32 Quadratmeter Freiheit: So sieht das erste Lehniner Tiny-Haus aus

Geradeaus steht der massive Esstisch mit der Küchenzeile. Rechts laden Polstermöbel zum Chillen bei Regenwetter ein. Nach links geht es zum einzigen abgetrennten Raum, der in manchen Neubauwohnungen nicht größer ist – die Nasszelle mit Dusche, WC, Handwaschbecken und Fenster. Das alles gibt es ohne Platzangst auf 22 Quadratmeter Grundfläche. Zum Schlafen geht es eine Treppe hoch. Auf den zusätzlich zehn Quadratmetern unterm Dach kann man zwar nicht stehen, doch von so viel Luft über dem Doppelbett können Besitzer klassischer Wohnmobile nur träumen. Herzlich willkommen im Tiny-Haus von Heiko Neupert. Ein Stück Freiheit am Klostersee. Der neue Besitzer des Lehniner Campingplatzes ist nicht aufzuhalten. Der aus Wildenbruch stammende Bauingenieur hat auf dem Freizeitgelände am Klostersee das erste Feriendomizil einer neuen Kategorie aufgefahren. Es passt auf ein knapp neun Meter langes Fahrgestell, ist maximal vier Meter hoch und 2,55 Meter breit. Höchstens 3,5 Tonnen darf solch ein straßenzugelassenes Tiny-Haus wiegen, wenn es von einem Pkw oder einem Transporter gezogen werden soll. Nach der Premiere im Januar werden etwa 60 weitere Häuser auf Rädern folgen. Zwar bleibt das direkt am Wasser gelegene Areal offiziell ein Campingplatz, doch klassische Wohnwagen wird man am Klostersee nur noch selten antreffen. Dafür wird die Fläche in Parzellen aufgeteilt, die an Tiny-Haus-Fans auf einen Schlag für zehn Jahre verpachtet werden. Die durchschnittliche Jahrespacht liegt bei etwa 3500 Euro. „Die ersten zehn Aufstellflächen sind schon vergeben. Weitere zehn Parzellen will ich selbst an Urlauber vermieten oder den klassischen Wohnmobiltouristen zur Verfügung stellen“, berichtet Neupert. Er hat die Musterparzelle nicht nur selbst aufgebaut, sondern produziert Tiny-Häuser mit seiner Firma selbst. Normalerweise in der unternehmenseigenen Produktionsstätte in Treuenbrietzen. Doch jene Modelle, die für den Lehniner Standort geordert werden, entstehen gleich an Ort und Stelle. Und zwar in Ständerbauweise, Die Wandfächer werden mit Mineralwolle ausgefüllt. Als Dämmung im Fußboden dient Styropor. Alleinstellungsmerkmal von Neuperts Tiny-Häuser ist die Verkleidung der leichten Pappelholzwände. Die Fassade stellt der Unternehmer nämlich selbst her. Und zwar in einem patentierten Verfahren, bei dem Quarzsand und Bindemittel eine feste Verbindung eingehen. „Am Ende bilden zwei Millimeter starke Platten eine dekorative und unverwüstliche Außenhaut, der Wind und Wetter nichts anhaben können“, verspricht der Unternehmer. Kein Pächter muss sein Klostersee-Quartier bei Neupert bestellen. Auf dem Markt tummeln sich zahlreiche Anbieter, die auf der aus den Staaten herübergeschwappten Tiny-Haus-Welle mitschwimmen wollen. Kein Dauerwohnsitz: Bei Neupert beginnen die Preise für ein voll ausgestattetes Standardmodel bei rund 65.000 Euro. Kamin und Klimaanlage kosten extra. Wer seine Möbel lieber selbst kauft, sollte praktisch und in Einzelteilen denken. Nur was rein passt, passt auch wieder raus. Das kann nötig sein, wenn ein Tiny-Haus einmal versetzt wird. Schwerer als 3,5 Tonnen darf die Hütte nicht werden. „Dafür beraten wir ausführlich über alle Einrichtungsmöglichkeiten vom Fußbodenbelag über eine Leinwand für einen Beamer bis hin zur mobilen Terrasse. Für Leute, die mit ihrem Gefährt lieber durch die Lande ziehen, ist ein Tiny-Haus eher nicht geeignet“, so Neupert. Auch von der Werbung für eine Tiny-Haus-Siedlung sollte sich niemand in die Irre führen lassen. Zwar kann das Domizil auf Rädern dank elektrischer Heizung auch im Winter genutzt werden, als Dauerwohnsitz ist es nicht erlaubt. Neben der Gestaltung der ersten Musterparzelle geben sich die Handwerker auf dem Gelände die Klinke in die Hand. Der bestehende Campingplatz-Sanitärtrakt erhielt eine Dämmung und wird ebenfalls mit einer Sandsteinfassade verkleidet. Leitungen wurden zum Teil neu verlegt, so das die gemeinschaftlichen Toiletten und Duschen auch im Winter genutzt werden können. Eine neue Toranlage ist bereits montiert. Jeder Pächter wird mit einer Fernbedienung ausgestattet. Der Fernsehsender Pro7 berichtet am 14. Februar um 19.05 Uhr in seiner Sendung Galileo über die Lehniner Tiny-Häuser. Weitere Informationen im Internet unter tinyhaus-siedlung.de Von Frank Bürstenbinder