Brandenburgs Schulen bleiben wegen Corona wohl erst mal zu Stufenplan der Kultusminister

Die Schulen in Brandenburg sollen vorerst weiter geschlossen bleiben, auch über den vereinbarten Lockdown bis Ende dieser Woche hinaus. Dann sollen zunächst jüngere Kinder in unteren Klassen wieder in den Präsenzunterricht wechseln. Das verkündete Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) und legte dazu einen Stufenplan vor. Dieser orientiert sich an den Beschlüssen der Kultusminister vom Montag. „Wir wünschen uns natürlich, so viel Präsenzunterricht wie möglich zu erteilen. Aber die aktuellen Infektionszahlen bieten keinen Anlass zur Entwarnung“, erklärte Ernst, die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist. Der Vier-Stufenplan der Bildungsministerin: Empfohlen wird, die Schulen in vier Stufen in den kommenden Wochen wieder zu öffnen. Stufe eins sieht vor, dass es während des harten Lockdown weiterhin fast ausschließlich Distanzunterricht geben wird. Ausnahme sind die Abschlussklassen der Jahrgänge 10 an allen Schulen, 12 an Gymnasien und 13 an Gesamtschulen, Oberstufenzentren (OSZ) sowie Schulen des Zweiten Bildungswegs. Die Förderschulen mit dem Schwerpunkt „geistige Entwicklung“ bleiben geöffnet, hier entscheiden die Eltern über den Schulbesuch. Es soll eine Notbetreuung für Kinder der Klassen 1 bis 4 geben, deren beide Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. Für Kinder, deren Eltern in medizinisch und pflegerischen Berufen tätig sind, gibt es eine Notbetreuung bis Jahrgangsstufe 6, auch wenn nur ein Elternteil in diesem Beruf arbeitet. Präsenzunterricht an den Grundschulen: Stufe zwei: Schüler in Grundschulen (Klasse 1 bis 6) sollen wieder in die Schulen zum Präsenzunterricht gehen. Ältere Jugendliche sollen weiter von zu Hause aus Unterricht machen. Für Schulen mit den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten „Körperliche und motorische Entwicklung“, „Sehen,“ „Hören“ und „Emotionale und soziale Entwicklung“ und „Lernen“ sollen in den Jahrgangsstufen die organisatorischen Modelle entsprechend des Bildungsganges der Grundschule angewendet werden. Für Schulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ soll der Schulbetrieb in allen Lernstufen im zeitlichen Umfang entsprechend der Verwaltungsvorschriften für den Ganztag stattfinden. Die Schulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ sollen weiterhin geöffnet bleiben. Wechselunterricht an weiterführenden Schulen: In Stufe drei soll es Wechselunterricht an den weiterführenden Schulen ab Jahrgangsstufe 7 geben. Unterrichtet werden soll im Wechselmodell Montag/Mittwoch/Freitag sowie Dienstag/Donnerstag. Dieses Modell soll durch Phasen des längeren Distanzlernens angereichert werden, heißt es. Für Schulen mit den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten „Körperliche und motorische Entwicklung“, „Sehen,“ „Hören“ und „Emotionale und soziale Entwicklung“ sollen in den Jahrgangsstufen die organisatorischen Modelle entsprechend der Bildungsgänge der Sekundarstufe I angewendet werden. Für Schulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Lernen“ finden, so das Bildungsministerium, je nach Jahrgangsstufen im Grundsatz die organisatorischen Modelle für die Bildungsgänge der Sekundarstufe I unter Berücksichtigung der bildungsgangspezifischen Besonderheiten Anwendung. Der Unterricht an Oberstufenzentren (OSZ) erfolgt im Wechselmodell, das von der Schule festgelegt wird (Teilzeit-, Vollzeit-, Turnus- bzw. Tagesbeschulung). Das Wechselmodell wird durch Phasen des längeren Distanzlernens angereichert. Dies gilt insbesondere für die Bildungsgänge der Fachschulen. Der Unterricht an Schulen des Zweiten Bildungswegs soll im Wechselmodell (Mo/Mi/Fr bzw. Di/Do, nach einer Woche wird getauscht oder auch im wochenweisen Wechsel) stattfinden, angereichert durch Phasen des längeren Distanzlernens. Komplette Rückkehr zum Präsenzunterricht: Erst die vierte Stufe sieht die vollständige Rückkehr aller Schülerinnen und Schüler in den Präsenzunterricht vor. Voraussetzung sind weiter sinkende Infektionszahlen. Die Kultusminister der Länder hatten den Ministerpräsidenten der 16 Länder, die sich mit Kanzlerin Angela Merkel über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise verständigten, mit auf den Weg, dass ihnen Präsenzunterricht wichtig ist – aber nicht um jeden Preis. Kritik aus Brandenburg: „Aussagen zu unkonkret“: Scharfe Kritik kommt aus Brandenburg von der oppositionellen Linken-Fraktion. Ein solcher Stufenplan hätten die Kultusminister schon im Herbst vorliegen können, sagte Fraktionschefin Kathrin Dannenberg der MAZ. Überdies seien die Aussagen zu unkonkret. „Es wird nicht deutlich wann, welche Stufe zum Tragen kommt.“ Fragen der konkreten Betreuung der Kinder in der Kita, Hort und Grundschule blieben unbeantwortet. Richtig sei es, zuerst die Kleinsten wieder in den Präsenzunterricht zu schicken, betonte die Fraktionschefin der Linken. Lesen Sie auch: Wessen Kinder haben in Brandenburg Anspruch auf Notbetreuung? Derweil drängen mit dem Start des Distanzunterrichts in den Brandenburger Schulen nach der Weihnachtspause Eltern- und Lehrerverbände auf mehr Planungssicherheit. „Die Eltern haben ein massives Betreuungsproblem“, sagte der Vorsitzende des Landeselternrats, Renè Mertens. Die Eltern bräuchten für die Umstellung auf Heimunterricht einen längeren Vorlauf, um Beruf und Kinderbetreuung organisieren zu können. Auch der Präsident des brandenburgischen Pädagogen-Verbandes, Hartmut Stäker, beklagte die kurzfristigen Entscheidungen. „Ich muss doch als Lehrer längerfristig wissen, unter welchen Umständen ich unterrichten kann, um die Vermittlung des Lehrstoffs bis zu den Sommerferien zu organisieren“, so Stäker. „Da macht es schon einem gewaltigen Unterschied, ob die Schulschließungen bis Anfang Februar oder bis März oder April andauern.“ Eine Verkürzung von Ferien zum Nachholen versäumten Stoffs lehnte der Verbandschef ab: „Schüler und Lehrer brauchen die Ferien, um sich von den Anstrengungen zu erholen.“ Lesen Sie auch: Schule und Corona: Die schwierige Suche nach dem richtigen Modell Von Igor Göldner