Impfzentrum in der Potsdamer Metropolishalle nimmt seinen Betrieb auf

Neun Uhr morgens vor der Metropolis-Halle in Potsdam Babelsberg. Wo normalerweise Galas oder Messen abgehalten werden, geht an diesem Dienstagmorgen das Impfzentrum Potsdam an den Start. Um zehn Uhr sollen hier 75 Impflinge ihre erste Dosis in den Oberarm gespritzt bekommen. Noch ist alles ruhig, vor dem Eingang sammeln sich vor allem Einsatzkräfte, die hier den Tag über den Ablauf kontrollieren und steuern sollen. Das Rote Kreuz ist da, die DLRG hat 13 Ehrenamtliche in der Halle im Einsatz und auch die Malteser haben Kräfte vor Ort. Die Organisation der Impftermine, das kann man hier an diesem Morgen beobachten, ist vor allem eine Gemeinschaftsaufgabe und eine Herausforderung, die viel Koordination bedarf. Einer der Einsatzkräfte ist Clemens Gauger vom DRK, ein junger Mann mit Brille. Er ist operativer Einsatzleiter des Impfzentrums. Einen Lageplan der Metropolis-Halle in den Händen, erklärt er den heutigen Ablauf. Die Impflinge müssten sich zunächst einer ärztlichen Untersuchung unterziehen, sagt Gauger. Der nächste Schritt sei dann die eigentliche Impfung. Rund 30 Minuten dauere der gesamte Prozess, erklärt der Einsatzleiter. Ein Corona-Test müsste vorab nicht gemacht werden, wer sich aber schlapp fühle oder Fieber habe, der solle bitte zu Hause bleiben. Nonnemacher wünscht sich anerkennende Worte: Neben den Einsatzkräften ist auch Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) an diesem Morgen dabei, sie will sich einen Überblick verschaffen. „Ich bin sehr gespannt, wie es heute laufen wird“, sagt Nonnemacher über den Impfstart, warnt aber zugleich vor überzogenen Erwartungen. „Wir laufen einen Marathon, der sich über viele Wochen und Monate ziehen wird“, sagt die Ministerin. Dass es immer wieder zu Rückschlägen komme, das hätte auch die Überlastung der Impf-Hotline am Montag gezeigt, so Nonnemacher. „Das hat uns deutlich gemacht, dass wir die Bevölkerung besser über die Impfstrategie informieren müssen.“ Viele hätten einen Terminwunsch, die noch nicht an der Reihe seien. Es sei wichtig, dass erst mal nur die über 80-Jährigen dran kämen und Termine über die Hotline buchten, so die Ministerin. Auf die Kritik, mit den Impfungen gehe es zu langsam voran, entgegnet Nonnemacher, man brauche anerkennende Worte und kein Gemecker. In Pflegeheimen brauche es zum Beispiel Zeit, um notwendige Einwilligungen für Impfungen einzuholen. Auch Andreas Schwark, Mitglied des Vorstands der KVBB, gibt sich am Dienstagmorgen vorsichtig optimistisch. Die nächsten zwei Tage seien vor allem eine Art Testlauf, so Schwark. „Wir müssen den heutigen Ablauf evaluieren und dann eventuell nachbessern.“ Neben den beiden Impfzentren in Potsdam und Cottbus starten am Dienstag auch die mobilen Impfteams ihren Einsatz. Angesteuert werden Senioren- und Pflegeheime. „Wir arbeiten eng mit den Heimen und den dortigen Mitarbeitern zusammen“, erklärt Hubertus Diemer, Vorsitzender des Vorstandes des DRK Brandenburg und Koordinator der mobilen Impfteams. Sein Appell an diesem Morgen richtet sich vor allem an die Mitarbeiter in der Pflege. „Meine Bitte: Lassen Sie sich impfen.“ Nur so hätte man eine Chance, das Virus einzudämmen, so Diemer. Gegen zehn treffen schließlich die ersten Impflinge ein. Nicht alle kommen allerdings mit Termin. Elmar Gellert ist an an diesem Morgen auf eigene Faust zum Impfzentrum gekommen. Seit Montag versucht der 82-jährige an einen Termin zu kommen, bisher vergeblich. Wie so viele Anrufer wurde auch Gellert immer wieder aus der Leitung geschmissen oder hing in Warteschleifen fest. „So kann man doch nicht mit alten Menschen umgehen“, empört er sich. Elmar Gellerts Strategie einer Spontan-Impfung wird an diesem Morgen nicht aufgehen, stellt sich bei einem späteren Telefonat heraus. „Mir wurde gesagt, dass es nur bestimmte Impf-Kapazitäten für den jeweiligen Tag gebe, das kann ich natürlich nachvollziehen.“ Nicht nachvollziehen könne er allerdings, dass er nun wieder in der Schleife hinge, immer noch ohne Termin. Zwei die es am Dienstag zur Impfung geschafft haben, sind Horst und Helga Rathey. Ein freundliches Ehepaar aus Potsdam, das nach der Impfung aus dem Hintereingang der Metropolis kommt. Beide sind sichtlich glücklich, zu den ersten Impflingen zu gehören. „Alles sei gut verlaufen“, sagt Helga Rathey und grinst. Auf ihren Termin hätten sie zwar ein bisschen warten müssen, aber „das war nicht weiter schlimm“, sagt Holger Rathey, ihr Mann. Auch für die nächste Impf-Dosis hätten sie bereits einen Termin bekommen, sagt Rathey. Vermittelt von einem der Mitarbeiter im Impfzentrum. Vermutlich in drei Wochen. Wieder in der Metropolis-Halle. Von Gesa Steeger