Ausschließlich Britisches war am Wochenende im 7. Sinfoniekonzert der Brandenburger Symphoniker zu hören: der Barockkomponist Henry Purcell hatte das Sagen, aber auch die Spätromantiker Ralph Vaughan Williams und Edward Elgar sowie die wohl wichtigste englische Komponisten-Stimme des 20. Jahrhunderts, Benjamin Britten.
Am Dirigentenpult stand Andreas Spering. Es war nicht das erste Mal, dass der Gast aus Köln mit den Symphonikern konzertierte. Als vor zwei Jahren der Dirigent des Abschlusskonzerts der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci wegen eines tragischen Unglücksfalls in der Familie kurzfristig absagen musste, sprang Andreas Spering in die Bresche und bewältigte das ihm teilweise
unbekannte Programm mit Bravour.
Die Brandenburger Symphoniker waren sehr angetan von der Zusammenarbeit und wünschten sich eine Wiederholung. Man spürte während des Sinfoniekonzerts die gegenseitige Sympathie, denn es wurde außerordentlich entspannt musiziert.
Zwei brillante Solisten
Zwei Solisten überzeugten, ja brillierten im Konzert: die junge britische Geigerin Louisa Staples sowie der gestandene Tenor Andreas Probst aus Essen. Die Romanze „The Lark Ascending“ des Spätromantikers Ralph Vaughan Williams gab Louisa Staples reichlich Gelegenheit, ihr exzellentes Spiel bis in höchste Lagen ohne Druck zu zelebrieren.
Ohne Zweifel war es ein Genuss, die zahlreichen Triller der Solovioline – Vaughan Williams soll hier an den Flügelschlag der Lerche gedacht haben – so hinreißend und intonationsrein ausgeführt zu hören.
Die Lerche schwebte gewissermaßen über diesem Stück, blickte von oben auf ein Geschehen, das sich in beschwingten tänzerischen Metren erging, um bald wieder in nebelhaft verhangene Morgenstimmungen zurückzusinken. Sensibel begleiteten Spering und das Orchester die Geigerin durch das unwahrscheinlich stimmungsvolle Stück.
Feinste dynamische Schattierungen
Arthur Rimbauds vom Symbolismus getragene Gedichte regten Benjamin Britten zu seinem Liedzyklus „Les Illuminations“ op. 18 für eine hohe Stimme und Streichorchester an. Der Tenor Andreas Probst wusste mit differenzierten Farben seine Interpretation auszuleuchten.
Wie genau hörte er die Dynamik aus und stimmte sie auf den Orchesterklang ab. Ein Ereignis, das allerdings so nicht möglich gewesen wäre, hätte Spering nicht mit den Streichern der Symphoniker ausgezeichnet gearbeitet, ihnen die feinsten dynamischen Schattierungen entlockt, das Rhythmische entschlossen in die Hand genommen und das Werk mit einer fasslichen gestalterischen Vision aufgebaut.
Auf das gegenwärtige Brexit-Chaos in Großbritannien kann man gut und gern verzichten, auf das Chaos in Shakespeares Sommernachtstraum-Zauberwald keineswegs. Es bleibt ein ewig junges, gern erlebtes Entertainment. Henry Purcell hat das Stück zu einer Semi-Opera „The Fairy Queen“ (Die Feenkönigin) bearbeitet, in der er Tänze, Gesangsnummern und gesprochene Szenen kombinierte.
Elgars rauschhafter Prunk
Aus diesem Musiktheaterwerk wurde zwei Suiten mit den schönsten Stücken zusammengewürfelt. Die Brandenburger Symphoniker haben es mit Charme und Farbigkeit musiziert.
Zum Konzertfinale gab es die Enigma-Variationen von Edward Elgar. Der rauschhafte Prunk der Orchesterfarben und die melodiöse Eleganz, die Herzlichkeit der Empfindung findet man in dem Werk aus dem Jahr 1899 wieder.
Andreas Spering und die Brandenburger Symphoniker trugen all den Glanz und den anekdotischen Stimmungsreichtum klangplastisch auf.
Empfindsames und mitreißendes Temperament kamen in der Wiedergabe wunderbar zur Geltung. Dem Publikum gefiel‘s und dankte dem Dirigenten und den Symphonikern mit viel Beifall.
Von Klaus Büstrin