Schlechte Aussichten für Brandenburgs Tourismusbranche

Eine Schnellteststrategie für das Gastgewerbe, eine digitale Kontaktnachverfolgung und konkrete Öffnungsperspektiven: So lauten die Forderungen der Brandenburger Tourismuswirtschaft. „Wir brauchen klare Vorgaben und Perspektiven seitens der Politik“, sagte Markus Aspetzberger, Geschäftsführer des Landestourismusverbands Brandenburg (LTV) am Mittwoch bei einem Fachgespräch zur Situation der touristischen Betriebe. 60 Prozent Umsatzverlust gegenüber dem Vorjahr: Die Lage der Tourismuswirtschaft ist dramatisch, das zeigt eine aktuelle Umfrage der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, an der sich 1300 Betriebe beteiligten. Zwei Drittel der befragten Unternehmen bezeichnen ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht. Zu einem ähnlichen Bild kommt auch eine Erhebung der Dehoga Brandenburg, nach der die Betriebe einen Umsatzverlust von rund 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Jedes vierte Unternehmen zieht eine Betriebsaufgabe in Erwägung. „Tausende Betriebe wissen nicht, wie sie Mieten und andere Verbindlichkeiten zahlen können“, sagte Olaf Schöpe, Präsident des Dehoga, und warnte vor einer Schließungswelle mit dramatischen Folgen für den Arbeitsmarkt. „Wir haben rund 100.000 Mitarbeiter in unserer Branche, die brauchen Perspektiven.“ Es sei wichtig, gerade Fachkräfte zu halten, so Schöpe. Hier gab es auch vor der Corona-Krise immer wieder Engpässe. „Je früher wir öffnen, desto besser schaffen wir dann die Krise“: Ostern haben die Gastgeber schon abgehakt, auch vom Sommergeschäft erwartet die Branche nicht viel, da sich angesichts steigender Corona-Fallzahlen noch gar nicht abschätzen lässt, wann die Regionen wieder Gäste empfangen können. Intern laufen daher bereits Planspiele, wie verstärkt im Winter Gäste nach Brandenburg gelockt werden können. TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte forderte angesichts der dramatischen Lage eine verbindliche Öffnungsperspektive. „Je früher wir öffnen, desto besser schaffen wir dann die Krise“, betonte er. Ohne das Sommergeschäft würden viele Betriebe keine Zukunft für ihr Geschäft sehen. Dehoga-Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke sagte, es reiche nicht aus, auf Mobilitätsbeschränkungen und die Hoffnung auf das Verschwinden des Virus bei steigenden Temperaturen zu setzen. Eine verbindliche Schnellteststrategie sei dringend erforderlich, so Lücke. Digitale Kontaktverfolgung als Lösung? Als Lösung für mögliche Öffnungen nannte Dehoga-Präsident Schöpe eine digitale Kontaktnachverfolgung. „ Die Luca-App haben wir seitens der Dehoga als positiv bewertet.“ Allerdings gebe es noch Bedenken wegen des Datenschutzes. Da seien nun die Behörden in der Verantwortung, so Schöpe. TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte betonte, dass man einfache digitale Lösungen brauche, die sowohl von den „Gästen als auch den Betrieben akzeptiert“ würden. Gemeinsam mit der TMB plant Brandenburg in dem Zusammenhang ein neues Hilfspaket, um die zwölf regionalen Tourismusorganisationen zu unterstützen. Bis zu 40.000 Euro stehen pro Region zur Verfügung, um die digitale Vermarktung der Reiseziele voran zu bringen. Von Gesa Steeger