In Brandenburg gibt es nur noch wenige freie Impftermine wegen knapper Impfstoffreserven

In Brandenburg gehen die Corona-Schutzimpfungen in den Pflegeheimen, Krankenhäusern und Impfzentren nur schleppend voran. Der Grund: Es steht zu wenig Impfstoff bereit. Überdies ist ein großer Teil davon bereits verplant, da jeder Impfwillige zweimal geimpft werden muss. Aktuell könnten über die zentrale Rufnummer 116117 täglich nur noch wenige neue Termine für eine Schutzimpfung in einem Impfzentrum vergeben werden, teilte das Gesundheitsministerium am Montag mit. Brandenburg liegt bei der Quote der Impfungen pro 1000 Einwohner mit 5,6 bundesweit auf dem drittletzten Platz, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Nur Sachsen und Thüringen ist beim Impfen noch langsamer. Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) bat die Bürger um Verständnis. Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Erreichbarkeit der Hotline zu verbessern und die Impfkapazitäten Schritt für Schritt auszubauen. „Das Tempo geben aber die Impfstofflieferungen vor“, betonte sie. Priorität hätten die Impfungen in stationären Pflegeeinrichtungen durch mobile Teams. Alle rund 25.000 Bewohner von Senioren- und Altenpflegeheimen würden bis Mitte Februar ein Impfangebot unterbreitet, kündigte die Ministerin an. „Für diese Personengruppe müssen wir jetzt Impfstoffe sicher einplanen.“ Sie geht davon aus, dass perspektivisch genug Impfstoff für alle Impfwilligen zur Verfügung stehen werde. 23 mobile Teams im Land unterwegs: In Brandenburg sind seit Montag 23 mobile Impfteams im Einsatz. Bis Anfang Februar soll Zahl auf 33 erhöht werden. Von den insgesamt 345 stationären Pflegeeinrichtungen im Land hätten 228 Einrichtungen Termine für die erste und zweite Impfung gebucht. 42.500 Impfungen seien bis 28. Januar für Bewohner von Pflegeheimen sowie Pflegekräfte verplant – bei zwei Impfungen pro Person seien das insgesamt 21.250 Impflinge. Die Impfzentren in Cottbus, Potsdam und Schönefeld sind derzeit ausgebucht. Das Zentrum im Terminal 5 am ehemaligen Flughafen Schönefeld startete am Montag. Die Impfungen dort wird medizinisches Personal der Bundeswehr durchführen. Derzeit können laut Kassenärztlicher Vereinigung nur Termine für die nächsten drei Wochen vereinbart werden. Die ersten 2400 Dosen des neu zugelassenen Impfstoffes Moderna werden am Dienstag erwartet. Bis Mitte Februar werden davon insgesamt 12.000 Dosen erwartet. Nach Angaben des Ministeriums könnten bis Mitte Februar 84 000 Menschen in Brandenburg geimpft werden. Das wären etwas mehr als drei Prozent der Bevölkerung. Insgesamt sollen rund 280 000 Menschen zuerst geimpft werden: die über 80-Jährigen, Pflegeheimbewohner und -personal sowie Mitarbeiter im Gesundheitswesen mit hohem Ansteckungsrisiko. Kritik am Impfstart äußerte die FDP in Brandenburg. Generalsekretärin Anja Schwinghoff sagte, die geringe Zahl an Geimpften sei nicht akzeptabel. Die Gesundheitsministerin dürfe jetzt nicht „Schritt halten“, sondern müsse einen „Turbo einlegen“. Brandenburg bei Infektionen auf Platz 3 bundesweit: Die Infektionszahlen in Brandenburg steigen trotz der Lockdown-Beschränkungen weiter in die Höhe. Mit knapp 300 Ansteckungen je 100 000 Einwohner in einer Woche sei Brandenburg nach Sachsen und Thüringen das am meisten betroffene Land, sagte Ministerin Nonnemacher auf einer Sondersitzung des Gesundheitsausschusses des Landtags, der die neue Verordnung zur Corona-Eindämmung mit den Stimmen der rot-schwarz-grünen Koalition bestätigte. „Die Richtung geht im Moment weiterhin nach oben.“ Nonnemacher sagte: „Wir müssen jetzt eindämmen, eindämmen, eindämmen.“ Dazu gebe es, auch mit Blick auf die noch ansteckendere Mutation des Virus, die auch in Deutschland angekommen ist, keine Alternative. Hotspot im Land ist Spree-Neiße: Hotspot sei der Landkreis Spree-Neiße mit 569 neuen Corona-Infektionen je 100 000 Einwohner in einer Woche. Landrat Harald Altekrüger selbst nennt einen Wert von 444: Der höhere Wert gehe auf Verzögerungen bei der Meldung zurück, neue Fälle seien nicht dem tatsächlichen Tag zugeordnet. Landkreise in Brandenburg können laut Verordnung bei Überschreiten des Grenzwerts 300 Kitas schließen. Altekrüger sprach sich am Montag dagegen aus. Eines seiner Ziele sei es, die psychische Belastung in den Familien so gering wie möglich zu halten. „Wir wissen auch: Derzeit sind Kitas nicht die Treiber der Pandemie.“ Sollten aber die Zahlen weiter steigen, wäre eine Notfallbetreuung ein geeignetes Mittel. In Potsdam sind die Kitas mit einem Wert von fast 250 dagegen geschlossen. Von Igor Göldner