Ursula Nonnemacher besucht Potsdamer Metropolishalle kurz vor Impfstart

Die Kabinen sind aufgebaut, die Stühle stehen bereit: Eine Woche vor dem Impfstart in der Potsdamer Metropolishalle hat sich Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) selbst ein Bild vom Potsdamer Impfzentrum gemacht. Ab dem 5. Januar sollen Menschen hier gegen das Coronavirus geimpft werden. Dort und in Cottbus gehen die ersten beiden Impfzentren des Landes Brandenburg in der kommenden Woche an den Start. Bisher verlaufe alles „wie am Schnürchen“, sagte die Ministerin am Montagmittag. Dennoch dürfe man nicht vergessen, welch enormes Pensum die Ärzte und Pfleger in den Einrichtungen derzeit zu bewältigen hätten. 30 bis 35 Prozent seien derzeit selbst entweder mit dem Coronavirus infiziert, in Quarantäne – oder aufgrund anderer Erkrankungen ausgefallen. „Immer weniger müssen immer mehr leisten“, so Nonnemacher. Gleichzeitig stecke hinter dem Impfprozess eine „gigantische Logistik“. Es sei eine enorme Herausforderung, „die es im Land Brandenburg so noch nicht gab“. Zwei Impftermine sind nötig: Dem pflichtete auch Holger Rostek von der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg bei. Am wenigsten Aufwand mache wohl der Piks selbst, sagte er. Schließlich gehe es ab demnächst darum, für tausende Menschen einen Termin zu finden – beziehungsweise zwei. Denn der Impfstoff muss zweimal verabreicht werden, damit er seine Wirkung entfalten kann. Lesen Sie auch: So kommt man an einen Impftermin in Brandenburg Außerdem müsse gewährleistet werden, dass es bei der medizinischen Versorgung nicht an anderen Stellen zu Engpässen komme. Die etwa 100 Ärzte, die in den elf Brandenburger Impfzentren täglich zum Einsatz kommen, haben schließlich auch ihre eigenen Praxen. Ein entsprechendes Schichtsystem soll dafür sorgen, dass es vor Ort keine größeren Ausfälle gibt. „Wir können nicht einfach eine Praxis für eine Woche zumachen“, so Rostek. So wird in der Metropolishalle geimpft: Er erklärte auch, wie der Impfprozess in der Metropolishalle konkret ablaufen wird: Wer impfberechtigt ist, kann sich ab dem 4. Januar unter der 116 117 beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst melden. „Dann bekommt man einen Termin im Impfzentrum“, so Rostek. Die Metropolishalle ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen, außerdem stehen zahlreiche Parkplätze zu Verfügung. Vor Ort wird zunächst geprüft, ob die Ankommenden überhaupt impfberechtigt sind – etwa durch die Chipkarte der Krankenkasse. Gleichzeitig werde darauf geachtet, dass nie zu viele Menschen gleichzeitig in der Metropolishalle seien, die Abstände eingehalten werden – und die Halle stets belüftet wird. „Damit hier kein Hotspot entsteht.“ Mobile Impfteams koordinieren sich: Wer sich einmal registriert hat, wartet zunächst darauf, in eine der Impfkabinen gerufen zu werden. Dort empfängt zunächst ein Arzt die Patienten in einem abgesonderten Bereich – hier haben sie die Gelegenheit Fragen zu stellen und sich über den Impfprozess aufklären zu lassen. „Jeder hat die Chance darauf, mit einem Arzt oder einer Ärztin zu reden“, so Rostek. Erst danach gehe es dann in den Bereich, in dem die eigentliche Impfung gesetzt wird. Wer danach wiederum noch eine Weile ruhen möchte, hat in der mehr als 3000 Quadratmeter großen Halle dafür ebenfalls Gelegenheit. Gleichzeitig ist die Metropolishalle – wie die anderen Impfzentren auch – dazu da, die mobilen Impfteams zu organisieren, die von dort aus andere Einrichtungen aufsuchen. Metropolishalle mit neuer Funktion: Wo sich sonst Filmstars tummeln, stehen nun also die Zeichen auf Pandemiebekämpfung: Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bedankte bei der Filmgesellschaft, dass die berühmte Halle als Impfzentrum genutzt werden kann. Sie reihe sich damit ein in die Liste der Akteure, die zur Ermöglichung des Impfprozesses beitragen. Ob Gesundheitsämter oder die Kassenärztliche Vereinigung: Für alle sei dies eine Aufgabe, die sie so noch nie zu bewältigen hatten, sagte Schubert. Vieles sei Improvisation, dennoch sei er sich sicher, „dass wir in einer Woche erleben werden, dass das Impfzentrum in Potsdam funktioniert.“ Nonnemacher lehnt Sonderrechte ab: Wenn am 5. Januar die ersten Menschen in der Metropolishalle geimpft werden, werden einige noch Fragen zu der Impfung haben. Deshalb setze das Impfzentrum auch auf Aufklärung, betonte Nonnemacher. Die Gesundheitsministerin sagte , dass die derzeitige Impfkritik für sie als Politikerin und Ärztin schwer nachvollziehbar sei. Zu einer Impfung werde niemand gezwungen, und Nebenwirkungen seien extrem selten. Auf MAZ-Nachfrage positionierte sie sich zudem zu Sonderrechten für Geimpfte: „Ich lehne es ab, gewisse Privilegien daran zu knüpfen, ob man geimpft ist,“ so die Gesundheitsministerin. In Deutschland habe man sich klar gegen eine Impfpflicht entschieden. Wer die Impfung nicht wolle, würde auch durch den Staat nicht benachteiligt – das passe nicht zu einer freiheitlichen Demokratie. Impfberechtigte können sich ab dem 4. Januar an die 116 117 wenden und sich einen Termin geben lassen. Von Johanna Apel