Schnelltests in Brandenburger Schulen: Lehrerverbände lehnen Teststrategie entschieden ab

In einem Schreiben an Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) spricht sich der Landesrat der Lehrkräfte Brandenburg strikt gegen die vorgestellte Teststrategie der Landesregierung aus. „Als pädagogisches Personal sehen wir uns nicht in der Lage, alle Schülerinnen und Schüler zu medizinischen Maßnahmen anzuleiten“, heißt es in der Mitteilung, die der MAZ vorliegt. Sollten die Lehrer die Selbsttests durchführen müssen, wäre die Ansteckungsgefahr massiv erhöht, da weder Schutzkleidung für die Lehrkräfte zur Verfügung stehe, noch genug Abstand gewahrt werden könne, so die Befürchtungen der Lehrkräfte. Weiter warnt der Lehrerverband vor verängstigten Kindern, die durch die Testsituation und „das strikte Vorgehen in Panik versetzt“ werden würden. Personal für die Testungen fehlt an den Schulen: Auch verwaltungstechnisch sei die Teststrategie nicht umsetzbar, kritisieren die Lehrkräfte. Eine Testung in der Schule setze voraus, „dass die Schülerinnen und Schüler gemeinsam ohne Maske in einem Raum sitzen“, der bei derzeitigen Temperaturen nicht über den „gesamten Testzeitraum“ stoßgelüftet werden könne. Bereits jetzt herrsche in vielen Schulen aufgrund des Präsenzunterrichts ein Mangel an Räumen. Die Testungen könnten diesen Platzmangel noch verstärken, so die Befürchtungen der Lehrkräfte. Neben den Räumen, fehle auch das Personal für die Testungen und die Betreuung der Schüler, heißt es in dem Schreiben. Weiter sei davon auszugehen, dass an den ersten zwei Schultagen jeder Woche regelmäßig die ersten zwei Unterrichtsstunden aufgrund Testdurchführung ausfallen müssten. Darüber hinaus sei damit zu rechnen, dass „bei Auftreten eines positiven Ergebnisses kein ordentlicher Schulbetrieb mehr durchgeführt werden kann.“ Auch eine Notbetreuung könne nicht mehr gewährleistet werden. Lehrerverband warnt vor Überforderung aller Beteiligter: Nicht nur die Lehrkräfte seien angesichts der auf Freiwilligkeit basierenden Teststrategie besorgt, so der Lehrerverband. Auch Eltern wären irritiert und „überlegen, ihr Kind nicht in die Schule zu lassen, wenn sich nicht alle Schülerinnen und Schüler testen lassen.“ Die Sorge einer nicht zu kompensierenden Überforderung aller an Schule Beteiligter, „insbesondere aber der Schulleitungen“ sei real, so das Fazit der Lehrkräfte. Die vorgestellte Teststrategie der Landesregierung werde daher entschieden abgelehnt. Auch weil Unterstützung bei den Testungen durch medizinisches Personal fehle. Man erwarte ein Konzept für die Testung „aller an Schule Beteiligten im eigenen häuslichen Umfeld“, so die Forderung des Lehrerverbands. Kritik kommt auch von der GEW und Elternvertretern: Kritik an der Teststrategie der Landesregierung kommt auch von Elternvertreten und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Brandenburg (GEW). Die geplante Schnelltest-Strategie führe zu „gesundheitlichen Gefährdungen“ von Lehrkräften. Schülern und Eltern, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Weder seien die Tests schon vor Ort, noch seien die Unterlagen zur Umsetzung und Begleitung der Tests rechtzeitig übermittelt worden. Es sei daher davon auszugehen, dass der Unterricht kommende Woche in der Mehrzahl der Schulen „ohne Testungen“ wieder aufgenommen werde. Dies sei vor dem Hintergrund der steigender Infektionszahlen „unverantwortlich und besorgniserregend.“ Bildungsministerin Ernst hatte angekündigt, dass bis zur Sommerpause 2,6 Millionen Schnelltests für die Schulen in Brandenburg zur Verfügung stehen sollen. Anlässlich der Ankündigung hatte die GEW die Freiwilligkeit der Testungen kritisiert und verpflichtende Testungen gefordert. „In dieser Phase der Pandemie ist es unverzichtbar, das Infektionsgeschehen in den Schulen schnell und umfassend nachvollziehen und dokumentieren zu können“, sagte GEW-Chef Günther Fuchs. Dazu gehöre auch, dass eine Teilnahme an den Testungen eine Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzlernen sei. Von Gesa Steeger