Am 4. März fällt der Startschuss für die Sanierung der „Brandenburger Molkenmarkt Höfe“. Endlich ist es soweit: Eines der letzten so genannten „ganz dicken Bretter“, die die Brandenburger Denkmalschützer und Stadtsanierer seit Jahren zu bohren versuchten, wird im Herzen der City als Ruine weichen und als Passage in bester Lage wieder auferstehen.
In der nächsten Woche geht’s los
Es gibt nicht mehr viele dieser dicken Bretter, die die Mitarbeiter um Denkmalschützerin Katrin Witt seit Jahren versuchten zu retten. Doch für die vollends ruinösen, unsanierten Häuser am Molkenmarkt 26-28 gibt es nun Hoffnung.
Die alten Gebäude sind nach jahrzehntelangem Leerstand und Verfall derart marode, dass es schier an ein Wunder grenzt, dass sie überhaupt noch stehen. Von der denkmalgeschützten Substanz wird nun gerettet werden, was gerettet werden kann.
Wände und Dächer sind eingestürzt
Hierzu wurden bereits umfangreiche Sicherungsmaßnahmen durch die neuen Eigentümer in die Wege geleitet, erzählt Moritz Krekeler, während er das Haus zum letzten Mal vor Beginn der Arbeiten betritt. Jahrzehntelang wurde an den Gebäuden nichts gemacht.
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Vom Platz aus sehen die Fassaden grausam aus. Doch das ist nichts im Vergleich zum Zustand, der sich dahinter verbirgt. Wände und Dächer sind eingestürzt, der Zugang ist schlicht lebensgefährlich.
Vorbesitzer hatte Interesse verloren
Der Vorbesitzer, der die Immobilien nach der Wende kaufte, hatte das Interesse an den Gebäuden verloren und ließ sich nicht mehr in Brandenburg sehen.
Das änderte sich viele Jahre nicht, obwohl die Oberbürgermeister Helmut Schliesing und Dietlind Tiemann viel dafür taten, Kontakt zu bekommen. Allein, es war umsonst: Alle Versuche, die Sanierung der das Stadtbild verschandelnden Gebäude neben der alten Post anzuschieben, scheiterten.
Fairer Umgang während des Kaufprozesses
Irgendwann im Jahr 2018 klappte es dann doch: Nachdem sich Jahrzehnte nichts an den Bauwerken getan hatte, ging jetzt alles ganz schnell. „Von der ersten Besichtigung bis zum Kauf vergingen nur sechs Wochen“, erzählte Moritz Krekeler seinerzeit der MAZ.
Mit dem alten Besitzer hätten er und seine Partner gar keinen Kontakt gehabt. Das Geschäft habe der Sohn des ursprünglichen Eigentümers abgewickelt. Den Umgang beschreibt Krekeler als „ausgesprochen angenehm und fair.“
Zu DDR-Zeiten wurde hier getanzt
Zu den nebeneinander stehenden Gebäuden mit den Fassaden zum Molkenmarkt gehört außerdem das letzte noch unsanierte Haus in der Großen Münzenstraße 5. Insgesamt 3000 Quadratmeter ist das gesamte Areal groß. Und jeder Brandenburger kennt diese Häuser.
Zum einen, weil sie zum Stadtbild direkt im Zentrum gehören und zum anderen, weil sich dort zu DDR-Zeiten der „Alte Roland“ befand. Das war eine angesagte Diskothek, mit der viele ihr erstes Date oder den ersten Kuss verbinden. Und die älteren Brandenburger kennen das Haus noch als Café Oske und als beliebten Treffpunkt.
Bis 2021 sollen hier Wohnungen entstehen
Entstehen sollen dort bis zum Jahr 2021 die neuen „Brandenburger Molkenmarkt Höfe“, ein moderner, innerstädtischer Gewerbe- und Wohnkomplex, der die malerischen, denkmalgeschützten Fassaden am Molkenmarkt mit modernster Architektur im Hofbereich bis hin zur Großen Münzenstraße 5 kreativ verbinden wird.
Geplant sind moderne Büro-, Praxis- und Einzelhandelsflächen im vorderen Bereich zum Molkenmarkt sowie hochwertige Wohnungen mit Terrassen und Balkonen im ruhigen, geschützten Hofbereich.
Eigentümerin des Areals und zugleich Projektverantwortliche ist die Brandenburger Molkenmarkt Höfe GmbH. Nach Aussage ihrer beiden Geschäftsführer Moritz Krekeler und René Pröfrock werden die Vorbereitungen für den Abriss eine Woche später abgeschlossen sein, damit es am 11. März endlich losgehen kann.
Abriss soll im Juli beendet sein
Dann startet der umfangreiche Abriss der Gebäudeteile, die nicht mehr zu retten sind. So entsteht Platz für den neuen Baugrund. Die Abrissarbeiten werden ungefähr bis Ende Juli 2019 dauern, parallel dazu läuft die Baugenehmigungsplanung durch das Büro Krekeler Architekten.
Die Planer vom Dom haben langjährige Erfahrung im Bereich der Sanierung und Entwicklung denkmalgeschützter Architektur im In- und Ausland. Die Johanniskirche, die Werft und zahlreiche andere Brandenburger Immobilien tragen nach der Restaurierung auch ihre Handschrift.
Bauantrag wird im Sommer eingereicht
Im Sommer wird dann der Bauantrag eingereicht werden für dieses zentrale Bauprojekt, das sich harmonisch ins Stadtbild einfügen und den Molkenmarkt für die Bürger der Stadt als Aufenthaltsort wieder attraktiver gestalten wird.
In den zurückliegenden Wochen haben die Investoren bereits die Nachbarn über das Projekt und die damit verbundenen Beeinträchtigungen informiert. Alle waren begeistert, denn die Ruine in direkter Nachbarschaft ist allen ein Dorn im Auge. Längst ist die Ruine zur Gefahr geworden.
Zufahrt zum Grundstück ist eine Herausforderung
Ein Blick ins weit verzweigte Geflecht aus Häusern, Sälen und Anbauten ohne Dächer lässt die Frage laut werden: Warum stehen die Gebäude überhaupt?
Nicht einfach gestaltet sich die Zufahrt zum Grundstück. Allerdings ist es gelungen, mit dem Besitzer der Glaserei Stamnitz einen Unterstützer des Projektes zu finden, über dessen Grundstück während der Bauphase die Zufahrt gewährleistet wird.
Das ist umso wichtiger, weil zeitgleich mit dem Umbau des Molkenmarktes begonnen wird, der dann nicht mehr befahrbar ist.
Von Benno Rougk