Nach dem Schulstart für die Schüler der zehnten Klassen hat die Brandenburger Linke Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) aufgefordert, die Benotung in diesem Schuljahr auszusetzen. Für die Schüler und ihre Familien bedeute der Alltag zwischen Homeoffice und Homeschooling eine enorme Belastung, sagte Linke-Vorsitzende Anja Mayer am Montag. Gleichzeitig werde Druck wegen der notwendigen Zeugnisnoten erzeugt. „Wir fordern daher die Landesregierung und insbesondere Frau Ministerin Ernst auf, Eltern und Kinder zu entlasten und für dieses Schuljahr die Halbjahreszeugnisse zur Leistungsbewertung heranzuziehen.“
Die Linke hatte von Ernst bereits gefordert, die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) nach der zehnten Klasse auszusetzen. In diesem Schuljahr gehe es weniger um den Unterricht, als um die Schule als sozialer Ort und um die Sicherung der Hygienemaßnahmen, hatte die Linke-Fraktionschefin im Landtag, Kathrin Dannenberg, erklärt. Ernst hält dagegen an den Prüfungen fest.
Petition für Absage der Prüfungen
Auf der Internetplattform Change.org läuft unterdessen eine Petition, die eine Absage der MSA-Prüfungen zum Ziel hat. „Anders als in Berlin sollen die Prüfungen im Land Brandenburg wie geplant stattfinden. Das können wir nicht hinnehmen, weil die Voraussetzungen für die Vorbereitung nicht gegeben waren und es immer noch nicht sind“, heißt es in der Begründung.
„Wochenlange Kontaktsperren, eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten, ausgebliebene Beratungen oder Rücksprachen mit LehrerInnern und ein fehlendes Online Angebot oder gar E-Learning, machen es unmöglich, gut vorbereitet in die Prüfungen zu gehen.“ Rund 2700 Menschen haben die Petition bis Montagnachmittag unterstütz. Ziel der Petenten sind mindestens 5000 Unterstützer.
Schlechte sanitäre Bedingungen an Schulen
Hartmut Stäker vom Brandenburgischen Pädagogenverband sieht die Wiederaufnahme des Unterrichts skeptisch. Die Landesregierung habe zwar einen Hygieneplan vorgelegt. Dennoch könnten schlechte hygienischen Bedingungen in Schulen, die seit Jahren bemängelt, aber geduldet werden jetzt zum Problem bei der Einhaltung der Mindeststandards werden. So gebe es an vielen Schulen zu wenige Waschbecken, die sanitären Anlagen ließen zu wünschen übrig, und es mangele oft an Seife. „Aus Gründen der Fürsorgepflicht dürfen Schulen, die nicht über die Ausstattung zur Einhaltung hygienischer Mindeststandards verfügen, nicht geöffnet werden“, sagte er.
Von Torsten Gellner