Das schwimmende Fischlokal zieht nach Berlin

Nach 15 Jahren ist Schluss: Der Fischer Thomas Völkel hat die seit 2005 als sommerliches Fisch-Restaurant genutzte Schute aufgegeben, gerade wird sie von der Spandauer Firma Mette Wasserbau demontiert und nach Berlin gebracht. Beliebt bei Touristen: Seit 2001 ist Völkel am Mühlendamm mit seinen Booten und seinem Verkaufshäuschen. 2005 baute er daneben einen flachen Metallkahn von 18 x 6 Metern Größe aus, auf die Fläche passten bis zu 50 Gäste gleichzeitig. Alle Anlagen — der sechs Meter lange Steg, Zufahrt auf die Schute und Toiletten — wurden behindertengerecht ausgelegt. Von Mai bis Oktober war das Angebot vor allem von Touristen auch immer ganz gut genutzt worden. Viele Gründe für das Aus: Für das Aus gibt der Fischer mehrere Gründe an: „Wir kämpfen mit sinkenden durchschnittlichen Wasserständen. Unter der Schute war gerade noch eine Handbreit Wasser. Die Hotelschiffe am Anleger drücken immer mehr Ablagerungen an den Rand. Es gibt zu wenig Niederschläge.“ Zudem kämpft Thomas Völkel schon seit Jahren um geeignetes Personal, findet aber keines. In diesem Jahr konnte er aus bekannten Gründen überhaupt nicht öffnen. „Ich wollte es nun nicht einfach vergammeln lassen, deshalb habe ich es verkauft.“ Freier Blick aufs Wasser: Er wolle weiter am Standort die Tradition der Brandenburger Fischerei hochhalten und sich dabei auch auf die Finger schauen lassen. „Die Menschen haben jetzt wieder freien Blick aufs Wasser, an Stelle der Schute wird es noch einen kleinen Arbeitssteg geben.“ Das sei auch vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt so genehmigt. „Veränderung einer bestehenden Anlage“, heißt das im Amtsdeutsch. Sogar die Uferböschung hat der Fischer schon wieder mit Pflanzen begrünt, damit es ordentlich aussieht. Verkauf geht weiter: Der Verkauf in seinem Laden geht unabhängig davon in vollem Umfang weiter – angefangen von Lebendfisch bis zu Räucherware werde es weiter das komplette Sortiment geben. Und für die Hungrigen gibt es weiter auch verschiedene Fischbrötchen-Sorten. Stress für die Fische: Den meisten seines verkauften Fisches fängt Völkel selbst, die Bestände in der Havel schätzt er als gut ein. Zudem bewirtschaftet er vornehmlich den Rietzer See. Dennoch gibt es auch Effekte, die ihm das Berufsleben nicht sonderlich leicht machen. Das Wasser sei zwar klarer, aber stark verkrautet und nährstoffarm. Zudem werde in Sachen Umwelt zwar viel Augenmerk auf den Straßenverkehr und dessen Elektrifizierung gelegt. Gleichzeitig wachse aber der motorisierte Verkehr auf dem Wasser. „Das bedeutet jede Menge Stress für die Fische.“ Von André Wirsing