LAVB Brandenburg: Präsident Günter Baaske zum Angeln in Corona-Zeiten

Er gehört der SPD-Fraktion im Landtag an, war viele Jahre Minister. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass der bei Bad Belzig lebende Politiker Günter Baaske (63) Brandenburgs oberster Sportfischer ist. Im MAZ-Interview erklärt der Präsident des Landesanglerverbandes (LAVB) seine Leidenschaft zur Fischweid, warum die Pandemie die Leute ans Wasser treibt, und was er an der Bachforelle liebt. Herr Baaske, welche Rolle spielt das Angeln in Ihrem Leben? Mit sieben Jahren ging es los. Von meinem Vater habe ich eine Menge gelernt. Doch er nahm mich nur unter einer Bedingung mit ans Wasser: „Erst musst Du schwimmen können.“ Das hat schnell geklappt. Mein erster Fisch bleibt unvergessen. Es war eine schöne Plötze aus dem Belziger Tonstich. Diese Kindheitserinnerungen wirken bis heute nach. Von Anfang an war ich Mitglied im DAV. Mein Fazit: Es gibt nichts schöneres als ein Hobby in der Gemeinschaft. Nach so vielen Jahren hat für mich das Angeln nichts von seiner Faszination verloren. Ich genieße jede freie Stunde mit Rute und Rolle. Welches ist ihr beliebtester Zielfisch? Ich angle gern aktiv. Da kommt mir beim Strecke machen an der Temnitz die Bachforelle sehr entgegen. Sie ist ein wunderschöner Fisch und eine grandiose Kämpferin im Wildwasser. Zudem endet jedes erfolgreiche Duell mit einem köstlichen Essen. Das neue Angeljahr beginnt nicht gerade optimal. Die Pandemie hat Brandenburg fest im Griff. Der Fachhandel ist geschlossen, das Vereinsleben ruht, Tourismus findet nicht statt. Ist Angeln im Lockdown erlaubt? Angeln zählt zu den sportlichen Betätigungen im Freien. Deshalb kann jeder unter Einhaltung der Abstandsregeln seinem Hobby nachgehen. Allerdings fällt das Nachtangeln von 22 Uhr bis 5 Uhr unter die Ausgangsbeschränkung. Der Winter zählt in Brandenburg traditionell nicht zur Hochzeit der Angelei. Das hat auch mit den Schonzeiten bei Raubfischarten zu tun. Vielleicht wird es mal wieder richtig kalt. Dann können wir Angler aufs Eis. Gerät und Köder lassen sich auch online kaufen. Die unter dem Dach des Landesanglerverbandes organisierten Vereine erleben durch die Eindämmungsverordnung eine knifflige Situation. Die Jahreshauptversammlungen wären fällig. Mitgliedsbeiträge müssen kassiert und Angelkarten ausgegeben werden. Wir haben in Brandenburg einen pragmatischen Ausweg gefunden. Die für 2020 ausgegebenen Angelberechtigungen behalten zunächst bis Februar 2021 ihre Gültigkeit. Ansonsten sind kreative Lösungen gefragt. In meinem Bad Belziger Heimatverein haben wir eine kurze Versammlung unter freiem Himmel abgehalten, bei der wir mit Abstand die wichtigsten Themen besprochen haben. Mitgliedsbeiträge sollten besser per Überweisung eingezahlt werden. Schon 2020 hat dem Angelsport viele neue Anhänger verschafft. Welche Auswirkungen wird der pandemiegetriebene Angeldruck auf Brandenburgs Gewässer haben? Der Landesanglerverband Brandenburg hat im abgelaufenen Jahr 7000 neue Mitglieder hinzugewonnen. Zusammen mit den Berlinern bringen wir es inzwischen auf 84.000 organisierte Sportfischer. Dazu kommen viele Gastangler aus anderen Bundesländern. Nicht mehr jeder Angler wird allein auf weiter Flur sein. Vielleicht ist die Lieblingsstelle auch mal besetzt. Grundsätzlich mache ich mir keine Sorgen. Bei 30.000 Hektar Vereins- und Vertragsgewässer zwischen Elbe und Oder bleibt für jeden Petrijünger genug Platz. Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben als wiedergewählter Präsident des Landesanglerverbandes? Uns geht es nicht um das klarste Wasser. Das mögen manche Fische nämlich gar nicht. Oberstes Ziel ist der Erhalt stabiler und gesunder Seen und Flüsse. Ohne eine intakte Umwelt wäre unser Hobby nicht denkbar. Deshalb wird der LAVB auch 2021 Hegetage an Uferzonen und Besatzmaßnahmen organisieren. Ich rufe jeden Angler dazu auf, seine Angelstelle so sauber zu verlassen, wie er sie vorgefunden hat. Besonders am Herzen liegt uns in den Vereinen die Nachwuchsgewinnung. Der Trend ist eindeutig: Angeln ist für Kinder und Jugendliche wieder attraktiv geworden. Eine bunte Youtube-Szene mit tausenden Fans ist herangewachsen. Darüber freuen sich auch Eltern. Bei der Gemeinschaftsaktion „Fisch des Jahres 2021“ suchen MAZ und LAVB den längsten Fisch. Kommt es beim Angeln wirklich auf die Größe an? Ich freue mich auch lieber über ein paar schöne Pfannenbarsche als über Katzenfutter. Und wer könnte einem Angler den Fang seines Lebens verübeln? Doch das Angeln mit dem Zollstock ist nicht die alltägliche Praxis. Für mich steht das Naturerlebnis und die sinnvolle Verwertung des Fangs im Mittelpunkt. Jetzt mitmachen: Hier geht es zur Aktion „Fisch des Jahres 2021“ Von Frank Bürstenbinder