An der alten Plauer Brücke wird gewerkelt

Udo Geiseler und Hartmut Logemann sind gerade glücklich. Und zwar so sehr, dass der Plauer Ortsvorsteher und der Gründer der Bürgerinitiative den Bauleuten der Firma Baural gleich zu beginn ihrer Arbeiten an der alten Plauer Brücke einen Kasten Bier vorbeibrachten. Bürgerinitiative seit drei Jahren: „ Mehr als zehn Jahre haben wir für das Sanieren des Denkmals gekämpft. Jetzt freuen wir uns, dass ihr anfangt. Und jetzt glauben wir auch daran, dass es etwas wird“, sagt Geiseler. Vor etwas mehr als drei Jahren – als die Plauer sich zum wiederholten Male hingehalten wähnten – habe er die Idee gehabt, eine Bürgerinitiative zum Retten des 1904 mit Jugendstil-Elementen errichteten Bauwerks zu gründen. „Schon am ersten Tag hatte ich mehr als 40 Unterschriften von neuen Mitgliedern auf der Liste“, berichtet Logemann den Bauleuten. Vorsichtiges Abtragen: Diese sind gerade dabei, vorsichtig die Fahrbahnbeläge abzufräsen beziehungsweise die Pflastersteine aus dem alten Straßenbahngleisbett herauszunehmen. „Unter der Fahrbahn ist richtiger Stahlbeton. Da sind die Russen mit dem Panzer darüber gefahren“, erzählt Carsten Eichmüller, der Ortsvorsteher aus dem Nachbar-Ortsteil Kirchmöser. Die beiden Kommunalpolitiker Geiseler und Eichmüller sind befreundet und kämpfen gemeinsam für die Belange der beiden Ortsteile im Westen der Stadt. Krümelkäse und Stahlbeton: Das mit dem Stahlbeton haben sie schon mitbekommen, sagen die Bauleute. „Wir müssen trotzdem vorsichtig abfräsen, damit wir nicht durchfallen“, sagt der Baggerfahrer. Auf der Seite der Gleise sei der Untergrund „Krümelkäse“, unter der alten Fahrbahn hingegen hartnäckig. Abrüsten bis zum Frühjahr: Die Bauleute aus dem thüringischen Sondershausen werden bis zum Frühjahr die Brücke bis auf das Stahlskelett „abrüsten“. Dann werden Schäden behoben und ein Korrosionsschutz aufgebracht – dafür hat Baural bereits einen Subunternehmer gebunden. Das Sanieren des Stahlfachwerkes, also des gesamten Traggerüstes ist die erste und wichtigste Etappe. Sanieren in vier Etappen: Dann folgen im zweiten Abschnitt Fahrbahn, Geländer und Entwässerung. In der dritten Etappe geht es um die Jugendstilverzierungen und die historischen Zierstab-Außengeländer von 1904. Zuletzt sind Pfeiler und Widerlager dran, die zwar noch einigermaßen in Ordnung sind, aber eine „Auffrischung“ brauchen. Seit 2015 hat sich die Stadt intensiv um Geld bemüht, um das Denkmal zu retten. Schließlich kamen 2,6 Millionen Euro, erst 1,8 Millionen, später noch einmal 800.000 Euro. Erste Ausschreibung gescheitert: Im Vorjahr war eine Ausschreibung gescheitert, weil die Angebote von Baufirmen weit über dem finanziellen Rahmen lagen. Deshalb hatte sich die Verwaltung entschieden, in Etappen auszuschreiben. Für den neuen „Fahrbahn“-Belag, der nur von Radfahrern und Fußgängern benutzt werden darf, soll ein touristische Förderprogramm angezapft werden, um an frisches Geld zu kommen. Sorge um Radfahrer: Bei aller Freude, haben die beiden Ortsvorsteher Geiseler und Eichmüller auch eine Sorge, nämlich um die Radfahrer. Schließlich dauern die Bauarbeiten bis zum Herbst 2022 – so lange ist die Brücke komplett gesperrt. Doch bislang ist das gar nicht ab der Bundesstraße 1 ausgeschildert, die Radler fahren immer noch bis vor den Bauzaun. Zudem ist der Umleitungsweg über die Westhavelland-Brücke nicht beleuchtet und in der Kietzstraße ist es viel zu eng. „Wir sehen da eine große Unfallgefahr, weil beispielsweise die 1,5 Meter Abstand beim Vorbeifahren von Autos oft gar nicht eingehalten werden können“, sagt Eichmüller. Von André Wirsing