Neue Streetworkerin: Denise Rexhausen sucht Jugendliche in Hohenstücken

Die geheimen Treffpunkte der Jugendlichen sind das Ziel von Denise Rexhausen. Sie ist neue Streetworkerin beim Humanistischen Regionalverband und sucht im Stadtteil Hohenstücken nach Teenagern im Alter von 14 bis 27 Jahren. Streetwork ist Jugendlichen kaum bekannt: „Ich möchte ihr Ansprechpartner sein und Vertrauen aufbauen. Es ist spannend, zu erfahren, wie sie den Stadtteil sehen, welche Probleme, Ideen und Projekte sie haben“, sagt die 21-Jährige. Bei ihrer Erkundungstour stellt Denise Rexhausen fest, dass die Mehrzahl der Jugendlichen nicht weiß, was Streetwork bedeutet. Die gebürtige Bensdorferin schätzt, dass sie bislang mit 30 Jugendlichen sprach und nur einer Vorwissen zur Straßensozialarbeit hatte. Neustart im „Baumraum“: „Da hilft nur Aufklärungsarbeit. Man kann den Jugendlichen zwar viel erzählen, ich will sie aber ernst nehmen und zeigen, dass wirklich etwas im Stadtteil passiert“, sagt Rexhausen. Momentan sitzt die 21-Jährige im sogenannten „Baumraum“, des Kinder- und Jugendfreizeitclubs (Kiju), ihr neues Büro wird noch renoviert. Das Haus in der Willibald-Alexis-Straße 28 gehört zum Humanistischen Regionalverband. Zwischen Umzugskartons, Brettspielen, aus Holz geschnitzten Vögeln und einem Baumhaus sitzt die Streetworkerin am PC und plant neue Veranstaltungen. Wiederbelebung der Fahrradwerkstatt: Mit Kindern und Jugendlichen arbeitet sie an einem Filmprojekt zum Motto „Hin und weg, Fernweh/Reisefieber“, für das ein 15 Minuten langes Video entsteht. Denise Rexhausen erhofft sich einen Neustart des Anwohnertreffs im Kiju und hat noch einen anderen Wunsch, der wenige Meter entfernt wahr werden könnte. Sie verlässt ihr Büro, läuft mit dem 14-jährigen Max Horvarth über das Kiju-Gelände und öffnet eine Tür. „Hier befindet sich die Fahrradwerkstatt, der seit mindestens drei Monaten Unterstützung fehlt. Ich würde sie gern wiederbeleben. Hierfür suchen wir noch Ehrenamtler, die am Nachmittag mit Jugendlichen zusammenarbeiten“, sagt Rexhausen. Max Horvarth schaut ihr zu, er greift sich ein Rad und möchte sofort helfen. Er ist ein Kind des Stadtteils, hat immer in Hohenstücken gelebt und hofft, dass Jugendliche nicht allein gelassen werden. „Ich fühle mich wohl hier, wünsche mir aber mehr kulturelle Veranstaltungen“, sagt der Neuntklässler. Er ist fast täglich im Kiju, für den Brandenburger ist das Haus in der Willibald-Alexis-Straße 28 eine zweite Heimat geworden. Treffpunkte der Jugendlichen: Denise Rexhausen weiß, dass dies nicht alltäglich ist. Sie betont, dass einige Teenager Jugendclubs meiden, weil sie das Gefühl haben, beobachtet zu werden und nicht viel mit ihrer Freizeit anzufangen wissen. Die Streetworkerin betont, wie wichtig Gespräche mit den Jugendlichen und Präsenz sind, um ihr Vertrauen zu erlangen und Vorurteile abzubauen. „Sie suchen sich oft Orte, wo keine Berührungspunkte mit Bürgern entstehen können, an denen es keinen Ärger geben kann und sie einen Rückzugsort haben“, sagt die Streetworkerin. In sieben Wochen Dienstzeit hat sie mehrere Treffpunkte der Jugendlichen ausgemacht. Dazu gehören unter anderem das soziale Kaufhaus Obolus am Tschirchdamm 17-19, das Parkhaus gegenüber des Rewe-Discounters am Tschirchdamm und der Skatepark Hohenstücken. Probleme im Stadtteil: Dort sind Probleme offensichtlich. „An der Skateanlage können sich Jugendliche nur aufhalten, bis es dunkel wird. Dort fehlen einfach Beleuchtungsanlagen“, sagt Rexhausen. Sie wünscht sich im Stadtteil mehr wetterfeste Unterstellmöglichkeiten für Teenager und bemerkt, dass sich Jugendliche heute seltener in den gleichen Cliquen treffen und häufiger ihre Aufenthaltsorte wechseln. „Ich habe das Gefühl, dass die Jugendlichen aus Hohenstücken eher in die Stadt wollen, weil es hier wahrscheinlich nicht genug Orte gibt, an denen sie sich aufhalten können“, sagt die Streetworkerin. Sie will weiter erkunden, ob sich ihre Vorahnung bewahrheitet. Für die Arbeit als Streetworkerin hat sie sich bewusst entschieden. Denise Rexhausen studierte soziale Arbeit an der Fachhochschule Potsdam und fragte sich, warum kein einziges Seminar zum Thema angeboten wurde. Im vierten Semester absolvierte sie im Kiju ein halbjähriges Praktikum in der sozialen Gruppenarbeit und arbeitete nebenbei als Familienhelferin. Lange Suche nach einem Netzwerk: „Ich finde die Herausforderung spannend, will Jugendlichen ihre Ängste und Sorgen nehmen“, sagt die 21-Jährige. Sie berät Menschen bei Problemen mit dem Kindergeld, Hartz IV und der Steuererklärung, vermittelt Ansprechpartner bei Ämtern und füllt Anträge aus. Momentan ist noch eine Stelle als Streetworker beim Humanistischen Regionalverband frei, Denise Rexhausen freut sich über Unterstützung. Sie ist sich bewusst, dass sie im Stadtteil Hohenstücken noch einen langen Weg vor sich hat. „Ich schätze, dass es Monate oder mindestens ein Jahr dauert, um sich ein Netzwerk aufzubauen“, sagt die 21-Jährige. Sie läuft durch den Stadtteil und spricht den Jugendlichen Jeremy Wilk an. Die Gesprächspartner finden nach Sekunden ein Thema, das kulturelle Angebot für Teenager. Jugendliche und junge Erwachsene erreichen die neue Streetworkerin Denise Rexhausen per E-Mail an streetwork@humreg.de. Von André Großmann

Brandenburg an der Havel - Neue Streetworkerin sucht Jugendliche in Hohenstücken