Corona-Impfung: Warum Mecklenburg-Vorpommern schneller impft als Brandenburg

Brandenburg hat aufgeholt. Am Dienstag wurden 4499 Märker gegen das Corona-Virus geimpft. Die Gesamtzahl der Versorgten liegt damit nun bei 19.590. Ein deutlicher Sprung nach vorne, nachdem die Impfkampagne in Brandenburg äußerst schleppend angelaufen war. Zufrieden ist Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher noch nicht. „Das mobile Impfen ist am schleppendsten angelaufen“, räumt sie am Mittwoch im Gesundheitsausschuss ein. „Da muss ganz dringend, intensiv zugelegt werden.“ Sie verspricht mehr Tempo. Wie es geht, zeigt das Beispiel Mecklenburg-Vorpommern (MV). Kein Land ist bei den Impfungen pro 1000 Einwohner weiter. Das ist insofern bemerkenswert, als vor allem jene Gruppe mit hohem Tempo versorgt wurde, die als am schwierigsten zu erreichen gilt: die Bewohner von Pflegeheimen. Sie werden in MV wie in Brandenburg mit mobilen Teams versorgt, die in die Einrichtungen gehen. Diese Prozedur ist aufwändiger und zeitintensiver als etwa die Impfung von Klinikmitarbeitern. In MV wurden schon 13.000 der rund 19.000 Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen versorgt. In Brandenburg sind es 2000 von rund 25.000. Was macht MV anders? Das Land an der Ostseeküste hat von Anfang an die Priorität klar auf diese Gruppe gesetzt und hat damit die Empfehlung der Ständigen Impfkommission noch einmal präzisiert. Laut Stiko sollen zuerst neben Pflegebedürftigen auch die über 80-Jährigen und die Beschäftigten im Gesundheitssektor mit hohem Infektionsrisiko eine Möglichkeit zur Corona-Impfung erhalten. In MV hat man die Impfzentren erst diese Woche eröffnet, weil man sich erst um die Heime gekümmert hat. Mobile Impfteams werden aufgestockt: Zuletzt waren dort bis zu 40 solcher Teams im Einsatz. Davon ist Brandenburg noch ein Stück entfernt. Dort hat man sich nach der Kritik am Impftempo das Ziel gesetzt, die Zahl der mobilen Impfteams bis Februar auf 33 aufzustocken. Seit Anfang der Woche sind 23 davon im Einsatz. Es gibt einen guten Grund, warum man sich zuerst auf die Pflegebedürftigen konzentriert: Sie gelten als am stärksten gefährdete Gruppe. Etwa jeder vierte Todesfall im Zusammenhang mit Corona in Brandenburg betrifft Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Alte Bevölkerung, weites Land: Zwar sind auch Pflegebedürftige, die zu Hause leben und ambulant versorgt werden, stark gefährdet. Die Gefahr, mit dem Virus in Kontakt zu kommen, ist aber deutlich geringer als in einem Heim mit Publikumsverkehr und wechselnden Mitarbeitern. „Wenn Sie zu Hause leben und die Kontakte minimieren, sind Sie einem geringeren Risiko ausgesetzt, als wenn man in einem Pflegeheim lebt“, sagt auch Ministerin Nonnemacher. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind miteinander vergleichbar. Beides sind dünn besiedelte Flächenländer ohne viele Großstädte, mit einer ähnlich alten Bevölkerung wie Brandenburg. MV plant bei 1,6 Millionen Einwohnern zwölf Impfzentren, in Brandenburg gehen bei 2,5 Millionen Einwohnern vorerst elf Zentren an den Start. Es sollen aber alle Kreise abgedeckt werden. Hat das vorgelegte Impftempo in MV seinen Preis? Gleich zum Impfstart am Sonntag nach Weihnachten hatte ein Arzt in einem Pflegeheim acht Mitarbeitern versehentlich die fünffache Impfdosis gespritzt. Er hatte die Ampulle, aus der fünf bis sechs Impfdosen gezogen werden können, offenbar nicht verdünnt. Nach dem Vorfall waren vier der Betroffenen vorsorglich ins Krankenhaus gebracht worden. Laut einem Bericht der „Ostsee-Zeitung“ sind mittlerweile sechs Menschen symptomfrei, während sich der Zustand eines verschlechtert haben soll. Ob das aber im Zusammenhang mit der Überdosierung steht, ist unklar. Zu weiteren Pannen dieser Art ist es jedoch seither in MV nicht mehr gekommen. Zu wenig Impfdosen für die erste Gruppe: Brandenburg will mit mehr Impfteams im Einsatz bis Mitte Februar einen Haken an die Pflegheime setzen können. Parallel dazu sollen die über 80-Jährigen nach und nach in den Impfzentren versorgt werden, sofern sie einen der begehrten Termine ergattern konnten. Die erste Impfgruppe ist in Brandenburg so groß, dass die bisher vom Bund in Aussicht gestellten Impfstoffreserven bei weitem nicht ausreichen. 30.000 Beschäftigte in den Gesundheitsberufen, 25.000 Bewohner in Pflegeheime, 190.000 Menschen älter als 80 Jahre – insgesamt hätten derzeit theoretisch 280.000 Menschen Anspruch auf eine Impfung. Bis Mitte/Ende Februar stehen Brandenburg aber nur rund 176.000 Impfdosen von Biontech und Moderna zur Verfügung, mit denen bei einer zweifachen Impfung also rund 88.000 Menschen versorgt werden können. Gut möglich, dass sich Brandenburg und MV in den nächsten Tagen also weiter annähern, was die Zahl der Geimpften angeht. Denn der limitierenden Faktor werden die Impfstofflieferungen sein. Von Torsten Gellner