Neue Projekte: Oberschüler bauen ein Spiel und erleben Hohenstücken

Hunderter und Fünfziger fliegen durch den Klassenraum, doch echtes Geld ist für Janine Mattis tabu. Die Lehrerin gestaltet bei der Projektwoche „Wir in Hohenstücken“ an der Otto-Tschirch-Oberschule erstmals ein neues Brettspiel, das auf dem Klassiker „Monopoly“ basiert. Max-Herm-Straße als Mittelpunkt: Fotos vom Bürgerhaus, dem Gördenfriedhof und der Vamed-Klinik dienen den Schülern als neue Spielfelder. Zocker spekulieren nicht wie üblich auf vier Bahnhöfe, sondern auf Haltestellen in Hohenstücken-Nord, der Wilibald-Alexis-Straße, am Tschirchdamm und der Rosa-Luxemburg-Allee. Doch welche Straße ist besonders kostbar und somit die Schlossallee Hohenstückens? „Am teuersten ist natürlich die Max-Herm-Straße. Hier befindet sich unsere Schule, deshalb ist hier unser Mittelpunkt“, sagt die Brandenburgerin. Ihr ist wichtig, dass sich Schüler „beim Spiel mit dem Stadtteil identifizieren und hier auch positive Dinge passieren“. Strategie für den Sieg: Sekunden später überblickt der Achtklässler Lukas Regin das 30 x 30 Zentimeter große Spielfeld. Er würfelt, zieht eine Karte und spricht über seine Strategie für den Sieg. „Ich kaufe nur Straßen, die Geld bringen und versuche dann, sie so weit wie möglich auszubauen“, sagt der Oberschüler. Seine Mitschüler entwerfen im Klassenraum Spielgeld mit dem Schullogo, fotografieren mit ihren Smartphones die Straßen des Stadtteils und vereinbaren Regeln für ihre nächsten Partien. „Das ist mal etwas anderes. Wir basteln ein komplett neues Spiel“, sagt Lukas Regin. Die „Hohenstücken-Edition“ steht zwar nicht zum Verkauf, bleibt aber nach der Projektwoche im Raum der Schulsozialarbeiterin Andrea Illgen für Tester verfügbar. Lukas Regin würde noch ein Spielfeld ergänzen, denn sein Lieblingsort ist der Sportplatz in der Kopenhagener Straße. Senioren mit Tipps fürs Leben: Zwei Stockwerke darunter verlassen Jugendliche die Otto-Tschirch-Oberschule. Sie laufen 850 Meter und besuchen Senioren im Martha-Piter-Heim. „Im Alltag denken wir als junge Menschen nicht so häufig darüber nach, wie die Älteren sich fühlen. Doch sie geben einem wichtige Ratschläge, um besser durch das Leben zu kommen“, sagt Florentina Schumann. Der 14-Jährigen ist es wichtig, dass verschiedene Generationen miteinander reden. Rentnerin Erna Piekarz freut sich über die jungen Besucher. Sie gesteht, dass Senioren auch Vorurteile gegenüber den Jugendlichen haben, betont, wie schlimm „dieses Mobbing an Schulen “ ist und gibt den Jugendlichen einen Tipp fürs Leben. „Es ist wichtig, dass ihr positiv denkt, die Gemeinschaft pflegt und niemanden ausgrenzt“, sagt die 84-Jährige. Florentina Schumann nickt, die Achtklässlerin kann sich vorstellen, nach ihrer Schulzeit in der Altenpflege zu arbeiten. Sie will von den Rentnern mehr zur Geschichte des Stadtteils erfahren. Zeitreise durch den Stadtteil: Für die 14-jährigen Danny Weilert und Francis Graf hat die Zeitreise durch Hohenstücken schon begonnen. Sie betrachten bei der Arbeitsgruppe „Gestern-Heute-Morgen“ mit Lehrerin Claudia Hennig Bilder, die den Kiez in den Achtzigerjahren zeigen. Beide sehen, wie Plattenbauten entstehen, die heute nicht mehr existieren und sprechen auch über den Abriss von Wohnblöcken in den letzten Jahren. Hoffnung auf neue Spielplätze: „Einige Orte habe ich gar nicht mehr erkannt, wie hier am Tschirchdamm, wo heute ein Supermarkt steht“, sagt Francis Graf. Sie will wissen, welche Gebäude demnächst in Hohenstücken entstehen und formuliert einen Wunsch. „Ich hoffe auf moderne Spiel- und Sportplätze, für Kinder und Familien“, sagt die Achtklässlerin und blickt in Richtung der Max-Herm-Straße. Schüler und Lehrer stellen die Projekte von „Wir in Hohenstücken“ Freitag, den 28. Februar in der Turnhalle der Otto-Tschirch-Oberschule vor. Gäste können ab 10 Uhr dabei sein. Von André Großmann

Brandenburg an der Havel - Monopoly in Hohenstücken: So spielen Schüler um die teuerste Straße