Brandenburger Patentlösung für bessere Zähne und weniger Kopfschmerz

Alte Menschen schauen manchmal grimmig drein. Nicht weil sie grimmig sind, sondern weil ihre Mundwinkel wie bei Angela Merkel nach unten hängen. Was nach mieser Grundstimmung aussieht, kann ein fieses Gebissproblem sein, dem sich zwei Brandenburger mit ihrer eigenen Firma seit etwa einem Jahr annehmen. Marius Liefold (34) und Dennis Wagner (30) haben mit dem Berliner Zahnarzt Michael Krischollek (50) und weiteren Kollegen das Unternehmen Denton Systems aufgebaut. Sie wollen Menschen zu einem beschwerdefreien Gebiss ohne Zahnschmerz verhelfen. Zähne sind so wichtig: „Vielen Menschen ist das Ausmaß, dass die Zähne auf die gesamte Gesundheit haben, nicht bewusst“, sagt Denton-Systems-Geschäftsführer Marius Liefold, der gemeinsam mit Technikchef Dennis Wagner Medizininformatik an der TH Brandenburg studiert hat. Liefold und Wagner sprechen von Symptomen wie Kopfschmerzen, Nackenverspannungen, Rückenschmerzen, Schlafstörungen und Tinnitus, deren Ursachen im fehlerhaften Gebisssystem liegen könnten. Marius Liefold: „Die Patienten laufen damit von einem Spezialisten zum nächsten, aber niemand kann ihnen nachhaltig helfen.“ Gebiss verändert sich ständig: Das Gebiss, ursprünglich meist frei von Defekten, ändert sich im Laufe des Lebens. Denn es ist immer in Bewegung. Nicht immer zum Guten. Alter und Stress setzen Zahn und Kiefer ebenso zu wie Zähneknirschen oder Unfälle. Zahnmedizinische Eingriffe, etwa Zahnersatz, verändern den ursprünglichen Zustand ebenfalls. Firmengründer Michael Krischollek hat getüftelt, wie er als Zahnarzt bessere Lösungen findet, als Zähne lediglich zu reparieren. Sein Ansatz: den gesunden Ausgangszustand bestmöglich wiederherzustellen. Digital eingefroren: Doch wie ist das möglich, wenn die Ausgangssituation verloren gegangen ist? „Denton System friert das Gebiss digital ein und konserviert somit den ursprünglichen Zustand“, erklärt Marius Liefold. „Am besten lebensbegleitend alle drei Jahre, um frühzeitig Fehlentwicklungen zu erkennen und zu stoppen.“ Digital einfrieren bedeutet, dass die Zahnexperten und Medizininformatiker die gesamte Beschaffenheit eines Gebisses komplett erfassen und in für jeden Zahnarzt verständliche Daten verwandeln. Vergleichbar einem Computer-Backup. Marius Liefold und Dennis Wagner arbeiten schon seit ihrem 2012 begonnenen Medizininformatik-Studium an der TH Brandenburg zusammen. Liefold ist zudem ausgebildeter Zahntechniker. Mentor der beiden gebürtigen Brandenburger sind die Brandenburger Medizininformatik-Professoren Eberhard Beck und Thomas Schrader. Mit dem einstigen Gynäkologie-Chefarzt Beck haben die beiden Männer mehrere Krebsdiagnose-Projekte bearbeitet. Ihm haben sie auch den Kontakt zu Firmengründer Michael Krischollek zu verdanken. Der Firmensitz ist aus strategischen Gründen zwar in Potsdam, doch die beiden Brandenburger leben weiterhin in ihrer Heimatstadt. Als Wasserballer beziehungsweise Rotarier sind sie in Brandenburg an der Havel aktiv. „Die Stadt liegt uns am Herzen“, versichert Liefold. Erfasst werden in einem patentierten Verfahren nicht nur Farbe, Form und Position sämtlicher Zähne, sondern auch das Gewebe und vor allem die Lage von Ober- und Unterkiefer zueinander, was die meisten Gebissprobleme mit den genannten Folgen von Kopfschmerz bis Tinnitus verursachen kann. Das Ziel ist klar: eine bestmögliche Rekonstruktion der Ausgangslage im menschlichen Mund. Liefold und Wagner sind davon überzeugt, dass sie jedem Menschen unabhängig von seinem Alter mit ihrem Verfahren Beschwerden nehmen und ihnen unnötige Besuche bei Fachärzten und Therapeuten ersparen können. Kooperation mit Zahnärzten: Das funktioniert am Ende natürlich nur in Zusammenarbeit mit Zahnärzten, die auf die „eingefrorenen“ Gebissdaten zurückgreifen und sie für ihre Behandlung nutzen. Mit einigen Zahnärzten im Raum Berlin-Potsdam-Brandenburg/Havel arbeitet Denton Systems schon zusammen. Doch es sollen mehr werden. Allerdings gibt es dabei gerade ein bekanntes Problem: Corona. Corona bremst: Denton Systems ist technisch schon weit fortgeschritten. Doch als Start-up steckt das Unternehmen ein Jahr nach dem Markteintritt noch in den Kinderschuhen, auch wenn es vom Land gefördert wird und als Firmengründung prämiert wurde. „Gerade wo wir wachsen wollen, bremst uns Corona“, berichtet Marius Liefold. Viele Zahnärzte hätten in diesen Zeiten vorrangig im Blick, ihre Praxen zu sichern. Gleichwohl entwickeln die Medizininformatiker ihre Erfindung weiter und suchen das Gespräche mit den Fachleuten. Zahnärzte kostet die Zusammenarbeit mit Denton Systems, denn sie müssen sich nichts Neues anschaffen. Patienten müssen bezahlen: Für viele Patienten ist dieser Weg in eine andere Zahngesundheit zwar erschwinglich, aber nicht kostenlos. Die Krankenkassen bezahlen diese sogenannte IGeL-Leistung nicht, so wenig wie zum Beispiel die Messung des Augeninnendrucks zur Früherkennung eines Glaukoms, den Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung und den PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs. Marius Liefold ist überzeugt davon, dass Kunden seines Unternehmens an anderer Stelle Geld und überdies Zeit sparen können. Und für die Angsthasen unter den Patienten: Sie müssten weniger oft zum Zahnarzt, verspricht der Geschäftsführer. Von Jürgen Lauterbach