Viele Hochschulen in Brandenburg starten wegen der Corona-Krise ohne echte Vorlesungen und Seminare ins neue Sommersemester. Stattdessen setzen sie verstärkt auf digitale Wissensvermittlung, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Die Studenten würden mit entsprechenden Online-Angeboten der Dozenten und Professoren versorgt, sagt Johanna Köhle, Sprecherin der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Dort begann das Sommersemester bereits am 16. März.
Online-Lehre schwierig in der Forstwirtschaft
Die Umstellung auf das Lehren im virtuellen Raum bedeute für viele Hochschullehrer aber auch Studenten eine Herausforderung. „Der Lernstoff muss selbstständig vertieft und erarbeitet werden“, erklärt die Sprecherin. Hinzu komme, dass einige Studiengänge sehr von der Präsenz der Dozenten und der Studenten lebten und einen starken interaktiven Anteil hätten. Das betreffe auch die sehr gut nachgefragten Bachelorstudiengänge wie Forstwirtschaft, International Forest and Ecosystem Management, Ökolandbau und Vermarktung sowie Masterstudiengänge wie Nachhaltige Unternehmensführung, Nachhaltiges Tourismusmanagement und Global Change Management.
Planmäßig am 14. April beginnt die Vorlesungszeit an der Viadrina-Universität in Frankfurt(Oder). „Zunächst als Online-Lehre“, wie Sprecherin Frauke Adesiyan berichtet. Ob der auf den 20. April verschobene Beginn der Präsenzlehre eingehalten werden könne, sei noch nicht entschieden. Die Hochschulleitung arbeite derzeit intensiv an der Bereitstellung der Lehre in digitalen Online-Formaten.
Weniger Einschreibungen wegen Reisebeschränkungen
Normalerweise gibt es der Sprecherin zufolge jedes Sommersemester rund 500 neue Einschreibungen von Studenten. „Wir erwarten aber, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Mobilität auch innerhalb Deutschlands extrem eingeschränkt ist und ein großer Anteil internationaler Studenten wegbricht, für dieses Sommersemester einen erheblichen Rückgang“, sagt Frauke Adesiyan.
Dennoch sei es wichtig, dass die Studenten trotz der Krise gut empfangen und willkommen geheißen werden. „Das ist kein einfaches Unterfangen an unserer internationalen Universität, an der eine persönliche Willkommenskultur großgeschrieben wird.“ Daher arbeite man an Online-Willkommensformaten etwa für die Orientierungswoche.
Gesamtes Semester ohne Präsenzveranstaltungen – Mehr Theorie in praktischen Studiengängen
In der Viadrina-Universitätsbibliothek sollen Literatur und Datenbanken noch umfassender auch an Homeoffice-Arbeitsplätzen zugänglich gemacht werden. Die Zentrale Studienberatung entwickle neue Formate, um Studieninteressierte zu erreichen, auch ohne an Schulen oder auf Messen präsent sein zu können, hieß es.
Unter maximaler Ausnutzung aller digitalen Arbeits- und Studienmöglichkeiten will die Fachhochschule Potsdam ihren derzeit bis zum 20. April geplanten Präsenznotbetrieb überbrücken. Aber auch danach stellt sich die Hochschule darauf ein, das gesamte Sommersemester ohne Präsenzveranstaltungen mit allen Möglichkeiten eines Fernstudiums umzusetzen, wie Sprecherin Steffi Brune sagt. In vielen praktischen Studiengängen wie etwa Restaurierung liege dann der Lehrschwerpunkt zunächst auf der Theorie.
Neue Chance für die Hochschule
Voraussichtlich werden auch an der Universität Potsdam nach dem 20. April keine normalen Lehrveranstaltungen abgehalten, sondern der größte Teil des Studienangebots über Online-Kurse angeboten, wie Sprecherin Silke Engel mitteilt. „Wir gehen von einem sehr eingeschränkten Präsenzstudium für das Sommersemester aus.
„Insofern nehmen wir die Herausforderung aktiv an, unsere Lehre auf den Onlinebetrieb umzustellen“, sagt auch die Sprecherin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), Marita Müller. Da sich die BTU im Kontext der Digitalisierung der Lehre in den letzten Jahren gut aufgestellt und entsprechende Projekte eingeworben habe, sehe die Hochschule hier eine ganz neue Chance.
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Von dpa