Jetzt geht es los: Impfstart im Seniorenheim in Brandenburg an der Havel

Ursula Fischer ist die erste, die es sich auf dem Sitz ihres Rollators am Eingang zum Restaurant im Renafan-Seniorenheim an der Neuendorfer Straße bequem macht. Drinnen wuseln noch die Impfteams von DRK und Johannitern, die beiden Ärztinnen und zahlreiche Pflegekräfte umher. Freiwillig gemeldet: Die 97-Jährige gibt unumwunden zu, dass sie doch ein wenig aufgeregt ist. „Es ist ja etwas ganz Neues. Achwo, Angst habe ich keine. Ich habe von vornherein gesagt, dass ich mich freiwillig impfen lassen“, erzählt sie. Fast 130 Impfungen: 104 Bewohner und 25 Mitarbeiter haben sich zur ersten Impfaktion in einem Altenheim der Stadt gemeldet, sagt Einrichtungsleiterin Nadine Fräsdorf. Aufklärungs- oder gar Überzeugungsarbeit musste sie mit ihrem Betreuerteam kaum leisten. „Einige haben von sich aus nachgefragt, wann es denn endlich losgeht.“ Nadine Fräsdorf ist auch ein bisschen stolz darauf, dass ihr Haus als erstes an die Reihe kommt. Ab 9 Uhr sind an diesem Freitag die ersten Bewohner und Pflegekräfte gegen das Sars-CoV-2-Virus geimpft werden. 130 Anmeldungen hatte es zuvor über eine Online-Plattform gegeben. Zwei von vier Impfteams unterwegs: Daraus konnte der Bedarf an Serum und mobilen Impfteams ermittelt werden. Zwei von vier Impfteams sind deshalb im Heim unterwegs. Die Vierer-Teams bestehen jeweils aus einem Arzt und einer Medizinischen Fachangestellten. Verstärkt werden sie durch jeweils einen Rettungssanitäter und eine Schreibkraft von den Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz und Johanniter-Unfallhilfe. Teamarbeit beim Vorbereiten: Kendy Wachow leitet bei den Johannitern den Rettungsdienst. In Teamarbeit mit DRK-Vorstand Andreas Griebel bereiten sie den empfindlichen Impfstoff vor. Die Durchstech-Fläschchen dürfen nur vorsichtig bewegt werden, der Inhalt wird mit Natriumchlorid verdünnt und gemischt, bevor die einzelnen Dosen in den Einmalspritzen aufgezogen werden. Bis dahin sind schon drei Kanülen unterschiedlicher Größen verbraucht. Es gibt sogar bebilderte Beipackzettel und Erklärvideos dazu. Beste Bluse zur Feier des Tages: Als erste Empfängerin ist Doris Fischer dran, sie wird in der kommenden Woche 86 Jahre alt. „Wovor soll ich denn Angst haben? Ich habe mir gerade erst die Augen lasern lassen, da werde ich doch eine kleine Spritze vertragen“, erzählt sie munter. Für den Termin hat sie ihre beste Bluse angezogen, die ist langärmlig. Das ist nicht so günstig, weil ja in die Muskulatur des Oberarms gespritzt wird. Doch mit Hilfe von Nadine Fräsdorf ist der Ärmel ganz oben und Ärztin Stephanie Koßmehl-Müller kann den Impfstoff injizieren. Sie erklärt der Patientin, dass die Einstichstelle danach noch zugehalten wird, weil die Frau ja Blutverdünner nimmt. Bewohner kennen ihre Ärztin: Den meisten Bewohnern ist die Ärztin gut bekannt und vertraut, sie ist schließlich die Heimärztin, nur wenige Bewohner werden von Kollegen betreut. Nach Doris Fischer kommen zuerst die Mitarbeiter an die Reihe, sie müssen nach ihrer Impfung sich noch 30 Minuten im Kaminzimmer aufhalten, um zu sehen, ob es spontane Impfreaktionen gibt. Danach gehen sie wieder ihrem Arbeitsalltag nach. Im Speisesaal haben die beiden Impfteams alles unter Kontrolle. Von André Wirsing