Corona: Brandenburger Schulen wurden vom Zeugnis-Chaos kalt erwischt

Am Freitag sollen eigentlich 295.000 Brandenburger Schüler ihre Halbjahreszeugnisse in den Händen halten, denn am kommenden Montag beginnen schon die Winterferien. Wegen der coronabedingten Aussetzung des Präsenzunterrichts verläuft die Zeugnisausgabe in diesem Jahr anders als sonst. Wie genau die Zeugnisausgabe genau aussehen sollte, war lange nicht klar. Aus dem Bildungsministerium kamen immer neue Anweisungen dazu. Erst gingen die Schulen davon aus, dass die Schüler die Zeugnisse persönlich abholen könnten. Viele Schulen vergaben hierzu Termine, um die Kontakte so gering wie möglich zu halten. Dann kam die Idee mit dem Postversand. Verwirrung um Versanddatum: Aber auch hier kam es zu Verwirrungen. Erst hieß es, dass die Schulen die Zeugnisse am 8. Februar – nach den Ferien – verschicken sollten, nur für die 6. Klassen sollte es eine Ausnahme geben. Also orderten die Schulen hunderte von Briefmarken, druckten Adressetiketten und tüteten die Zeugnisse ein. Beigefügte Schreiben wurden aus der Sicht des 8. Februars formuliert. Erst am Mittwoch kam dann die Nachricht aus dem Ministerium, dass die Schulen die Dokumente doch für alle Schüler schon ab dem 29. Januar verschicken sollen. Jene Schüler, die derzeit im Präsenzunterricht in der Schule sind, bekommen ihr Zeugnis am offiziellen Zeugnistag in der Schule ausgehändigt. „Sollte eine Schule es bereits geschafft haben, alle Briefumschläge zu befüllen, müssen diese wieder geöffnet und verändert werden“, sagt Ines Mülhens-Hackbarth, Sprecherin des Landesrates der Lehrkräfte. Sie sei „entsetzt“ darüber, wie mit der Arbeitszeit der Lehrer umgegangen werde, die derzeit durch Distanzunterricht und Notbetreuung sowieso schon knapp bemessen sei. Mangelnde Planung verspielt Vertrauen: „Die seit einer Woche sich häufig ändernden Informationen zum Thema Zeugnisse drängen die Schulen nicht nur zum täglichen Umorganisieren, sondern mittlerweile eindeutig in die Ecke der Unfähigen, die nicht einmal Post pünktlich ausgeben können“, sagt Ines Müllhens-Hackbarth. Die ständigen Änderungen haben vor allem Auswirkungen auf das Verhältnis zu den Eltern, die wissen wollen, wann und wie ihre Kinder an die Zeugnisse kommen. Lesen Sie auch Corona: Brandenburgs Schulen bleiben nach Winterferien geschlossen René Mertens, Sprecher des Landeselternrats, kritisierte im MAZ-Interview die mangelnde Planung des Bildungsministeriums: „Da ist viel Vertrauen kaputt gegangen in den letzten Tagen. Wenn permanent unterschiedliche Informationen von den Schulen kommen, dann fragt man sich schon, was da los ist.“ Ihm tun vor allem die Schüler leid, die ohnehin die Hauptleidtragenden in diesen Zeiten seien. Von Lena Köpsell