Rund 90 Prozent der einst von der Westgruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Brandenburg genutzten Flächen werden mittlerweile nicht mehr militärisch genutzt. Das Land hatte nach dem Abzug vor 25 Jahren rund 100 000 Hektar übernommen: darunter Truppenübungsplätze, Flugplätze, Kasernen und Bunker. Auf den Arealen siedelten sich Firmen mit rund 1800 Arbeitsplätzen an.
Am Mittwoch begann mit zahlreichen Veranstaltungen, Vorträgen und Ausstellungen der diesjährige Konversionssommer. Verschiedene Projekte werden dabei bis Oktober vorgestellt. In den vergangenen 25 Jahren entstanden bereits rund 1100 Wohnungen auf den Flächen. Über 220.000 Tonnen Boden wurden saniert. 280 Hektar gingen im Vorjahr an Immobilienentwickler, Kommunen und Privatpersonen. MAZ stellt fünf erfolgreiche Umnutzungen vor:
Ein neuer Stadtteil für Potsdam
Der frühere Truppenübungsplatz Bornstedter Feld lag, heutzutage klingt das unvorstellbar, auf Potsdamer Stadtgebiet, nördlich von Sansoucci und unzugänglich für DDR-Bürger. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen entstand in den 1990er-Jahren ein komplett neuer Stadtteil mit inzwischen 12.000 Einwohnern. Herzstück des Viertels ist der Potsdamer Volkspark – 2001 auch Schauplatz der Bundesgartenschau.
Wisente in der Döberitzer Heide
Eine Erfolgsgeschichte ist Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide, die seit 2004 auf dem gleichnamigen Truppenübungsplatz entstanden ist. Wo früher Panzer rollten und Soldaten den Ernstfall probten, grasen heute Wisente. Mehr als 800 geschützte Tierarten leben in dem 3500 Hektar großen Areal. Flächenmäßig ist Döberitzer Heide das zweitgrößte Konversionsprojekt in Brandenburg, das größte ist Jüterbog-West, früher ebenfalls ein Truppenübungsplatz.
Autoteile in Brandenburg/Havel
Eines von vielen Beispielen für eine Unternehmensansiedlung ist 2006 die verkaufte ehemalige Kaserne Friedrich-Engels-Straße in Brandenburg/Havel. Auf dem Grundstück fertigen heute 160 Mitarbeiter der Schlote Brandenburg GmbH Gehäusekomponenten für die Autoindustrie.
Wohnungen in Rangsdorf und Schönwalde-Glien
Zwei Beispiele von Liegenschaften, die das Land 2018 verkaufen konnte und die der zivilen Nachnutzung harren: In Schönwalde-Glien (Havelland) erwarb ein Investor 67 Hektar der ehemaligen Kaserne Fliegerhorst Schönwalde. Dort sollen ebenso neue Wohnungen entstehen wie in Rangsdorf. Hier schlug die landeseigene Vermarktungsgesellschaft BBG den früheren, bis 1994 von der sowjetischen Armee genutzten Flugplatz (93 Hektar) los.
Auf dem Konversionsgelände plant die Investorenfirma Terraplan ein großes Neubaugebiet mit Platz für bis zu 700 Einwohner. Das eigentliche Flugfeld steht jedoch unter Denkmalschutz und darf nicht bebaut werden. Im April fand hier die MAZ-Osterwanderung statt und tausende Märker passierten das historisch bedeutende Gelände: Von Rangsdorf aus startete Claus Schenk Graf von Stauffenberg 1944 seinen Flug zur Wolfsschanze, um das Attentat auf Adolf Hitler zu verüben.
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Von Thorsten Keller