Brandenburger mit Drogen und Waffe erwischt: Urteil fällt milde aus

Weil er mit Drogen gehandelt hat und er in seiner Wohnung eine geladene schussbereite Waffe hatte, hat das Landgericht Potsdam in dieser Woche einen Familienvater aus Brandenburg an der Havel verurteilt. Mindestens fünf Jahre Haft sieht das Gesetz dafür vor. Der Angeklagte hat Glück. Die Richter lassen Milde walten, sie erkennen auf einen minderschweren Fall und sprechen die zweijährige Haftstrafe zur Bewährung aus. Kein Großdealer, aber Glied in der Kette: „Er ist kein Großdealer, doch in der Kette des Drogenhandels ein entscheidendes Glied gewesen“, sagt Jörg Tiemann, Vorsitzender der 2. Großen Strafkammer. Der Brandenburger, der zwei Kinder und zwei Berufe hat, ist in mehrfacher Hinsicht kein typischer Rauschgifthändler. Denn im Unterschied zu vielen anderen Dealern nimmt er – zumindest nach seiner eigenen Einlassung – selbst keine Drogen. Mit dem Verkauf von Amphetamin und anderen Rauschmitteln verschaffte sich der erst seit Beginn des vorigen Jahres arbeitslose Mann aber ein Einkommen. Der gelernte Landwirt und Elektriker ist am 22. November 2019 in seinem Audi unterwegs, als die Polizei ihn kontrolliert. Die Kontrolle steht in Zusammenhang mit einer Observation in anderer Sache. Drogenfund in der Wohnung: Die Beamten liegen richtig bei dem jungen Mann. Als sie das Auto kontrollieren, kommen Zigarettenschachteln zum Vorschein, in denen sich Betäubungsmittel in handelsüblichen Mengen befinden. Die Polizisten haken nach. Mit dem Einverständnis des Mannes durchsuchen sie dessen Wohnung in Klein Kreutz. Dort entdecken sie erhebliche Mengen Amphetamine, Cannabis und Ketamin sowie einschlägige Utensilien wie Cliptütchen, Feinwaagen und 1850 Euro in szenetypischer Stückelung. Was den Fund richtig brisant macht, ist die geladene und somit schussbereite Schreckschusspistole nebst Munition. Denn nach dem Gesetz wird diese Kombination aus Drogen und Waffen besonders streng bestraft. Dafür gibt es im Normalfall mindestens fünf Jahre Haft. Kooperatives Verhalten: Die Gesamtbetrachtung des Falles und der Person des nicht einschlägig vorbestraften und voll geständigen Angeklagten bringt die Richter dazu, auf zwei Jahre mit Bewährung zu erkennen, obwohl die bei ihm gefunden Wirkstoffmengen der Drogen um sieben- bis achtmal höher liegen als Grenzwerte, die eine milde Bestrafung rechtfertigen. Die Strafkammer hält dem Brandenburger zugute, dass er die Ermittlungen gegen ihn erheblich erleichtert hat, indem er mit den Behörden kooperierte und seine Straftaten frühzeitig einräumte. Außerdem lag die Waffe nicht direkt bei den Drogen. Richter Tiemann betont allerdings, dass er nur knapp an der vom Staatsanwalt beantragten zweieinhalbjährigen Haftstrafe ohne Bewährung vorbeigeschrammt sei. Hundert Sozialstunden: Sehr weit entfernt von einem bürgerlichen Dasein ist der Angeklagte nicht. Bis 2019 war er in fester Anstellung. Seine Arbeit hat er aufgegeben, um sich seiner Meisterausbildung zu widmen. Doch dann handelte er mit Drogen. Seine Kraft wird er in hundert Sozialstunden einsetzen müssen, um seiner Inhaftierung zu entgehen. Außerdem weiß er zwei Jahre lang einen Bewährungshelfer an seiner Seite, der auf ihn aufpasst. Wenn alles gut geht, ist er nach drei Jahren Bewährungszeit aus der Sache raus. Von Jürgen Lauterbach