Brandenburgs Linke zweifelt an regulärem Schulbetrieb nach den Ferien Corona

Nach dem Ende der Ferien soll am Montag trotz der Corona-Pandemie wieder ein regulärer Schulbetrieb in Brandenburg stattfinden – die oppositionelle Linke im Landtag hat daran allerdings erheblichen Zweifel. Fraktionschefin Katrin Dannenberg sagte, die Ankündigung eines vollen Unterrichts durch Bildungsministerin Britta Ernst sei „Augenwischerei“. In jedem Fall stünden zu wenige Lehrer zur Verfügung. So sei unklar, wie viele Lehrkräfte nach wie vor zu den Corona-Risikogruppen gehörten und im Unterricht fehlten. Offen sei auch, wie hoch der Anteil der Seiteneinsteiger unter den Lehrern zum Schulstart sei. Als unrealistisch nannte die Linken-Politikerin die Aufforderung an die Schulen, bereits bis Mitte September zu erklären, inwieweit die Bildungsziele aufgrund des ausgefallenen Unterrichts durch Corona erreicht werden könnten. Dafür müsse mehr Zeit sein, mindestens bis zu den Herbstferien im Mitte Oktober. Dannenberg: Mundschutz kostenlos bereitstellen: Die Maskenpflicht an Schulen, die das Kabinett am kommenden Dienstag beschließen will, wird von den Linken begrüßt. Das Virus sei nicht gebannt, die Gefahr nach wie vor real, so Dannenberg. „Wir müssen Vorkehrungen treffen, um die Gesundheit der Kinder, Erzieher und Lehrer nicht aufs Spiel zu setzen.“ Ein Tragen von Masken im Unterricht lehnte sie aber ab. Der Mundschutz müsse von den Gesundheitsämtern oder von der Landesregierung kostenfrei und ausreichend bereitgestellt werden, hob sie hervor. Auf die neue Maskenpflicht-Regelung in Brandenburg hatte sich Ernst mit Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Dienstag geeinigt. Danach gilt die Pflicht für Flure, Gänge, Treppenhäuser und Aulen sowie beim Anstehen in der Mensa. Im Unterricht und auf dem Schulhof sollen keine Masken notwendig sein. „Ziel ist es, alles dafür zu tun, dass Unterricht in Brandenburg möglichst im Regelbetrieb stattfinden kann“, erklärte Bildungsministerin Ernst. Linke will mobile Tests an Schulen im ländlichen Raum: Die Linken-Fraktionschefin forderte auch eine Aufklärungskampagne. „Wir brauchen eine Akzeptanz für das Tragen von Mundschutz.“ Es sei notwendig, nicht nur Kinder und Jugendliche aufzuklären, sondern auch Eltern und Familien. Begrüßt wird die Möglichkeit von 14-tägigen Corona-Tests für das pädagogische Personal. Diese sollten allerdings nicht wie vorgesehen nur in den Praxen von Vertragsärzten stattfinden, sondern auch mobil in den Kitas und Schulen. Für die Tests könnten die Gesundheitsfachkräfte eingesetzt werden. Davon gibt es derzeit 18 an 27 Schulen. Dieses Projekt stehe auf der Kippe, weil es zum Jahresende auslaufe. Es müsse weiterführt werden, forderte Dannenberg. „Ein Tablet in jeden Schulranzen reicht nicht aus“: Skeptisch äußerte sich die Linken-Politikerin über die Forderung von SPD-Fraktionschef Erik Stohn am Dienstag in der MAZ, wonach für ihn in jeden Schulranzen ein Tablet gehöre. Eine solche Forderung sei schön, reiche aber nicht aus. Die Landesregierung müsse zunächst die Voraussetzungen für digitalen Unterricht schaffen – gerade in Corona-Zeiten. „Was nützt ein Lernen auf Distanz wenn die Kinder im Dorf keinen Internetzugang haben“, betonte Dannenberg. Sie könne nicht erkennen, dass das Bildungsministerium dieses nötige Gesamtpaket für die Digitalisierung intensiv anpacke. „Wir brauchen einheitliche Softwarelösungen, IT-Beauftragte in den Schulen, digitale Handlungsrichtlinien und Weiterbildungskurse für Lehrer.“ Stohn hatte in dem Interview dafür plädiert, in Brandenburg einen „digitalen Rettungsschirm über die Schulen“ zu spannen. Kurzfristig müsse jede Schule über einen Tablet-Koffer mit einem Klassensatz verfügen können. „Die Zeiten von Computerkabinetten an Schulen, wo nur ein Lehrer den Schlüssel hat, müssen der Vergangenheit angehören“, hatte der SPD-Politiker betont. Von Igor Göldner