Im nachgebauten Plattenbau-Wohnzimmer hängt hinter einem Bild eine „Wanze“. Das versteckte Mikro erinnert daran, wie die Stasi heimlich ihre Bürger belauschte. Eine Lampe aus dem Palast der Republik ist zu sehen, auch das Fernseh-Sandmännchen lugt um die Ecke. Im DDR-Museum im Zentrum Berlins müssen sich Besucher dieser Tage fast durchschieben. Es ist voll. Von Jahr zu Jahr kommen mehr Menschen – seit der Eröffnung 2006 bereits knapp 2,8 Millionen.
„Das Interesse an DDR-Geschichte ebbt nicht ab“, sagt Direktor Robert Rückel wenige Tage vor dem 52. Jahrestag des Mauerbaus vom 13. August 1961. Es sei nach wie vor wichtig, aufzuklären. Es gebe Schüler, die wüssten kaum etwas. „Und manche aus dem Westen haben gedacht, dass die Leute in der DDR nur im Keller wohnten“, meint der 29-Jährige. Für Ostdeutsche sei die Schau hingegen eine Reise in die eigene Vergangenheit. Mit rund 1000 Exponaten wird vor allem das Alltagsleben im SED-Staat lebendig, wie Rückel sagt. „Wir zeigen beide Seiten – die DDR war eine Diktatur, aber trotzdem haben viele Menschen dort auch ihr privates Glück gelebt.“ In einem Schrank hängen bunte Kleider von damals. Es gibt Bilder von fröhlichen Lipsi-Tänzern. Den Modetanz hatte die DDR als Gegenstück zum westlichen Rock ’n’ Roll erfunden.
Aber grenzt das nicht an Nostalgie oder Verklärung? Der studierte Kulturmanager sagt: Solche Vorwürfe habe es nur anfangs gegeben. Die Ausstellung sei durch einen Teil ergänzt worden, in dem ausführlich über den SED-Machtapparat informiert wird. Im Beraterkreis habe auch die Union der Opferverbände ihre Erfahrungen eingebracht, berichtet Rückel. Zudem hat das Museum, das ohne Fördergelder privat finanziert wird, mit dem Historiker Stefan Wolle einen wissenschaftlichen Direktor. Von einem Verbot von DDR-Symbolen hält Rückel nichts. „Das ist nicht der richtige Weg, um aufzuklären.“ dpa