So wirkt sich die Coronaimpfung auf den Körper aus

Was passiert eigentlich mit einem, nachdem man den Piks durch die Covid-19-Impfspritze erhalten hat? Die derzeitigen Impfkandidaten, die ja alle zu hoch gefährdeten Gruppen gehören, mögen den Stich vielleicht als lang ersehnte Befreiung von ihren Sorgen erleben. Aber gibt es vielleicht auch schlimme Nebenwirkungen durch die Impfung? Und bleibt vom Einstich eine Narbe zurück? Bekannt geworden sind ja schon im Dezember mehrere Fälle von allergischen Reaktionen, die im schlimmsten Fall bis zum allergischen Schock reichen können. So gab es in der im Vereinigten Königreich (UK) sehr früh gestarteten Impfkampagne mit dem RNA-basierten Impfstoff der Firma Biontech, der den Handelsnamen Comirnaty trägt, gleich zu Beginn zwei schwerwiegende Reaktionen. Vermutlich lag eine allergische Unverträglichkeit vor. Doch angesichts der hohen Zahl der Testpersonen und der bereits Geimpften kann diese sogenannte anaphylaktische Reaktion wohl bisher als absolute Ausnahme betrachtet werden. Kein generelles Risiko für schwere Nebenwirkungen: Auch das Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe in Langen sieht nach der derzeitigen Datenlage kein generell erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen bei Menschen mit allergischen Erkrankungen. Wie häufig die Nebenwirkungen tatsächlich sind, wird man allerdings erst in einigen Wochen erfahren, wenn eine erste Übersicht vorliegt. Das Institut rät aber vor einer Impfung ab, wenn es bei Kandidaten eine bekannte Allergie auf Inhaltsstoffe des Impfstoffs gibt. Außerdem solle man bei einer allergischen Reaktion auf die erste Dosis auf die zweite Dosis verzichten. Doch selbst wenn man von der allergischen Reaktion absieht, ganz spurlos muss die Impfung an allen anderen nicht vorübergehen. Als eine der häufigsten Nebenwirkungen gibt das Unternehmen Biontech für seinen Impfstoff, den es bei Teilnehmern ab 16 Jahren getestet hatte, Schmerzen an der Injektionsstelle an. Die hatten fast 80 Prozent aller Gespritzten. Knapp 60 Prozent klagten über Müdigkeit, ungefähr die Hälfte der Geimpften hatte Kopfschmerzen, etwas weniger als 30 Prozent beklagten sich über Muskelschmerzen und Schüttelfrost. Gelenkschmerzen traten bei höchstens 20 Prozent auf, Fieber sowie Schwellung an der Injektionsstelle gab es bei höchsten zehn Prozent der Impfkandidaten. Laut Biontech waren die Beschwerden eher von leichter oder mäßiger Intensität und klangen schon innerhalb weniger Tage nach der Impfung ab. Dass man bei der neuartigen Corona-Impfung alles andere als ein furchtbares Risiko eingeht, weiß Tillmann Schumacher, Oberarzt der Infektiologie am Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“, inzwischen aus eigener Erfahrung. „Die Grippeimpfung ist viel unangenehmer gewesen als jetzt gegen Corona.“ Die Grippeimpfung sei ihm „ein paar Tage in die Knochen gegangen“. Bei der aktuellen Corona-Impfung, für die Schumacher als Leiter der Corona-Abteilung im Potsdamer Klinikum priorisiert war, habe er gar nichts gemerkt. Auch die Haut bleibt ohne Spuren: Schumacher schätzt, dass wir auch in den kommenden Monaten nicht deutlich mehr von schweren allergischen Reaktionen hören werden. Weltweit seien schon gut neun Millionen Menschen geimpft – und das Verfahren werde sehr gut beobachtet. „Wir müssen uns meiner Meinung nach keine Sorgen machen wegen besonders schwerer und ungewöhnlicher Nebenwirkungen“, meint er. Selbst rein ästhetisch gesehen bestehe kein Grund zur Sorge. Die Corona-Impfung werde nicht den Hauch einer Spur hinterlassen. Die Nadel der Einmalspritzen sei so extrem dünn, dass selbst der Einstich kaum zu spüren sei, geschweige denn so etwas wie eine Narbe zurückbleibe. Die gebe es bei Spritzen jedweder Art sowieso nicht. Allerdings gab es schon einmal zu früheren Zeiten eine umfassende Impfkampagne, die sehr wohl Narben hinterließ. Ältere Menschen dürften am Oberarm oder am Schenkel eine solche Narbe haben –nämlich von der Pockenimpfung, die in Deutschland seit dem Impfgesetz von 1874 bis 1976 verpflichtend war. Ganz nach historischem Verständnis des englischen Landarztes Edward Jenner war die Pockenimpfung den Kindern oder auch Erwachsenen mit einer sogenannten Impfpistole verabreicht worden. Bei dieser wurde die Haut mit kleinen Lanzetten verletzt, wodurch das Serum mit dem Blut in Kontakt kam. Der „Schuss“ blieb später als eine rundliche Narbe abgebildet. Die heute üblichen Einmalspritzen gab es in den frühen 70er-Jahren noch nicht. „Es war auch ein sehr einfacher Weg, eine große Zahl von Kindern auf einmal zu impfen“, sagt Schumacher. Auch wenn diese Massenaktion ihre Spuren hinterließ, hat sie zugleich – Impfgegner übersehen das gerne –zur Ausrottung der Pocken beigetragen, einer Krankheit, die „sehr grausam“ gewesen sei, wie Schumacher sagt. Die Pockenimpfung war die einzige Impfung, die eine Narbe hinterließ. Bei Corona dürften sich selbst Schwellungen oder Rötungen in Grenzen halten, glaubt Schumacher. „Es handelt sich um eine so geringe Menge von 0,3 Millilitern, dass es kaum stärkere Reaktionen gibt.“ Höchstens wenn man sich abends im Bett auf den Oberarm drehe, dürfte man die Einstichstelle noch spüren. Und sollte man tatsächlich Beschwerden, wie etwa Fieber haben, könne das durchaus ein gutes Zeichen sein. „Es zeigt, dass sich das Immunsystem mit dem Stoff auseinandersetzt.“ Entsprechende leichte Beschwerden könnten damit sogar ein gutes Zeichen sein – nämlich dass man nun tatsächlich immun gegen das neuartige Coronavirus sein werde. Von Rüdiger Braun