Deutsche Post: Vorstand stellt Briefzustellung am Montag infrage

Die Deutsche Post erwägt, Briefe künftig nur noch an fünf statt sechs Tagen in der Woche zuzustellen, um Kosten zu sparen. Im Zuge der Erneuerung der Dienstverordnung des Briefzustellers werde erwogen, an Montagen keine private Post mehr zuzustellen, wie Post-Vorstand Tobias Meyer im Interview mit der Zeitung „Die Welt“ erklärte. Meyer, der im Vorstand für das Brief- und Paketgeschäft zuständig ist, sagte wörtlich: „Für uns stellt sich schon die Frage, ob wir in Deutschland am Montag eine flächendeckende Briefzustellung brauchen. Eine Firmenzustellung mit Briefpost ist an dem Wochentag sicher sinnvoll, aber bei privater Post ist das fraglich.“ Nach Angaben der Post kommen montags kaum noch Briefe an. „Auf den Montag entfallen im Schnitt nur zwei Prozent der gesamten wöchentlichen Briefmenge“, wie Post-Sprecherin Anke Blenn erklärt. Da rund 94 Prozent der Briefe bundesweit ihren Empfänger bereits am nächsten Tag erreichen, landen die meisten Sendungen, die an einem Freitag eingeworfen werden, schon am Samstag im Hausbriefkasten. Kritik von Verdi und der Verbraucherzentrale: An den Samstagen würden jedoch kaum gewerbliche Briefe verschickt, die wiederum den Großteil des Briefaufkommens ausmachen. „Somit landen am Montag fast ausschließlich Briefe in den Hausbriefkästen, die Privatkunden am Wochenende verschickt haben - und diese Mengen sind seit Jahren massiv rückläufig.“ Bei der aktuellen Diskussion gehe es nicht um eine generelle Einstellung der Montagszustellung, so Blenn, sondern um die „mögliche Modifikation der gesetzlichen Verpflichtung, an allen Werktagen zuzustellen“. Bei der Gewerkschaft Verdi sieht man die Kürzungspläne der Post kritisch: Eine Fünf-Tage-Zustellung gefährde nicht nur Arbeitsplätze, wie der Sprecher des Verdi-Landesbezirks Berlin-Brandenburg, Andreas Splanemann, sagt, sondern führe auch zu einer Verdichtung der Arbeit. Für die Kunden würde die Einstellung der Montagszustellung zudem eine erhebliche Serviceverschlechterung mit sich bringen. Das befürchtet auch der Chef der Verbraucherzentrale Brandenburg, Christian Rumpke: „Nach kräftigen und teilweise sogar rechtswidrigen Portoerhöhungen in der Vergangenheit wäre eine Zustellpause an Montagen eine Zumutung für die Verbraucher.“ Briefe würden damit „noch unattraktiver“ werden, befürchtet Rumpke. Arbeitskampf bei der Post: Beschäftigte fordern mehr Lohn: Die Äußerungen von Post-Vorstand Meyer dürften für weitere Verunsicherungen bei den Beschäftigten der Post sorgen. Das Unternehmen führt derzeit Tarifgespräche für seine rund 140.000 Beschäftigten. In der vergangenen Woche beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben Tausende Beschäftigte über vier Tage hinweg an Warnstreiks im gesamten Bundesgebiet. Allein am Samstag legten rund 4900 Post-Mitarbeiter an verschiedenen Standorten in 14 Bundesländern die Arbeit nieder. In Brandenburg waren die Paketzustellbasen in Potsdam und Kleinmachnow sowie die Brief- und Verbundzustellung in Potsdam, Luckenwalde, Fürstenwalde, Neuenhagen, Beeskow, Storkow und Frankfurt (Oder) betroffen. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Lohnerhöhung von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und begründet dies unter anderem mit guten Geschäften dank des Paketbooms im Online-Handel während der Corona-Pandemie. Post-Vorstand Meyer sagte dazu, ein derart hoher Abschluss sei „verantwortungslos“. Verdi dürfe nicht ausblenden, dass die Post im ersten Halbjahr in der Briefmenge mit elf Prozent ihren bislang stärksten Einbruch erlebt habe. Bei Verdi zeigt man sich zufrieden mit den ersten Warnstreiks in der Region Berlin-Brandenburg. „Die Beteiligung war sehr gut. Wir gehen davon aus, dass damit auch aus unserer Region ein deutliches Zeichen gekommen ist“, sagte Verdi-Sprecher Splanemann. Am 21. September wollen die Arbeitgeber und die Arbeitnehmervertreter ihre Verhandlungen fortsetzen. Von Feliks Todtmann