Kultursommer in Brandenburg an der Havel: Teufer wünscht sich Lockdown

Bereits im vergangenen Jahr sollte eigentlich das 20-jährige Jubiläum des Klostersommers gefeiert werden. Aber durch Corona konnte das Event-Theater 2020 nur eine Aufführung auf die Beine stellen. „Takt & Taklosigkeit“, ein Stück über den Komponisten Richard Strauss, konnte trotzdem letztes Jahr im Lämmerstall des Domstiftguts Mötzow aufgeführt werden. Das Herzstück des Jubiläums „Das Wirtshaus im Spessart“ wurde auf dieses Jahr verschoben. Am 5. Juni soll das Stück Premiere feiern – wenn alles so läuft wie geplant. Planloser Blindflug: Ein großes Jubiläum kann auch dieses Jahr nicht geplant werden. „Es gibt keinen Plan. Es ist ein Blindflug“, so beschreibt Hank Teufer die Situation. Teufer ist Leiter des Event-Theaters und Vater des Brandenburger Klostersommers. Und Schauspieler. Im „Wirtshaus im Spessart“ wird er als Wirt Richard zu sehen sein. Das Event-Theater gibt es seit November 2000. Knapp ein Jahr später, im Sommer 2001, fand das Brandenburger Theaterfestival Klostersommer zum ersten Mal statt. Streng genommen wird dieses Jahr also immer noch Jubiläum gefeiert: Nur nicht die Gründung, sondern die erste Aufführung des Klostersommers. Neues Jahr, neuer Ort: Auch der Spielort wurde für dieses Jahr geändert. Statt wie in den vorigen Jahren in der Johanniskirche, finden beide Events im Paulikloster statt. Teufer und sein Team hatten Glück: Andere Veranstaltungen wurden abgesagt, sodass der Ort frei war für den Klostersommer. Der Vorteil des Pauliklosters liegt darin, dass die Veranstaltungen bereits um 16 Uhr beginnen können. In der Johanniskirche konnte man die Situation zu dieser Zeit, aufgrund der großen Glasfront, mit der in einem Gewächshaus vergleichen, berichtet Teufer. Das ist im Paulikloster anders. Da das Publikum meist zu ungefähr 20 Prozent aus Berlin kommt, könnten sie aufgrund der Anfangszeit noch bei Tageslicht einen Zug nach Hause nehmen. Ganz so einfach verlief der Ortswechsel nicht: Das Bühnenbild musste an das Paulikloster angepasst werden. Ursprünglich war ein großer Turm eingeplant, der nun verkleinert werden muss. Grundsätzlich wäre auch das Paulikloster hoch genug für den ursprünglichen Turm, jedoch sind als Brandschutzmaßnahme, in einer bestimmten Höhe Lichtschranken angebracht. „Wir wollen ja nicht ständig die Feuerwehr zu Besuch haben.“, scherzt Hank Teufer. Neue Berühmtheiten: „Das Wirtshaus im Spessart“ wurde bewusst für das Jubiläum ausgewählt. „Denn wo feiert man besser als in einem Gasthaus oder noch besser in einer Spelunke?“, fragt Teufer. Aufgrund der Verschiebung des Theaterstücks mussten drei der eigentlich engagierten Schauspieler ersetzt werden. Joachim Paul Assböck übernimmt nun die Rolle des Räuberhauptmanns Rinaldo Paul. Sein Debüt feiert er im Jahr 1993 im Film „Schindlers Liste“ als Klaus Tauber. Die zweite Veränderung ist Hartmut Guy als Graf Balduin von Sandau. Er besaß in Berlin ein eigenes Restaurant, in dem auch gelegentlich Theaterstücke aufgeführt wurden. Noch immer ist er in verschiedenen Rollen in Film und Fernsehen zu sehen. Feiern in der größten Spelunke: „Ich hoffe stark auf einen baldigen Lockdown. Am besten schon morgen“, sagt Teufer. Nur so sieht er eine Möglichkeit dafür, dass alles wie geplant stattfinden kann. Ein späterer Lockdown wäre fatal. Die Proben für „Das Wirtshaus im Spessart“ sollen eigentlich am 26. April beginnen. Der einzige Notfallplan, den Teufer in der Hinterhand hat, wäre, eine Woche später mit den Proben anzufangen. Aber selbst dann müssten die Schauspieler und Crew-Mitglieder auch am Wochenende arbeiten. Noch einmal verschieben will Hank Teufer dieses Stück nicht. „Dafür habe ich keinen Plan B.“ Ein Liebeskrimi mit Beethoven: „Beethoven und die Liebe“ ist die zweite geplante Aufführung in diesem Jahr. Beethoven wird nachgesagt den bekanntesten Liebesbrief der Musikszene geschrieben zu haben. Nur keiner weiß, an wen dieser gerichtet war. Die Frage, wer die „unsterbliche Geliebte“ ist, soll dieses Jahr gelöst werden, verspricht Teufer. „Ich bin mir 99,9 Prozent sicher, dass wir die richtige Lösung haben“, erzählt Teufer begeistert. Der Ablauf soll dem eines Krimis ähneln, in dem alle potenziellen Geliebten durchgesprochen werden. Auch das Bühnenbild ähnelt einer Privatdetektei. Unterlegt wird alles mit vor Ort gespielter Musik von Beethoven. Als Sopran und Bass wurde das Ehepaar Sabrowski gecastet. Das erleichtert die Proben immens, die voraussichtlich größtenteils als Videokonferenz stattfinden. Manja und Carsten Sabrowski können gemeinsam zuhause üben. Die Antwort auf „Cats“ und weitere Pläne: Für 2022 hat Teufer bereits ein Hunde-Musical geplant, namens „Himmlische Hunde“. 2023 will das Event-Theater „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff im Slawendorf aufführen. „Es wird ein Erlebnis für die ganze Familie. Das Slawendorf ist die Kulisse“, berichtet Teufer. Durch diese Planungen ist es schwer „Das Wirtshaus im Spessart“ erneut zu verschieben. „Ich hoffe stark auf einen baldigen Lockdown. Am besten schon morgen“, sagt Teufer. Trotz allem glaubt er daran, dass der Klostersommer wie geplant stattfinden kann. Tickets können schon im Vorkauf erworben werden. Von Julia Kazmierczak