So schnell wurde in Brandenburg noch nie aus einer vagen Idee ein konkreter Beschluss. Innerhalb weniger Tage formierte sich im Landtag fraktionsübergreifend eine Mehrheit für eine Masernimpfpflicht für Kita-Kinder. Im Bund wird alle Jahre wieder, wenn sich die Masernfälle häufen, darüber diskutiert. In Brandenburg wird jetzt gehandelt – auch wenn die Zahl der Masernfälle hier verschwindend gering ist. Damit wird der Druck auf den Bund erhöht, was auch richtig so ist. Denn da Masernviren nicht an Bundesländergrenzen Halt machen, ist eine bundesweite Regelung nötig.
Schutz der Gemeinschaft
Sicher ist eine Impfpflicht letztlich ein Eingriff in die Freiheit des Einzelnen, ein schwerwiegender Schritt. Doch die vielen Aufklärungskampagnen haben eben nicht verhindern können, dass die Krankheit immer wieder ausgebrochen ist, und dass zuletzt ganze Gruppen von ungeimpften Kindern vom Unterricht ausgeschlossen werden mussten. Impfgegner, die Fakten ignorieren, interessieren sich nicht dafür, dass es mehr gibt als den Schutz des Einzelnen – nämlich den Schutz der Gemeinschaft. Wie der Beschluss des Landtags und in naher Zukunft womöglich auch eine bundesweite Impfpflicht umgesetzt und kontrolliert werden kann, wird noch einige Debatten mit sich bringen. Aber das ist nichts, was grundsätzlich gegen die Einführung einer Impfpflicht spricht.
Von Torsten Gellner