Brandenburg an der Havel Wie die Havelstadt Smart City werden soll

Eine dreifache 3-D-Stadtkarte von gestern, heute und morgen, ein visualisiertes Wegeleitsystem auf dem Handy, ein elektronischer Einkaufsführer, der jeden Nutzer bis zum gewünschten Produkt bringt, Plattformen für Car- und Bikesharing, kostenloses WLAN für alle, digitale Parkplatzfinder und ein Museum, das als virtuelle Realität oder gar als Handyspiel erlebbar ist. Ein grünes Konzept: So könnte die Stadt aussehen, wenn sie zur „Smart City“ wird. Das grüne Konzept der Bündnisgrünen hat Ralf Krombholz nun öffentlich vorgestellt. Unterstützt wird er von zwei Verfassern – dem Diplominformatiker Dennis Bohne und dem Zukunftsforscher Jürgen Peters. Digitaler Fahrplan: „Jede Stadt braucht ihren digitalen Fahrplan, hier gibt es den nur in einzelnen Ansätzen, deshalb wurde im vorigen Jahr auch das Bilden eines Digitalbeirates beschlossen“, sagt Bohne. Dazu gehören beispielsweise auch digitale Verwaltungsangebote (E-Government) oder die Dienstleistung, dass jeder Bürger eine eigene E-Mail erhält nach dem Muster Vorname.Nachname@stadt-brandenburg.de. Schon einmal Modellstadt: Smart City sei nur ein Teil des Fahrplanes, sie müsse von unten entstehen und dürfe nicht übergestülpt werden. „In den 1990er-Jahren war Brandenburg an der Havel schon einmal Modellstadt für Stadterneuerung, es spricht nichts dagegen, dass wir auch jetzt wieder einmal vorangehen“, sagt Krombholz. Zukunftslabor im Wohngebiet: Die Verfasser können sich „Smartheit“ an verschiedenen Orten und in mehreren Lebensbereichen vorstellen: So soll es eine smarte Altstadt als Museumsquartier mit Kreativlaboren geben, das künftige Zukunftsquartier „Wirtschaft, Wissenschaft und Wohnen“ an der Magdeburger Straße Nord als „FutureLab“, es gibt smarte Bildung und Gesundheit und selbstverständlich eine smarte Mobilität. WLAN für alle Hohenstückener: Selbst Hohenstücken kann smart werden. „Es verändert sich so viel im Stadtteil. Wir müssen Beteiligungsprozesse digitalisieren und Vernetzung organisieren, um alle Menschen mitzunehmen“, wirbt Peters. In Hohenstücken sollte man zuerst kostenloses WLAN für alle anbieten, weil viele es sich nicht leisten können und nur vom Datenvolumen ihres Handys abhängig sind. „Allein mit dem WLAN können wir viel Teilhabe und Information erreichen.“ Applaus im Rathaus: Die Ideen haben Bohne und Peters bereits im Rathaus vorgestellt – in der Wirtschaftsförderung und im Verwaltungsstab. Dort seien sie wie auch bei Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) auf großes Wohlwollen gestoßen. „Wir sollten jetzt gemeinsam bis zum Jahresende an einem vernünftigen Papier mit einem ganzheitlichen Konzept stricken, um uns im März 2022 beim Bundesinnenministerium um Fördermittel für Smart-City-Projekte bewerben zu können“, sagt Bohne. Dirigent gesucht: Dazu gehöre auch, dass die Kommune ihren Anteil zum Finanzieren sicherstellt. Und wenn die Projekte selbst von den Menschen ausgehen und aufwachsen sollen, müsse es im Rathaus eine starke Persönlichkeit geben, die koordiniert, dirigiert und Entscheidungen trifft, sind sich die Macher einig. 1100 Jahre Zukunft: Der Prozess verlaufe nicht über Wochen und Monate, sondern über Jahre. Um allerdings auch einen Fixpunkt zu haben, auf den man hinarbeiten kann, wurde der 1100. Geburtstag der Stadt im Jahre 2028 ins Visier genommen. Einen Titel gibt es auch schon: „Brandenburg Smart an der Havel – 1100 Jahre Raum für eine smarte Zukunft“. Von André Wirsing