Pflegeheime als Corona-Hotspots: Jedes vierte Brandenburger Heim betroffen

Die Corona-Ausbrüche in der stationären Pflege treiben die Zahl der Neuinfektionen in die Höhe. Binnen 24 Stunden wurden in Brandenburger Pflegeheimen 200 neue Fälle registriert. Die Zahl summiert sich inzwischen auf 1004 – bei insgesamt 24.790 Bewohnern. 182 Pflegebedürftige sind nach Angaben des Gesundheitsministerium bisher im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Das ist mehr als ein Viertel aller Covid-Todesfälle in Brandenburg. 634 Corona-Tote waren mit Stand Mittwoch bisher zu beklagen. Corona in jeder vierten Pflegeeinrichtung: Jede vierte stationäre Pflegeeinrichtung in Brandenburg ist aktuell von Corona-Fällen betroffen. Die Infektionsrate unter den Bewohnern liegt bei 4,05 Prozent, bei den Beschäftigten bei 2,16 Prozent. Das Risiko, an einer Covid-19-Erkrankung zu sterben, nimmt mit dem Alter rapide zu: Die mit Abstand meisten Todesfälle (364) im Zusammenhang mit dem Virus liegen in Brandenburg in der Gruppe 80 plus. In Berlin ist die Situation noch dramatischer: 492 Menschen, die in Pflegeheimen lebten, sind seit dem Frühjahr nach Corona-Infektionen gestorben. Damit ist dort mehr als jeder zweite Corona-Todesfall auf den Pflegebereich zurückzuführen. Caritas und Diakonie rufen um Hilfe: Caritas und Diakonie forderten angesichts der angespannten Lage mehr Unterstützung für die Pflege. Insgesamt seien die Einrichtungen inzwischen zwar „deutlich besser aufgestellt“ als im Frühjahr, sagte der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, und verwies auf vorhandene Schutzkleidung, Schutzkonzepte, Tests und spezielle Besucherräume. Aber für die Mitarbeiter sei die Situation vielerorts ein „Ritt auf der Rasierklinge“. Viele seien inzwischen erschöpft. Lesen Sie: DRK probt Impfeinsatz im Pflegeheim „Wir haben Leute, die am Telefon weinen, die sich krank melden und solche, die einfach nicht mehr können“, schilderte Anne Baaske, Geschäftsführerin der Awo Brandenburg, die Situation für viele Beschäftigte in der Pflege. „Es zerren alle an der gleichen Decke, die aber nicht größer wird“, sagte sie mit Blick auf die Personalsituation. Die Zahl der Tests in den Einrichtungen wurde mit der neuen Eindämmungsverordnung, die zu Mittwoch in Kraft getreten ist, deutlich erhöht. Künftig müssen sich Mitarbeiter in Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen zweimal wöchentlich einem Corona-Schnell-Test unterziehen, der binnen 15 bis 20 Minuten ein Ergebnis liefert. Neue Regeln für Besucher: Neun Euro pro Test bekommen die Einrichtungen vom Bund erstattet. Das Brandenburger Gesundheitsministerium prüft derzeit, wie die Heime bei den Personalkosten entlastet werden können. Auch für Besucher gelten neue Regeln: Sie müssen entweder einen Schnelltest machen oder im Heim eine FFP2-Maske tragen. Schnelltests liefern zwar rasch Ergebnisse, sie sind aber nicht so genau wie die PCR-Tests, die in Laboren ausgewertet werden. Das könne dazu führen, dass Besucher oder Mitarbeiter falsch negativ getestet werden, obwohl sie unbemerkt infiziert sind, sagte Awo-Chefin Baaske. Trotz der erhöhten Schutzmaßnahmen befürchtet sie einen weiteren Anstieg der Infektionen in Pflegeeinrichtungen über die Feiertage, wenn mehr Besucher kommen oder Bewohner das Fest im Kreis der Familie verbringen. „Angehörige sollten sich gut überlegen, ob sie Oma oder Opa zu Weihnachten wirklich nach Hause holen und sie damit einer Gesundheitsgefahr aussetzen“, sagte sie. Von Torsten Gellner