Bei der Großrazzia gegen mutmaßliche Drogenhändler in Althüttendorf (Barnim) nahe Eberswalde und Berlin am Donnerstag haben die Fahnder ein in Kisten verpacktes Labor zur Herstellung von Amphetamin entdeckt. Sie stellten 200 Kilogramm Chemikalien sicher, die mutmaßlich zur Produktion des Rauschgifts angeschafft worden waren. Außerdem fielen den Beamten 300.000 Euro in bar und 18 Kilogramm Marihuana in die Hände. Das bestätigte der Sprecher der Zollfahndung Berlin-Brandenburg, Christian Lanninger.
Hauptverdächtiger hat Rocker-Kontakte
Der Hauptverdächtige ist ein 50 Jahre alter Deutscher aus Althüttendorf, der nach Auffassung der Ermittler dem Rockermilieu nahe steht. Er ist laut Zollfahndungsamt einschlägig vorbestraft. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung durch eine eigens aus Köln angereiste Spezialeinheit des Zollkriminalamts lief bereits ein Haftbefehl gegen den Mann.
Fünf Autos und vier teure Uhren
Die Fahnder der gemeinsamen Ermittlungsgruppe von Zollfahndungsamt und Landeskriminalamt beschlagnahmten bei dem Zugriff außerdem fünf Autos als mutmaßliche Tatmittel, darunter hochwertige Fahrzeuge – unter anderem einen Jeep. Vier teure Uhren nahmen die Beamten ebenfalls mit. Waffen wurden nicht gefunden.
Hasch hätte Marktwert von 180.000 Euro
Insgesamt vier Festnahmen hat es gegeben, darunter eine Frau. Ein mutmaßlicher Mittäter wurde nach der Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt, ein weiterer wird dem Haftrichter vorgeführt. 150 Beamte waren an der Aktion beteiligt, darunter auch Bundespolizisten. Nun läuft die Laborauswertung der Chemikalien.
Zu dem Marktwert der Drogen konnten die Behörden am Freitagmittag noch keine Angaben machen. Marihuana kostet aber nach Schätzungen von Experten im Berliner Raum rund 10 Euro pro Gramm. Demnach läge allein der Marktwert des Hasch-Pakets etwa bei 180.000 Euro.
Weitere Razzia im Norden und Osten
Bei einer weiteren Razzia im Drogenmilieu sind in den vergangenen beiden Tagen ebenfalls größere Mengen Betäubungsmittel sichergestellt worden: 24 Kilogramm Cannabis, 1,3 Kilogramm Amphetamin und etwa 10.000 Euro in bar sind das Ergebnis der großangelegten Durchsuchung des Landeskriminalamtes Brandenburg und der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) im Norden und Osten des Landes. Die Aktion steht laut Landespolizei keine Verbindung zu der bei Eberswalde.
Der Stoff lagerte unter anderem in einem aufwendig gebauten Bunker in einem Garagenkomplex in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland). In einem Einfamilienhaus im selben Landkreis fanden die Ermittler eine bereits abgeerntete Aufzucht für Cannabispflanzen. Die illegale Ware trocknete in den 18 Räumen des Hauses.
Gewehr mit Munition beschlagnahmt
Bei der Durchsuchung der 17 Objekte in Hohenfinow, Hohenwutzen, Falkenberg, Hennigsdorf und Strausberg waren etwa 100 Polizisten beteiligt. Fünf Männer – vier davon polizeilich bekannt – im Alter von 38 bis 56 Jahren wurden vorläufig festgenommen. Drei blieben nach Beendigung der Vernehmungen in Haft.
Den Fahndern fielen ein Kleinkalibergewehr samt Munition, neun Autos, drei Motorräder, drei wertvolle Uhren und etliche Datenträger in die Hände.
In Brandenburg wurden laut Polizei gut 1700 Fälle von Drogenkriminalität im vergangenen Jahr bekannt. Allerdings ist die Dunkelziffer wohl viel höher. Denn die erfassten Delikte gelten laut Statistik fast alle als aufgeklärt – für all die anderen unbekannten Fälle gilt der alte Satz aus der Ballade von Mackie Messer: Die im Dunkeln sieht man nicht.
Von Ulrich Wangemann