Neues Leben für Krokodile: Besitzer erneuert Station in Golzow

Action begleitet Karl-Heinz Voigt bei jeder Begegnung mit Krokodil Porky. Das Reptil schwimmt durchs Wasser, sieht sein Herrchen und zeigt die Zähne mit 1,7 Tonnen Beißkraft. Herr der Krokodile: Der Golzower achtet auf die Sicherheit, stellt sich hinter einen Zaun und spricht das Tier an. „Krokodile sind blitzschnell und haben überragende Reflexe. Weil das so ist, sollte man immer vorsichtig sein und sie im Auge behalten“, sagt der 64-Jährige. Neue Technik für 100.000 Euro: Voigt kümmert sich um 12 Kaimane, ein Stumpfkrokodil und leitet die Krokodilstation Golzow, die einzige Anlage für Reptilien im Land Brandenburg. In den letzten beiden Jahren wurde für ihn mit dem Ausbau eines neuen Reptilienhauses ein Traum wahr. Dabei sind zwei neue Wasserbecken mit einer Fläche von 90 Quadratmetern entstanden. Der Golzower investiert dafür 100.000 Euro, 45 Prozent der Summe stammen aus EU-Geldern und vom Land Brandenburg. Aktuell erneuert er die Elektrik der alten Anlagen aus den 80ern und installiert in den nächsten Monaten eine neue Heizung. Aussichtsplattform für Gäste: Durch die Verbesserungen fühlen sich die Tiere im Alltag wohl. Alte undichte Becken erhalten eine dauerhafte Beschichtung, die Wasser besser isolieren und halten es so wärmer. Aktuell leben die Reptilien in Golzow bei einer Wassertemperatur von 23 und einer Lufttemperatur von 30 Grad Celsius. Karl-Heinz Voigt hat eine neue, 27 Quadratmeter große Aussichtsplattform für Besucher gestaltet. Sie ist erstmals zur Wiedereröffnung nutzbar, auf einer Leinwand können Gäste Dokus und Vorträge sehen. Pro Jahr 2000 Besucher: Pro Jahr schauen bis zu 2000 Besucher in der Krokodilstation Golzow vorbei. Momentan ist Karl-Heinz Voigt zwar froh, dass er die Zeit ohne Gäste für Umbaumaßnahmen nutzen kann, andererseits vermisst er seine Besucher. „Ich hoffe, dass wir ab Ostern wieder Besucher in unserer Station haben dürfen. Bis dahin gebe ich alles für die Erneuerung. „Mir wird es nie langweilig, denn ich habe immer etwas zu tun“, sagt der Golzower. Bisse in Finger und Unterarm: 1987 holt er seinen ersten Brillenkaiman, im Jahr 2000 nimmt er acht halbwüchsige Kaimane aus einer Beschlagnahmung des Zolls auf. Obwohl ihn ein junger Kaiman gebissen hat, dabei mehrere Finger und den Unterarm erwischte, liebt er die Tiere. „Das ging zack, zack, zack. Dann war eine Woche Chirurgie angesagt. Krokodile sind reine Fleischfresser. Aber sie sind auch intelligent, Lebenskünstler in allen Lagen und haben sich nicht umsonst Millionen von Jahren erfolgreich erhalten“, sagt Karl-Heinz Voigt. Hoffnung auf Nachwuchs: Er studiert das Leben der Reptilien und wünscht sich für die nächsten Jahre, dass alle Tiere gesund bleiben. Der Rentner hofft auf Nachwuchs bei den Stumpfkrokodilen und ein Männchen bei den Brauen Glattstirnkaimanen. Regeln zur Haltung gibt es im Land Brandenburg kaum, Besitzer sollten aber den Artenschutz beachten, Tiere beim Landesumweltamt anmelden und dafür sorgen, dass Krokodile nicht plötzlich auf der Straße auftauchen. Neben den Reptilien hilft Karl-Heinz Voigt auch anderen hoffnungslosen Fällen und gibt Schildkröten von Privatleuten gegen eine Aufnahmegebühr ein neues Zuhause. Der Golzower läuft über sein Grundstück, geht in die Anlage und stoppt vor der Box der Brillenkaimane Max und Pausine. Dann denkt er an neue Ideen zur Umgestaltung ihres Geheges. „Krokodile faszinieren mich seit meiner Jugend. Sie sind besonders und vom Aussterben bedroht. Ich helfe ihnen gern. Das ist mein Hobby, das mich erfüllt. Vielleicht kann ich diese Begeisterung weitergeben. Ich wünsche mir, dass sich irgendwann meine Enkel um die Krokodilstation kümmern“, sagt Karl-Heinz Voigt. Fragen zu Krokodilen und Besichtigungsterminen per Mail an karlheinzvoigt01@aol.com und telefonisch unter 0172/38 84 790. Von André Großmann