Coronavirus: So soll die Krankschreibung per Telefon funktionieren

Wegen der Corona-Epidemie können sich Personen mit leichten Erkrankungen telefonisch krankschreiben lassen, ohne eine Arztpraxis aufzusuchen. Das soll die in diesen Zeiten überfüllten Praxen entlasten und eine Verbreitung des Coronavirus verhindern. Wie aber soll das funktionieren? Was müssen Arbeitnehmer wissen? Die MAZ hat nachgefragt. Bei welchen Symptomen kann man sich telefonisch krankschreiben lassen? Die telefonische Krankschreibung ist für Patienten mit einer leichten Erkrankung der oberen Atemwege gedacht, erklärt Christian Wehry, Sprecher der KVBB. „Wichtig dabei ist jedoch, dass sie weder in den letzten 14 Tagen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das neue Coronavirus nachgewiesen wurde, noch sich in einem Risikogebiet mit Covid-19-Fällen aufgehalten haben“, sagt er. Wie lange kann man sich telefonisch krankschreiben lassen? Die Sonderregelung zur Krankschreibung, auf die sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) geeinigt haben, gilt für Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen von bis zu sieben Tagen. Die Ausnahmeregelung gilt vorerst für vier Wochen. Muss der Arzt persönlich am Telefon sein? „Ja“, sagt Axel Wunsch von der Barmer Krankenkasse. Eine Krankschreibung könne nur ausgestellt werden, wenn sich ein Arzt persönlich vom Zustand des Patienten überzeugt hat. „Dazu muss er den Patienten eingehend telefonisch befragen“, so Wunsch. Es liege aber in der Hand des Arztes, Teile dieses Prozesses zu delegieren, ergänzt Christian Wehry. Die Ausstellung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung setzt ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient voraus. Es wäre also hilfreich für Arbeitnehmer, wenn sie nicht bei einem völlig neuen Arzt anrufen, der sie noch nie persönlich behandelt hat. Wird es telefonische Sprechzeiten für Ärzte geben? Dazu gibt es laut KVBB keine allgemeine Absprache. Wie die Ausnahmeregelung zur telefonischen Krankschreibung und die Kontaktaufnahme gehandhabt werden, muss man bei der Arztpraxis erfragen. Erhält man die Krankschreibung per Post? Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird laut KVBB per Post zugesandt. Eine Abholung in der Praxis sei deswegen in der Regel nicht nötig. Das Wichtigste zum Coronavirus in interaktiven Grafiken Coronavirus in Brandenburg: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Pandemie, Epidemie, Endemie – was ist der Unterschied? Kita- und Schulschließungen wegen Coronavirus: Was Eltern jetzt wissen müssen Viren: Woher sie kommen, wie sie sich vermehren und was gegen sie wirkt Coronavirus-Ausbruch: Diese Regelungen sollten Beschäftigte kennen Coronavirus: Hausarzt oder Krankenhaus? So sollten Sie handeln Immun gegen das Coronavirus: Kann ich mich mehrmals infizieren? Wird diese Regelung die Hausärzte wirklich entlasten? Die Kassenärztliche Vereinigung geht davon aus. Außerdem sinke damit das Infektionsrisiko für die Mitarbeiter in den Praxen sowie für andere Patienten, so KVBB-Sprecher Wehry. Axel Wunsch von der Barmer Krankenkasse ergänzt: „In der aktuellen Sondersituation halten wir es für sinnvoll und notwendig, dass Vertragsarztpraxen und Bürgerinnen und Bürger entlastet werden und somit die medizinische Versorgung aufrechterhalten werden kann. Die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern oder zumindest zu vermindern ist für uns ein triftiger Grund, das Verfahren zur Feststellung der Arbeitsunfähigkeit befristet zu ändern.“ Wie finden die Arbeitgeber die neue Regelung? „Wir sehen darin grundsätzlich ein richtiges Instrument in der gegenwärtigen Situation“, sagte Carsten Brönstrup, Sprecher der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB). „Der Arzt muss das aber sorgfältig prüfen.“ Es müsse verhindert werden, dass Menschen allzu leichtfertig krankgeschrieben werden. Schließlich stehe die Wirtschaft wegen der Coronakrise schon genug unter Druck. „Wir erwarten auch, dass die Arbeitnehmer dieses Instrument nicht ausnutzen, sondern verantwortungsvoll damit umgehen.“ Von Torsten Gellner

Vereinfachte Krankschreibung - Coronavirus: So soll die Krankschreibung per Telefon funktionieren