Alkoholkranke Schlägerin: Stadt und Polizei können der Frau nur schwer beizukommen

Der Fall einer offenbar schwer alkoholkranken Brandenburgerin, die in jüngerer Vergangenheit wiederholt minderjährige Mädchen in Brandenburg/Havel geschlagen hat, wirft Fragen auf. Nämlich: Was können die Stadtverwaltung und die Polizei tun und was tun sie, wenn in Brandenburg/Havel lebende Menschen mit schwerem Alkoholismus wiederholt straffällig werden und andere Bürger gefährden oder angreifen? Wie die Antworten zeigen, sind Lösungen schwer zu finden, so lange die suchtkranken Menschen sich nicht helfen lassen wollen. Zugespitzt formuliert: Wer Hilfe ausschlägt, kann im Grunde erst einmal weiter zuschlagen. Die Betroffene müsste Hilfe annehmen: Für die Brandenburger Stadtverwaltung erklärt der Sozialbeigeordnete Wolfgang Erlebach (Linke), dass die Polizei prüfe, ob eine Fremd- oder Selbstgefährdung vorliegt. Dabei ziehe sie in der Regel einen Notarzt oder den sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt hinzu. So wie bei der 40 Jahre alten Brandenburgerin, die am 11. Mai ein zwölfjähriges Mädchen in der Straßenbahn geschlagen hatte und zwei Monate davor auch schon eine andere Minderjährige. Eine Suchterkrankung wie schwerer Alkoholismus kann nach Erlebachs Worten nur dann erfolgreich überwunden werden, wenn der Betroffene selbst dazu bereit ist und medizinische und therapeutische Angebote für sich annehmen kann. Begrenzte Möglichkeiten: Die Stadt Brandenburg/Havel könne nur beratend und begleitend unterstützen – entweder durch die Sozialarbeiter des sozialpsychiatrischen Dienstes oder durch den Verweis an die ambulante Suchtberatungs- und Behandlungsstelle der evangelischen Abhängigenhilfe. Auch dabei bedürfe es einer aktiven Mitwirkung des Betroffenen. Der Sozialbeigeordnete geht zwar nicht auf den Einzelfall ein. Doch seine Antwort legt nahe, dass sich die wiederholt auffällig aggressive Frau nicht helfen lassen will. Wörtlich teilt Erlebach mit: „Wird Hilfe nicht angenommen und es kommt zu solchen wie im MAZ-Artikel beschriebenen Vorfällen, muss im Zuge der polizeilichen Ermittlungen auch geprüft werden, ob der oder die Betroffene in der Lage ist, seine persönlichen Angelegenheiten selbst zu regeln.“ Gerichtlich bestellte Betreuung: Es gäbe die Möglichkeit einer gerichtlich bestellten Betreuung. Doch die betroffene Alkoholikerin müsste zustimmen, dass ihre eine solche Betreuerin oder ein Betreuer zugeordnet werden. Nach Angaben der Polizeidirektion Brandenburg können Sachbearbeiter der Kriminalpolizei über den Staatsanwalt die Begutachtung eines beschuldigten Menschen anregen. In dem Fall würde ein Gericht entscheiden, ob die betreffende Person allein geschäftsfähig ist oder Unterstützung durch einen bestellten Betreuer benötigt. Dass damit die Aggressionen und Schläge aufhören, wäre damit natürlich nicht gesagt. Schuldfähigkeit: Auch Polizeisprecher Oliver Bergholz hebt darauf ab, dass polizeilicherseits wenig zu machen ist, wenn der betreffende Mensch Hilfsangebote ausschlägt. Bergholz: „Gegen den Willen des Betroffenen sind in der Regel richterliche Beschlüsse erforderlich.“ Ob die Frau mit den 4,9 Promille überhaupt schuldfähig ist, lässt der Polizeisprecher offen. Er teilt lediglich allgemein mit, dass die Polizei grundsätzlich im Rahmen der Strafverfolgung auch die Schuldfähigkeit von Tatverdächtigen prüfen müsse. Zur Beurteilung der Schuldfähigkeit würden auch Erkenntnisse aus früheren Vorfällen herangezogen. Lesen Sie auch: 4,9 Promille: Schlägerin aus der Straßenbahn ist Wiederholungstäterin Von Jürgen Lauterbach

Brandenburg an der Havel - Alkoholkranke Schlägerin: Stadt und Polizei können der Frau nur schwer beikommen