Näher zu den Menschen! Ob das inhaltlich klappt, müssen die Parteien und vor allem deren Wähler selbst entscheiden. Aber räumliche Veränderungen beschließen die Vorstände. So hat es jüngst die SPD getan, die ihr Quartier hinter dem Mehlspeicher der Burgmühle an der Krakauer Straße 3 aufgibt und in die Bäckerstraße umzieht –nämlich in den ehemaligen Laden des Elektronikhändlers Lindau mitten in der Altstadt.
Im Stadtteil gibt es bereits die Geschäftsstellen von CDU am Altstädtischen Markt 3 sowie von AfD am Altstädtischen Markt 2.
Nun gibt es auch ein Umdenken bei der Linken. Deren Geschäftsstelle und Wahlkreisbüros sind erst vor drei Jahren in die Kirchhofstraße 1-2 umgezogen. Doch das immer leerer werdende Bürohaus nahe des Stadtkanals sei nicht mehr attraktiv genug, verrät Fraktionschef René Kretzschmar. Man wolle auch wieder besser für die Mitglieder erreichbar sein und deshalb habe man beschlossen weiter in die Neustadt zu ziehen. Alles hängt noch von der Vertragsunterzeichnung mit der städtischen Wohnungsgesellschaft Wobra ab, doch dürfte das reine Formsache sein, man sei sich schließlich in allen wichtigen Punkten einig. Außerdem muss noch der Landes-Finanzchef der Linken mit unterschreiben. Dann zieht die Geschäftsstelle in die Räumlichkeiten der ehemaligen Heimatstube des Bundes der Vertriebenen in der Neustädtischen Heidestraße 38, Ecke Paulinerstraße.
„Wir standen vor der Wahl, unseren bestehenden Mietvertrag verlängern zu müssen oder uns nach einem neuen Objekt umzusehen“, sagt Parteichef Andreas Kutsche. „Wir haben auch andere Objekte in Augenschein genommen. Ich will es nicht verhehlen, erste Präferenz wäre das Gebäude mit der Trattoria Jassi in der Plauer Straße gewesen. Es hat aber nicht gepasst, weil nur der Eigentümer der einen Hälfte an uns vermieten wollte, der andere nicht.“ Das Haus ist in der Altstadt nicht zu übersehen. Es wäre schön gewesen, in direkte Nachbarschaft zu den anderen Parteien zu ziehen. Dann sei das Angebot der Wobra gekommen, es wurde parteiintern geprüft, der Vorstand habe mit großer Mehrheit zugestimmt.
Unter den atheistischen Linken sorgt die neue Adresse für milden Spott. „Hurra, wir ziehen ins Kloster“, postete Parteimitglied Klaus Erlenkamp auf Facebook wegen der Nähe zu Sankt Pauli.. Dabei wohnt er doch selber auf der Dominsel im Schatten der Mutterkirche.
Von André Wirsing