MAZ-Kolumne zu Corona "Die Krise und ich": Urlaub und Reisen trotz Corona

Unter den vielen wunderbaren Videos, die gerade das Internet und mein Handy fluten, ist auch die Aufnahme von zwei Italienern, die so tun, als würden sie auf ihrem Balkon einen Segelausflug unternehmen. Sie kurbeln so enthusiastisch an der Markise, dass man meint, sie würden für eine Regatta trainieren. Ab und zu spritzt jemand Wasser aus einem Eimer ins Bild. Ausgerechnet dort, wo das echte Meer so nah vor der Haustüre liegt, dürfen die Menschen gerade am wenigsten nach draußen. Und das im Frühling! Bei mir lockt nur ein Park, aber wenigstens kann ich dort zwischen blühenden Bäumen flanieren. Das mache ich gerade viel, denn ich habe frei. Eigentlich säße ich jetzt unter einer Palme auf einer einsamen Insel. Doch ich beschwere mich nicht – ich bin gesund. Fernweh ist keine Krankheit. Es ist ja auch durchaus praktisch, gerade jetzt Ferien zu haben. Endlich schafft man all die Dinge, die angeblich alle längst zu Hause machen. Die To-Do-Liste, auf der sich schon vor der Krise Serien und Bücher summierten, wird nur täglich länger: Work-Out-Videos vom Fitnessstudio ausprobieren. Online-Konzerte meiner Lieblingsmusiker durchgucken. Bei der Kuchen-Tauschbörse der Nachbarn mitmachen. Anleitungen für die Homeoffice-Optimierung studieren. Wenn ich mit all dem fertig bin, werde ich einen Kurzurlaub in Balkonien antreten. Die Koffer sind schon gepackt, mit Erde, Gemüsesamen und den schönsten Blüten aus dem Baumarkt. Dort sitze ich dann unter meiner Zimmerpalme, träume von Segelausflügen und bewundere das frisch gepflanzte Blumenmeer. Mit den Kindern im Home Office, Hamsterkäufe-Irsinn im Supermarkt, und ein öffentliches Leben, das stillsteht: Die MAZ macht aus der Not eine Tugend und verarbeitet den mitunter surreal anmutenden Alltag mit Corona ab sofort jeden Tag mit einer Kolumne. Mehr Kolumnen „Die Krise und ich“: Lars Grote über die Freude an der Kartenzahlung Rüdiger Braun übers Einkaufen Maike Schultz über die neue Masken-Mode Thorsten Keller über seinen leeren Terminkalender Saskia Kirf über die Folgen intensiven Händewaschens Von Maike Schultz

Corona-Kolumne „Die Krise und ich“ - Fernweh ist keine Krankheit