Probleme mit der HPI-Schulcloud in Brandenburg

Brandenburgs digitale Lernplattform, die Schulcloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI), bereitet Lehrern und Schülern Schwierigkeiten. Auf der Anmeldeseite der Schulcloud heißt es, dass es aufgrund der vielen Zugriffe derzeit zu Problemen beim Login kommen könne. Im Statusbereich der Software hieß es am Donnerstagvormittag: „Seit 10 Uhr kommt es aufgrund der vielen Zugriffe zu Problemen beim Login in die HPI Schul-Cloud, Schul-Cloud Brandenburg und Thüringer Schulcloud. Das Problem wurde identifiziert, wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung und bitten um Entschuldigung.“ Tagsüber kaum zu verwenden? Eltern berichten aber davon, dass die Anwendung schon in den vergangenen Tagen nur schwer zu erreichen gewesen sei. Teilweise soll die Plattform, über die ein Großteil der Brandenburger Schulen den digitalen Fernunterricht organisiert, tagsüber überhaupt nicht zu nutzen gewesen sein. Eltern zufolge sei zu „normalen Schulzeiten“ der Server ständig überlastet, die Anmeldung funktioniere nicht, eingeloggte Nutzer würden wieder rausgeschmissen. Die Überlastung steht im Zusammenhang mit der Aussetzung der Präsenzpflicht an den Schulen. Seit Montag sind Eltern in Brandenburg aufgerufen, ihre Kinder nach Möglichkeit nicht in die Schule zu schicken. Sie sollen stattdessen digital zu Hause unterrichtet werden und lernen. Schulen müssen deswegen derzeit zweigleisig fahren, einen Teil der Kinder im Klassenzimmer unterrichten, den anderen digital über Medien wie die Schulcloud erreichen. Ab 4. Januar bis vorerst 10. Januar soll der Präsenzunterricht mit Ausnahme der Abschlussklassen dann grundsätzlich digital stattfinden. Die Zahl der Schüler, die auf eine funktionierende digitale Infrastruktur angewiesen ist, wird dann deutlich größer sein. 562 Schulen nutzen Schulcloud in Brandenburg: Eltern fragen sich daher, wie die Kommunikation der Schüler mit ihren Lehrern gewährleistet sein soll, wenn schon jetzt die Anwendung Überlastungserscheinungen zeigt. Derzeit wird etwa die Hälfte der Schüler noch im Klassenzimmer unterrichtet. Die Schulcloud war in diesem Jahr massiv ausgebaut worden –als Reaktion auf den Schullockdown im Frühjahr. Nach einer Pilotphase mit 54 angeschlossenen Schulen im Frühjahr wurde die Software binnen kürzester Zeit auf derzeit 562 Schulen ausgerollt. Elternsprecher René Mertens zeigte sich wenig überrascht, dass es bei einem derartigen schnellen Ausbau zu Problemen kommen würde, zumal hinter jeder Schule auch Dutzende oder Hunderte Schüler stehen, die angemeldet werden müssen. „Das war abzusehen, aber niemand wollte das offiziell zugeben“, sagte Mertens im Gesprächt mit der MAZ. „Man kann so ein komplexes System nicht innerhalb von fünf Tagen mit Inhalten füllen“, so Mertens. Auch seine Tochter habe in den vergangenen Tagen mit dem instabilen System zu kämpfen gehabt. Mertens führt einen Teil der Probleme nicht auf die Technik selbst, sondern auch auf die Schulen und das Bildungsministerium zurück. „Die Schulcloud ist wie ein leeres Regal, die Schulen sind für die Inhalte verantwortlich“, erklärt er. „Wenn jetzt alle kurzfristig anfangen, Lerninhalte für ihre Schüler einzustellen, kommt es zu Reibungsverlusten.“ Mertens zufolge waren viele Schulen schlicht nicht darauf vorbereitet, jetzt wieder auf Digitalunterricht umzustellen – obwohl sie laut Ministerium entsprechende Konzepte nach den Sommerferien erarbeiten mussten. HPI: 100 zusätzliche Server: Er befürchtet, dass sich das bis zum 4. Januar nicht ändern wird. „Am Freitag beginnen die Ferien“, sagt er und fragt sich, wie viele Inhalte und Lernmaterialien die Schulen wohl über die Feiertage in die Schulcloud laden werden, damit im neuen Jahr damit gearbeitet werden kann. Das HPI bestätigte, dass die Schulcloud am Donnerstag zeitweise nicht erreichbar gewesen sei; die Probleme seien aber behoben worden. Wegen der gestiegenen Nachfrage zum Wochenanfang seien die Kapazitäten um knapp 100 zusätzliche Server erweitert worden. Die Auslastung werde ständig überprüft, um einen reibungslosen Betrieb der Plattform zu ermöglichen, hieß es. Lernraum Berlin bereitet auch Probleme: Auch andere Bundesländer berichten derzeit von massiven Problemen mit Schulsoftware, die von unterschiedlichen Herstellern kommen. In Berlin sind die Ausfälle besonders groß: Dort konnten sich am Donnerstag wie in den Tagen zuvor viele Lehrer und Schüler nicht einloggen. Das dortige Programm heißt „Lernraum Berlin“. Auf der Webseite selbst war am Morgen zu lesen, es werde daran gearbeitet, die Plattform den neuen Anforderungen anzupassen. Die Anzahl der gleichzeitigen Zugriffe habe sich am Mittwoch - dem Beginn des harten Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie – „von einem Tag auf den anderen deutlich gesteigert“. Im Zuge des harten Lockdowns sollen Berliner Schüler bis zu den Weihnachtsferien inklusive Freitag (18.12.) und in der Woche vom 4. bis 8. Januar angeleitet von ihren Lehrern zu Hause lernen. Dazu nutzen Schulen unterschiedliche Plattformen. Der Lernraum wird vom Senat als datensicheres System empfohlen. Aktuell haben dort laut Bildungsverwaltung 108 000 Nutzer einen aktiven Account, am Mittwoch konnten sich jedoch nur rund 8000 anmelden. Von Torsten Gellner