Wenn an einem Montagabend im Damsdorfer Pfarrhaus das Licht brennt, ist es wohl der Kirchenchor, der für seinen nächsten Auftritt probt. Die rund 25 Frauen und Männer begleiten Gottesdienste, erfreuen Bewohner von Altenheimen oder bereiten sich wie in diesen Tagen auf ein großes Frühlingssingen am 27. April in Plötzin vor.
Mit dem Kanon „Fanget an, lasst erklingen euer Singen“, bringt Chorleiterin Maria Schuke aus Töplitz die Stimmen ihrer Schützlinge in Form. Die bekannte Komposition von Hermann Stern gehört zum Füllhorn geistlicher und weltlicher Lieder, das die Sänger immer wieder gern ihren Zuhörern präsentieren. Der Damsdorfer Chor, der hauptsächlich in den Dörfern des Pfarrbereiches Plötzin auftritt, hat vor einiger Zeit unerwartet Verstärkung bekommen. Ausgerechnet aus der nahen Nachbarschaft, der Evangelischen Lukas-Kirchengemeinde Jeserig, haben Sänger des dort inzwischen verstummten Kirchenchores in Damsdorf um Aufnahme gebeten.
„Sowohl von Pfarrer Reinhard Danner als auch von den Sangesfreunden sind wir in Damsdorf mit offenen Armen empfangen worden“, freut sich Silvia Häcker, die mit ihrem Ehemann Joachim und weiteren sieben Mitstreitern nach zahlreichen Misstönen in der Lukas-Kirchengemeinde unter dem Damsdorfer Kirchturm ein neues musikalisches Zuhause gefunden haben.
Chor war feste Größe
„Wir sind für die Aufnahme sehr dankbar. Denn das Singen gehört für uns zur Lebensqualität“, berichten auch Thomas und Jacqueline Keil aus Trechwitz. Vier Jahre war das Ehepaar im Chor der Lukas-Kirchengemeinde aktiv. Dass sich ein funktionierender Chor in Luft auflöste, schreiben die Sänger Pfarrerin Christiane Klußmann zu. Zuwenig habe sie sich für den Chor eingesetzt, bedauert Silvia Häcker. Dabei waren die Sänger in vielen Auftrittsorten eine feste Größe. Sie traten bei Konzerten in Kirchen, öffentlichen Einrichtungen und bei Altersjubiläen auf. „Plötzlich waren wir weg von der Bühne. Als große Verlierer haben wir uns gefühlt.“
Musikalisch weiterentwickelt
Das endgültige Aus kam schließlich mit dem Abzug der Chorleiterin. Aus Kostengründen, wie es hieß. Einsprüche bei Superintendent Siegfried-Thomas Wisch vom Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg waren ebenso erfolglos wie eine Intervention bei der Potsdamer Generalsuperintendentin Heilgard Asmus. Doch weil sich die Deetzer, Trechwitzer und Götzer das Singen nicht verbieten lassen wollen, erheben sie ihre Stimme jetzt unter dem Dirigat von Monika Schuke im Damsdorfer Chor. Die Leiterin hat eine Projektstelle für mehrere Bereiche inne. Einmal in der Woche übt sie mit ihren Damsdorfern neue Stücke. „Hier haben wir uns musikalisch hörbar weiterentwickelt. An Kanons wagten wir uns früher nicht“, so Silvia Häcker.
Doch die Neuen im Damsdorfer Chor wollen nicht länger im Unfrieden zurückblicken. Sie schauen nach vorn auf die nächsten Aufgaben. Ostern steht vor der Tür. In Göhlsdorf und Damsdorf sind Gottesdienste zu begleiten. Aus Verlierern sind Gewinner geworden.
Von Frank Bürstenbinder