Corona-Schnelltests an Schulen: Verwirrung in Brandenburg

Um die Corona-Infektionen an Schulen und Kitas einzudämmen, sollen sich Lehrer und Erzieher künftig auch selbst auf das Virus testen dürfen – mit sogenannten Antigen-Schnelltests. Das regelt eine Verordnung, die am Freitag in Kraft tritt. Doch die überraschende Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sorgt eher für Verwirrung. Denn die Frage, wer die Tests tatsächlich durchführen darf, ist ungeklärt. Brandenburgs Landesregierung konnte am Donnerstag noch nicht sagen, wie die Tests ablaufen sollen. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) erklärte, man habe erst am Donnerstag von Spahns Ankündigung erfahren. „Das ist etwas ungewöhnlich und wird diskutiert werden“, sagte sie. Ergebnis in 15 Minuten: Mit der Verordnung dürfen die Antigen-Schnelltests auch an Schulen und Kitas ausgegeben werden – und nicht nur wie bisher an Ärzte. Sie können in 15 bis 20 Minuten ein Ergebnis liefern. Laut Bundesgesundheitsministerium darf diese Tests mit Wattestäbchen und Teststreifen zwar grundsätzlich jeder anwenden, dies müsse aber durch „geschultes Personal“ geschehen. Denkbar wäre, dass die Schulen Hygienebeauftragte aus ihren Reihen bestimmen. Doch an den Schulen gibt es personelle Engpässe, wie Bildungsminsiterin Ernst einräumte. „Wir müssen sehen, wie wir die Schnelltests durchführen können“, sagte sie. Sie äußerte aber die Hoffnung, dass es durch Schnelltests gelinge, die Quarantäne von betroffenen Klassen und Lehrern zu verkürzen – von derzeit 14 auf fünf Tage. Corona an jeder fünften Schule: Bildungsgewerkschaften und der Deutsche Lehrerverband begrüßen die neue Möglichkeit zwar grundsätzlich, zeigen sich aber skeptisch, da so viele Fragen ungeklärt sind. „Die Kommunikation hierzu ist schon wieder ein Paradebeispiel dafür, wie Politik Erwartungen weckt, die von den Schulen nicht eingelöst werden können, weil die notwendigen Ressourcen schlicht nicht vorhanden sind“, kritisierte etwa Udo Beckmann, Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). In Brandenburg wurden 84 neue Infektionsfälle von den Schulen gemeldet – 37 mehr als am Tag davor. 11.500 Schüler sind in Quarantäne, das entspricht einem Anteil von 3,9 Prozent aller Schüler. Bei den Lehrern in Quarantäne beträgt der Anteil 3,4 Prozent. An rund jeder fünften Schule in Brandenburg gibt es inzwischen Lenrgruppen oder Klassen, die in Quarantäne sind. Zehn Schulen sind wegen Coronaausbrüchen komplett geschlossen. Woidke verteidigt längeren Lockdown: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verteidigte am Donnerstag die von Bund und Ländern zuvor verabredete Verlängerung des Teil-Lockdowns bis zum 10. Januar. Brandenburg erlebe mit 661 Neuinfizierten binnen 24 Stunden den Höchststand seit Beginn der Pandemie, sagte er. „Und leider auch 16 Menschen, die gestorben sind – insgesamt mittlerweile 425 Menschen, die mit oder an einer Coronainfektion gestorben sind. Das ist viel zu viel.“ Der größte Corona-Hotspot in Brandenburg liegt in Oberspreewald-Lausitz mit einer 7-Tage-Inzidenz von 332 Fällen. Der Landkreis kündigte am Donnerstag verschärfte Maßnahmen an – unter anderem ein Alkoholverbot. Von Torsten Gellner