Zwischenbilanz der Tourismus-Sommersaison 2020 in Brandenburg

Anbieter von Aktivurlaub, Campingplatzbetreiber sowie die Vermieter von Ferienwohnungen und -häusern sind bislang am besten durch den Corona-Sommer 2020 gekommen. Dagegen haben größere Hotels, die sonst vom Veranstaltungsgeschäft leben, enorme Einbußen. Reisebüros geht es ebenfalls schlecht. Diese Zwischenbilanz ziehen die Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB) und der Hotellerie- und Gaststättenverband (Dehoga). „Die aktuelle Nachfragesituation stimmt uns vorsichtig optimistisch“, sagt TMB-Chef Dieter Hütte. „Unser Fokus liegt daher nun ganz besonders auf Marketingmaßnahmen für den Herbst und Winter.“ Prognosen sehen Umsätze bei nur 60 Prozent des Vorjahrs: Prognosen zufolge könne der Binnentourismus in Deutschland 2020 nur mit Umsätzen von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr rechnen. In Brandenburg bleibe die Situation „in einigen Segmenten wie dem Tagungs- und Gruppenbereich sowie in der Gastronomie schwierig – die Ausfälle von März bis Ende Mai können nicht kompensiert werden“, so Hütte. Die Lage ist uneinheitlich. Wegen der Corona-Abstandsregelungen hätten etwa im Seenland Oder-Spree Gastronomen und Anbieter von Schifffahrten Einbußen in Höhe von 30 bis 50 Prozent zu verkraften, heißt es von der TMB. Im Ruppiner Seenland sind Pensionen, Ferienwohnungen und -häuser, Marinas und Campingplätze sowie Hausboote und Flöße dagegen „sehr gut gebucht“, wie die dortige TMB-Geschäftsstelle mitteilt. Die Gäste kämen aus ganz Deutschland, dafür fehlten aber Ausländer. Im 2. Quartal hat die Region ein Plus von 25 Prozent bei den Anfragen gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Der Tourismusverband Prignitz meldet in Wassernähe (Kyritzer Seenkette und Elbe) besonders viele Radfahrer und Wohnmobil-Gäste. Hotels hängen am Veranstaltungsgeschäft – und das liegt brach: In den großen Stadthotels „klammert man sich an die Hoffnung, dass es im Herbst wieder Veranstaltungen gibt“, sagt Brandenburgs Dehoga-Präsident Olaf Schöpe. „Wenn das nicht passiert, wird es für viele Betriebe dunkel“, sagt Schöpe. Sorgenvoll schaut der Gaststättenverband auf die eigentlich bevorstehenden Einschulungsfeiern. „Viele Eltern wissen nicht, wie sie handeln sollen“, sagt Schöpe. Absagen drohten. Familienfeiern in Restaurants sollten daher laut Schöpe erleichtert werden. Man könne Gästen immer schlechter vermitteln, dass sie sich „vor der Haustür und im Garten herzen und zusammensitzen“ und anschließend im Lokal auseinander sitzen müssten. Dehoga fordert Lockerung für Familienfeiern: Die Einschränkungsverordnung in Brandenburg für Gäste in Restaurants besagt, dass wer aus der gleichen Wohnung kommt, auch an einem Tisch sitzen darf. Wer aus einem anderen Haushalt kommt, muss Abstand von mindestens 1,50 Meter zum nächsten Gast einhalten. Bars sind weiter geschlossen. Die Campingwirtschaft blickt weniger pessimistisch auf den Rest des Sommers. So erklärt der Geschäftsführer des Buchungsportals www.camping.info, Maximilian Möhrle: „Die Suchanfragen auf dem Campingportal haben sich aktuell verdreifacht, daher werden für Juli und August neue Buchungsrekorde erwartet.“ Vom Campingverband heißt es, dass die durch den Lockdown erlittenen Verluste selbst mit guter Buchungslage nicht mehr eingefahren werden können. Kurzentschlossene fänden trotz der mittlerweile guten Auslastung aber noch Übernachtungsmöglichkeiten auf den Plätzen. Von Ulrich Wangemannund Silke Nauschütz