Corona: Flughafengesellschaft will Tegel schließen

Die Tage des Berliner Flughafens Tegel sind wohl gezählt. Die Flughafengesellschaft (FBB) will am Montag dem Vernehmen nach beim Berliner Senat einen Antrag auf die vorübergehende Schließung des City-Airports beantragen. Hintergrund ist der dramatische Einbruch der Fluggastzahlen wegen der Corona-Krise. Vor allem der Bund hält bislang noch an Tegel fest. Derzeit werden in Tegel aber nur noch etwa fünf Prozent der üblichen Flüge abgewickelt. Am Montag treffen sich die Gesellschafter der FBB – die Länder Berlin, Brandenburg und der Bund –, um darüber zu beraten. Die FBB argumentiert, dass Tegel zur Aufrechterhaltung der Grundversorgung gegenwärtig nicht gebraucht werde und innerhalb weniger Tage wieder einsatzbereit wäre. Vom Netz bis Ende Mai: Tegel soll demnach vorerst bis zum 31. Mai vom Netz, wie aus einem internen Papier der FBB hervorgeht. Es sei möglich, Tegel binnen zweier Wochen wieder ans Netz zu bringen. „Die Vorlaufzeit zur Wiederinbetriebnahme von TXL beträgt 14 Tage, um alle Beteiligten zu informieren und die notwendigen Vorbereitungen zu treffen“, heißt es. Doch ob es dazu kommt, ist fraglich. Derzeit reduzieren fast alle Airlines ihre Flotten. Selbst wenn die Corona-Krise in Deutschland eingedämmt würde, könnten Airline-Pleiten dazu führen, dass der Betrieb in Tegel gar nicht mehr rentabel wird. Außerdem stellt sich die Frage, in welche Länder im Sommer in nennenswerter Zahl wieder regelmäßige Flugverbindungen aufgebaut werden können. Jeden Tag fehlen eine Million Euro: Ohne Flugbetrieb kostet die Offenhaltung Tegels nach Berechnung der FBB pro Monat etwa 7,5 Millionen Euro (Personal- und Betriebskosten). Wenn das Personal in Kurzarbeit wäre und der Flughafen quasi auf Stand-by-Modus Netz gesetzt würde, wären es pro Monat 1,5 Millionen Euro. Dem Flughafen fehlen nicht nur die Einnahmen durch Start- und Landegebühren. Er verdient derzeit fast gar kein Geld mehr, weil auch Erlöse aus den Parkhäusern und den Verkaufsflächen wegfallen. Der Umsatzverlust beläuft sich auf eine Million Euro täglich. Schönefeld ist dagegen wegen des dort möglichen 24-Stunden-Betriebs und des Frachtterminals die bevorzugte Wahl für die Flughafenbetreiber. Insbesondere zur Aufrechterhaltung von Lieferketten sei Schönefeld daher der wichtigere Flughafen, heißt es. Auch zur Rückholung gestrandeter Passagiere im Ausland soll Schönefeld mit seinen täglichen Kapazitäten von 30.000 Fluggästen ausreichen. Regierungsterminal an Bund übergeben: Außerdem könne das Regierungsterminal, das bereits Anfang März an den Bund übergeben wurde, sofort den Betrieb aufnehmen. Derzeit starten und landen Staatsgäste, sofern sie momentan überhaupt unterwegs sind, in Tegel. Ende Oktober soll der neue Flughafen BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald) öffnen. Parallel dazu soll Tegel schließen. Die Fluggesellschaften sollen nach und nach innerhalb einer guten Woche von Berlin nach Schönefeld umziehen, und Tegel soll dann für immer vom Netz gehen. Von Torsten Gellner

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