Kirchen in Brandenburg: So planen die Gemeinden Gottesdienste zu Weihnachten

Schlichter, kleiner, stiller: es ist ein ungewohntes Weihnachtsfest, auf das sich die Kirchen in diesen Tagen vorbereiten. Gottesdienste wurden abgesagt, Andachten ins Internet verlegt, Pläne gemacht und wieder verworfen. „In der jetzigen Situation ist es umso wichtiger, in der Freude über Jesu Geburt Stärkung und Kraft zu finden“, sagt Christian Stäblein, Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Die Landeskirche muss in diesem Jahr neue Wege finden, um Weihnachten zu feiern und die Menschen zu erreichen. Da sind der Fernsehgottesdienst, die Briefe mit Weihnachtsbotschaften, die Telefonandacht. EKBO: Gemeinden entscheiden Formate: Und da sind auch die analogen Gottesdienste, die nach jetzigem Stand vereinzelt stattfinden sollen – unter Einhaltung der verschärften Corona-Regeln, heißt es seitens der EKBO. Wie Pressesprecherin Amet Bick erklärt, liege die Entscheidung darüber bei den einzelnen Gemeinden. Seit dem 16. Dezember gelten in Brandenburg die Regeln der neuen Corona-Verordnung. Kirchen und Religionsgemeinschaften müssen demnach sicherstellen, dass bei ihren Veranstaltungen: Abstände von 1,5 Metern eingehalten werden. Zutritt und Aufenthalt beschränkt und gesteuert sind, Besucher sich an die Maskenpflicht halten - auch am Platz, Personendaten erfasst werden. Für ausreichend Belüftung gesorgt ist. Das gemeinsame Singen ist verboten, Veranstalter müssen ihre Hygienekonzepte zudem der Infektionslage anpassen. Die hätten eine gewisse Autonomie, es sei der jeweilige Gemeindekirchenrat, der entscheidet. Der Bischof spreche nur Empfehlungen aus. Wie Amet Bick ausführt, laufen derzeit noch Gespräche, die Lage sei dynamisch und könne sich in den nächsten Tagen noch verändern. Bischof Stäblein: Die Liebe bleibt: Christian Stäblein erlebt die Kirchengemeinden als „sehr verantwortungsbewusst“. Er unterstütze es völlig, wenn zum Schutze anderer auf einen Gottesdienst verzichtet werde. „Es entspricht der Haltung Jesu, der Haltung der Liebe, den Nächsten zu schützen und für den Nächsten da zu sein“, sagt der Bischof. Deshalb sei die Kirche auch da: Um Seelsorge anzubieten, offene Kirchen, mediale Formate. Und eben auch „ kurze, kleine Gottesdienste, wo es möglich und verantwortbar ist – und selbstverständlich nur da“, so der Bischof. Es werde weder leichtfertig ein Gottesdienst gefeiert, noch leichtfertig einer abgesagt. Vielmehr sei es ein Abwägen, in dem man das Weihnachtsfest feiere. Trotz allem bleibe eine Sache in diesem Jahr gleich: „Die Liebe bleibt – auch wenn Weihnachten anders ist.“ Gransee: Trost spenden in Corona-Zeiten: Das sieht auch Uwe Simon ähnlich. „Das worum es geht, bleibt ja unabhängig von den äußeren Umständen“, sagt der Pfarrer aus Gransee (Oberhavel). Als Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Oberes Havelland ist er stetig mit anderen Pfarrern in Kontakt – und weiß um die Fragen, die sich viele stellen. Wie kann ich Trost spenden, Menschen aus der Einsamkeit holen, sie berühren? „Wir sind ständig im Gespräch und beraten uns“, sagt er. Viele Gemeinden in seinem Kirchenkreis hätten ihre Weihnachtsandachten bereits abgesagt „Große Gottesdienste mit Musik verbieten sich von selbst“ sagt er. Ob Telefongottesdienste oder bereits aufgezeichnete Formate: Es gebe bereits eine ganze Menge Ideen in den Gemeinden, um Menschen trotz allem ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen. Superintendent: Weihnachten findet statt: Je nach Situation soll es stellenweise jedoch auch auch Formate vor Ort geben. „Es geht darum, den Menschen zu sagen, dass sie nicht allein sind.“ So plant er in Gransee etwa einen Stationen-Gottesdienst an verschiedenen Stellen, in Templin soll die Kirche wiederum für einzelne, kurze Gespräche offen bleiben. „Wir wollen die Menschen aus der Einsamkeit herausholen“, sagt Simon. Dieses Weihnachtsfest werde kleiner, ruhiger und herausfordernder, so der Superintendent. „Ich fühle ja selbst, wie mir die Lieder fehlen.“ Vieles sei zwar anders, doch die vielen Formen würden zeigen: „Weihnachten fällt nicht aus, sondern findet statt.“ Potsdam: Briefe und Geschenke: Im Potsdamer Stadtteil Bornstedt hat sich Pfarrer Friedhelm Wizisla ein besonderes Format überlegt: „Wir schicken analoge Briefe an die, die wenig oder gar keinen Besuch bekommen“, sagt er. Bereits zu den Adventssonntagen hätten Senioren und Menschen in Pflegeheimen diese Briefe bekommen, so der Pfarrer. Zum Weihnachtsfest werden Konfirmanden und andere Freiwillige nun erneut losziehen, um sie zu verteilen. Dazu gibt es außerdem „einen Gruß zum Weihnachtsfest in Form einer Tüte“, sagt Wizisla. Ein paar Leckereien, Tannengrün und eine LED-Kerze sollen das Weihnachtsfest in die Wohnungen und Pflegeheime bringen. Damit es nicht zum direkten Kontakt kommt, werden sie vor die Tür gestellt. Wizisla: Sehnsucht nach Veränderung: Auch auf Musik sollen die Heimbewohner nicht verzichten – sofern das möglich ist. Nach derzeitigem Stand plant Wizisla, sich kurz vor Weihnachten mit Klarinette und Saxofon vor ein Pflegeheim zustellen. Das habe bereits zu Ostern gut funktioniert, sagt er, „sowas kommt an“. Auch digitale Seelsorgearbeit sei gut angenommen worden, resümiert Wizisla. „Es ist erstaunlich, wie viele Ältere digital ausgestattet sind.“ Für die jüngeren Gemeindemitglieder hatte er zunächst eine Art Kurzgottesdienst im Freien geplant. Die Kirchengemeinde im Potsdamer Norden verfügt über ein großes Wiesengrundstück, hier wollte Wizisla mehrere kurze Andachten halten, mit Abständen und Anmeldelisten. Wie diese nun stattfinden werden, ist noch offen. Lesen Sie auch: Potsdams Oberbürgermeister: Keine Freigabe für Weihnachts-Gottesdienste im öffentlichen Raum Der Wunsch nach Gemeinschaft ist groß, sagt Wizisla. Schließlich sei das auch der Kern der Weihnachtsbotschaft: „Die Sehnsucht nach Liebe, Wärme und Freundlichkeit“. In diesem Jahr gehe es außerdem um eine andere Sehnsucht. Danach, dass die Dinge wieder „normal“ werden, „entspannter“. „Die Menschen haben Sehnsucht nach Veränderung“, sagt Wizisla. „Nach guter Veränderung.“ Von Johanna Apel