von 1,5 Metern und die Corona-Hygieneregeln müssen während der 30 Tage eingehalten werden. In Potsdam sollen Desinfektions-Punkte aufgebaut werden. Von Igor Göldner