Es ist schon der dritte geköpfte märkische Wolf binnen seit 2014, den ein Jagdpächter in einem Maisfeld in der Gemeinde Schenkendöbern (Spree-Neiße) am Sonntag fand. Doch die Ermittlungen der Polizei haben bislang in keinem der Fälle zu einem Täter geführt, wie das Landeskriminalamt (LKA) in Eberswalde auf Nachfrage bestätigte. In Sachsen, wo ein ähnlicher Fall aktenkundig ist, sieht es nicht besser aus.
Nabu fordert bessere Ermittlungen
Naturschützer sind aufgebracht. „Es passiert zu wenig“, sagt Christiane Schröder, Geschäftsführerin des Naturschutzbundes (Nabu) in Brandenburg. Sie fordert, jeder Fall eines getöteten Wolfes müsse automatisch von LKA-Experten bearbeitet werden – „das ist Tatortarbeit wie bei einem Mordfall“, sagt die Nabu-Chefin.
Das Landeskriminalamt ist nicht automatisch zuständig
Tatsächlich laufen die Ermittlungen zu dem aktuellen Fall noch immer bei der örtlichen Polizei. Bis die Experten vom LKA die Akten auf den Tisch bekommen, „geht wertvolle Zeit verloren“, sagt Schröder. Derzeit müssen Fälle gemeuchelter Tiere offiziell per Sonderzuweisung von der Staatsanwaltschaft ans LKA übertragen werden, damit dessen Spezialisten zum Zug kommen. Für die Behörden, so vermutet sie, sei ein toter Wolf „eher eine Sachbeschädigung“.
Polizei nahm DNA-Proben einer Jagdgesellschaft
In der Vergangenheit hat das LKA durchaus aufwendig ermittelt. Als im August 2014 Passanten bei Lieberose (Dahme-Spree) einen kopflosen Rüden fanden, nahmen die Ermittler DNA-Proben einer Jagdgesellschaft, die sich in der Nähe aufgehalten hatte. Nachdem die Ermittler eine Tasse in der Nähe des Fundorts gefunden hatten, nahmen sie ebenfalls einige DNA-Proben. Dennoch sagt die Sprecherin der Polizeidirektion Süd, Ines Filohn: „Wir werden keine Mordkommission für Wölfe bilden – bei uns haben Menschen Priorität.“
Nabu hält Trophäenjagd für wenig wahrscheinlich
Was aber treibt Menschen dazu, die unter Artenschutz stehenden Raubtiere zu töten und auf grausige Weise zu verstümmeln? Dass Trophäensammler am Werk sind, hält Nabu-Chefin Schröder für wenig wahrscheinlich: „Es wäre relativ bekloppt, sich ein Beweismittel praktisch über den Kamin zu hängen.“ So werde jeder Präparator hellhörig, wenn ihm jemand ein Exemplar einer geschützten Gattung zum Ausstopfen anböte.
Dank Stuhlproben kennen Wolfsschützer fast alle Tiere
Zudem könnten Naturschützer dank Stuhlproben Tiere genau zuordnen. „Wir kennen unsere einheimischen Wölfe“, so Schröder. Im Fall des Lieberoser Rüden sei, so Schröder, der Kopf außerdem derart „unfachmännisch abgetrennt“ worden, dass er als Trophäe nicht mehr getaugt hätte. Schröder sagt: „Wir gehen von einem Akt der Provokation aus – das Tier wurde vor einem Naturschutzgebiets-Schild abgelegt.“ Der Kopf wurde nie gefunden.
Das am Sonntag aufgefundene, stark verweste Tier wird derzeit in einem veterinärmedizinischen Institut in Berlin untersucht.
Tierschutzorganisation Peta hat 1000 Euro Belohnung ausgesetzt
Die Tierschutzorganisation Peta hat mittlerweile eine Belohnung von 1000 Euro für Hinweise auf den Täter ausgesetzt. Zeugen, die Informationen zu diesem Fall beisteuern können, können sich per E-Mail oder telefonisch unter 01520 7373341 an die Tierrechtsorganisation oder direkt an die Polizei wenden.
„Der abgetrennte Kopf in diesem Fall zeigt die besondere Skrupellosigkeit des Tierquälers. Bitte helfen Sie mit, diese brutale Tat aufzuklären“, so Judith Pein, Sprecherin von Peta. „ Wir hoffen, dass der Mensch aus der Vergangenheit gelernt hat und die Rückkehrer nicht ein zweites Mal durch Jäger verfolgt und ausgerottet werden.“
Nach Angaben von Peta konnten bundesweit bisher nur drei Wolfstötungen aufgeklärt werden.
Von Ulrich Wangemann